Zitat von Christine im Beitrag #25hr Vater und zwei weitere Familienmitglieder, die vor ihrem Verschwinden mit der 17-Jährigen in den Irak gereist waren, werden inzwischen als Beschuldigte in dem Ermittlungsverfahren geführt...
Werden als Tatverdächtige geführt, aber dürfen gemeinsam in den Irak ausreisen?
Admin und Foren Moderatorin Hinweise zu den hier aufgeführten Fällen bitte an die zuständige Polizeidienststelle
Nach Reise in Irak: 17-Jährige seit Wochen vermisst – neues Material wird ausgewertet
Update vom 22. Juni, 11:06 Uhr: Im Vermisstenfall der 17-jährigen Zhinwar M. aus Bielefeld dauern die Ermittlungen weiter an, wie eine Sprecherin der Polizei Bielefeld am 22. Juni auf 24RHEIN-Nachfrage bestätigte. Aktuell gebe es keine neuen Entwicklungen, die zu einem baldigen Auffinden der 17-Jährigen führen könnten, so die Sprecherin. Derzeit werde das IT-Material ausgewertet, davon erhofft man sich möglicherweise neue Erkenntnisse.
Jesidin aus Bielefeld vor zehn Monaten verschwunden – Verdacht gegen Eltern und Bruder lässt sich nicht erhärten
Polizei findet keinen Beweis für Mord an Zhinwar im Irak BielefeldZehn Monate nach dem Verschwinden der Bielefelder Schülerin Zhinwar M. (17) im Nahen Osten hat die Mordkommission „Reise“ ihre Ermittlungen beendet. Von Christian Althoff Donnerstag, 09.02.2023, 22:00 Uhr 15.02.2023, 16:42 Uhr
Einen Beweis dafür, dass die Eltern oder der Bruder Zhinwar getötet oder sie Verwandten im Irak übergeben hätten, haben die Polizisten nicht gefunden – auch nicht bei der Auswertung zahlreicher Handys und Computer. Die Auswertung ergab allerdings Hinweise auf Spannungen, die zwischen dem Mädchen und dem Rest der Familie geherrscht haben sollen.
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Eltern kritisierten Verhalten Zhinwar stammt aus einer kurdischen Familie jesidischen Glaubens. Nach eigenen Angaben hatten die Eltern nichts gegen die westliche Lebensart ihrer Tochter, doch soll Zhinwar Grenzen überschritten und ein sehr freizügiges Verhalten gezeigt haben, das u.a. auf einem Video zu sehen sein soll. Das wollten die Eltern nicht hinnehmen.
Streit eskaliert Im Frühjahr vergangenen Jahres eskalierte die Situation. Zhinwar M. ging zum Jugendamt und gab an, sie werde von ihrer Mutter und ihrem Bruder bedroht. Sie sagte, ihre Eltern meinten, sie hätte Schande über die Familie gebracht. Und sie erklärte, sie solle möglicherweise in den Irak verschleppt werden – eventuell, um mit einem Cousin verheiratet zu werden. Die Schülerin sagte außerdem, sie sei schon länger mit einem Muslim zusammen, was nach jesidischer Religion verboten ist. Unklar ist allerdings, ob die Familie von der Beziehung wusste.
Kurz darauf soll Zhinwar unerlaubt die EC-Karte ihrer Mutter an sich genommen und damit 1000 Euro abgehoben haben – wofür, ist unklar.
Reise in die Türkei Am 9. April flogen die Eltern mit Zhinwar und ihrem Bruder nach Istanbul – nach Angaben der Eltern, um dem Mädchen einen Wunsch zu erfüllen und seine Zähne richten und bleichen zu lassen. Weil der Zahnarzt das wegen des Alters der Patientin abgelehnt habe, sei man weiter in den Irak gereist. Dort sei der Eingriff durchgeführt worden
In Vernehmungen gaben die drei Beschuldigten im Juni an, Mutter und Bruder seien mit Zhinwar wegen einer Nachuntersuchung im Irak geblieben, während der Vater wegen geschäftlicher Termine zurück nach Deutschland geflogen sei. Die Mutter habe mit Zhinwar in der Nähe der Stadt Dohuk einen Ausflug mit einem Taxi unternommen, als das Mädchen plötzlich aus dem Wagen gesprungen und weggelaufen sei. Seitdem fehlt jede Spur von der damals 17-Jährigen, die als Diabetikerin auf Insulin angewiesen ist.
Hier, in der Nähe von Duhok, soll Zhinwar verschwunden sein. Foto: Louis Witter / imago Die Familie geriet unter anderem in Verdacht, weil sie erst nach zwei Wochen in Deutschland Vermisstenanzeige erstattet hatte. Vorher war eine Freundin, die sich Sorgen gemacht hatte, zur Polizei gegangen.
Die Kripo nahm an, das Mädchen sei aus Gründen der „Familienehre“ im Irak getötet worden. Sie leitete ein Verfahren gegen Vater, Mutter und Bruder ein und stellte mehr als zwei Dutzend Handys, Computer und andere Datenträger sicher. Die Auswertung dauerte Monate, ein Beweis für ein Verbrechen wurde jedoch nicht entdeckt.
Spannungen in der Familie Deutlich wurden aber die Spannungen in der Familie. So soll Zhinwar bereits ein halbes Jahr vor ihrem Verschwinden klargemacht worden sein, dass man sie auch gegen ihren Willen in den Irak schaffen könne. Auch eine indirekte Morddrohung soll von den IT- Auswertern entdeckt worden sein.
Anklage ohne Leiche möglich Im Prinzip braucht die Staatsanwaltschaft keine Leiche, um einen Mord anzuklagen. Doch dann müssen die Indizien schon sehr belastend sein. Zhinwars Äußerungen beim Jugendamt, Spannungen in der Familie und sich zum Teil widersprechende Aussagen der Familienmitglieder – „das reicht meiner Meinung nach nicht, um jemanden wegen Mordes vor Gericht zu stellen“, sagt Verteidiger Andreas Chlosta, der Zhinwars Vater vertritt. „Ich rechne damit, dass das Verfahren in den nächsten Wochen eingestellt wird.“ Die Mordkommission soll ihren Abschlussbericht bereits an die Staatsanwaltschaft geschickt haben. Beide Behörden wollen aber im Moment nichts zu dem Fall sagen.
Offenbar haben nicht alle Polizisten den Verdacht, Zhinwar könne tot sein. Oder war das nur ein Versehen? Die Kripo schickte dem Mädchen jedenfalls jetzt einen Anhörungsbogen an seine Bielefelder Adresse. Zhinwar wurde aufgefordert, sich zu dem Vorwurf zu äußern, im März 2022 die EC-Karte der Mutter genutzt zu haben.