Rätselhafte Rostlaube Ingolstädter Polizei ermittelt nach Autowrackfund in der Donau Wohl keine Verbindung zu Straftat
19.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:17 Uhr
Ingolstadt (DK) Ein kürzlich aus der Donau geborgener VW Golf beschäftigt die Polizei und beflügelt die Fantasie vieler Ingolstädter. Die Vermutung, es könnte sich um das Auto des seit 1989 vermissten Lorenz Riegler handeln, bestätigte sich jedoch nicht. Wem der Wagen gehörte, bleibt wohl für immer unklar.
Die Bergungsaktion hatte bereits am 6. April stattgefunden, war aber erst eine Woche darauf bekannt gegeben worden. Polizeitaucher hatten den Kleinwagen über eine Sonaraufnahme in Höhe der Peisserstraße im Ingolstädter Südosten geortet. Als sie der Sache buchstäblich auf den Grund gingen, stellten sie fest, dass es sich um einen alten VW Golf handelte. Hatte nicht auch Lorenz Riegler ein Fahrzeug dieses Typs besessen, als er in der Nacht zum 23. Dezember 1989 verschwand? Von dem damals 20-Jährigen aus Mindelstetten-Grashausen im Kreis Eichstätt und seinem Auto fehlt bis heute jede Spur.
Beim Bergen stellte sich rasch heraus, dass es nicht Rieglers Auto sein konnte. Der alte VW Golf in der Donau ist blau lackiert und ein Cabriolet, der des Vermissten war weiß und mit geschlossenem Fahrgastraum. Trotzdem ermittelte die Polizei weiter, ob nicht doch ein Zusammenhang mit irgendeiner Straftat vorliegt. "Wir haben tagelang recherchiert", sagt Markus Steger von der Ingolstädter Inspektion. Er hatte Kontakt mit der Zulassungsstelle aufgenommen, mit dem Bundeskraftfahrtamt, dem Landeskriminalamt, den Spezialisten von Dekra und Tüv oder dem Gemeinschaftsverband der Versicherer. "Außer der Fahrgestellnummer hatten wir nichts. Es hätte ja sein können, dass sie einmal registriert worden ist, bei einer Hauptuntersuchung, nach einem Unfall oder einem Vergehen." Steger hatte sogar ehemalige Kollegen gefragt, ob sie sich an einen Kriminalfall erinnern, der mit dem Cabrio in Zusammenhang stehen könnte. Alles Fehlanzeige.
Eines steht zumindest fest: Der verrottete VW Golf aus der Donau war am 30. Juli 1991 vom Wolfsburger Volkswagenwerk an ein Autohaus in München-Grünwald ausgeliefert worden. Die Firma besteht längst nicht mehr. "Der Name des Erstbesitzers lässt sich nicht mehr nachvollziehen", sagt Polizeiermittler Steger. Irgendwelche persönlichen Gegenstände fanden sich in dem Auto nicht. "Es ist vermutlich zehn Jahre oder länger im Wasser gelegen, da hat es alles weggespült, was Aufschluss geben könnte. Nach so langer Zeit sind auch alle Daten bei uns oder in den Behörden gelöscht, sodass wir da wohl nicht mehr weiterkommen."
Nachdem unsere Zeitung von der Bergung berichtet hatte, waren aber doch Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Einige Anrufer hatten einen Zusammenhang mit dem Fall Riegler vermutet, andere bewiesen ein besonders langes Gedächtnis. "Da war tatsächlich jemand, der sich daran erinnert, dass vor etlichen Jahren ein solcher VW eine Zeit lang abgemeldet in der Ingolstädter Hindenburgstraße gestanden sein soll", berichtet Markus Steger.
Ein anderer Zeitgenosse zeigte gar Interesse an dem Wrack und wollte es wieder herrichten, ein Ding der Unmöglichkeit, so übel, wie es aussah. Ein paar Tage lang war der verrottete VW Golf bei der Ingolstädter Feuerwehr zwischengeparkt, inzwischen ist er auf dem Schrott gelandet. Das letzte Kapitel seiner Geschichte bleibt also rätselhaft. Eine illegale Altwagenentsorgung erscheint als die wahrscheinlichste Variante.
Ebenso mysteriös präsentiert sich der Fall Riegler, auch wenn zwischendurch ein wenig Licht ins Dunkel kam. Zwei seiner Bekannten waren 2002 wegen Aussetzung mit Todesfolge verurteilt worden, weil sie den betrunkenen 20-Jährigen in der Nacht seines Verschwindens in einem Wald bei Mendorf zurückgelassen hatten. Dort war er unter nie geklärten Umständen gestorben. Die Männer hatten ihn tags darauf - an Heiligabend 1989 - tot im Auto gefunden. Wie sie vor Gericht sagten, hatten sie den VW samt Leiche bei Großmehring in der Donau versenkt. Alle Suchaktionen dort blieben aber vergeblich.