Berliner Landgericht, Saal 504. Es ist das Ende einer tragische Mutter-Sohn-Beziehung in Berlin-Marzahn. Zum Schluss des Prozesses sagt die Richterin zu dem Sohn: „Vielleicht überwinden Sie irgendwann die Traurigkeit über das, was Sie getan haben.“ Dann wendet sie sich an die Mutter: „Und Sie finden vielleicht Ihren Frieden und die Kraft, Ihrem Sohn zu vergeben.“
ZitatSIE heißt Greta W. (63). Häuschen im Grünen. Ehe intakt. Tochter aus dem Haus. Nur nicht der Sohn.
ER heißt Tom W. (33). „Eigentlich ganz solide“, sagt Vater Joachim W. (65). Der Sohn ist Veganer. Raucht nicht, trinkt nicht. Keine Drogen. Er war mal Teile-Einrichter. Ist lange schon arbeitslos. Ein Stubenhocker, der sich gern in seinem Zimmer einschließt, Gitarre und am Computer spielt.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
Ist ein wenig spät, aber ich hab jetzt erst davon erfahren...
Ich kenne den Täter gut. Ich habe die Tat kommen sehen und mehrfach versucht Hilfe von Hilfehotlines und ähnlichem zu bekommen - leider ohne Erfolg. Ich habe ihn in der Ausbildung kennengelernt. War immer schon als etwas "merkwürdig" eingestuft. Die meisten Leute haben ihm nie eine Chance gegeben, weswegen sein Freundeskreis einige Zeit lang nur "mein" Freundeskreis war. Man fand ihn "merkwürdig." Ich vermute, dass eine Krankheit auf dem Autismusspektrum existierte. Er hatte Schwierigkeiten zwischen den Zeilen zu lesen und kam nicht Sarkasmus oder Ironie zurecht. Typische Asperger-Anzeichen halt. Er hatte ein gutes Gedächtnis und konnte erstaunlich intelligent sein, wenn ihn eine Sache interessierte, aber er war für die normale Schule kaum zu gebrauchen. Als jemand der in seiner Jugend auch häufig eher der "Nerd" war, habe ich schnell das Gefühl gehabt, dass er nicht viele Freunde hatte und ihn mal zu ner Pen&Paper Rollenspielrunde eingeladen und darauf baute sich dann unsere Freundschaft die nächsten 15 Jahre auf. Ein paar meiner Freunde mochten ihn jedoch nicht und haben das relativ offen gezeigt. In der Ausbildung wurde er teils hart gemobbt. Wir waren in einer schulischen Ausbildung unterwegs und unsere Wege trennten sich im Berufsleben als ich aufgrund meiner Noten in eine bessere - 3jährige - Ausbildung geschickt wurde, während er in der zwei-jährigen blieb. Diese war auch nicht "Teile-Einrichter" sondern "Teile-Zurichter" - eine Ausbildung die es mittlerweile wohl nicht mehr gibt. Als wir dann in verschiedenen Ausbildungen waren hat das Mobbing nur zugenommen - besonders weil seine neue Klasse nun auch hauptsächlich aus den Leistungsschwächeren bestand, also denen die in dieser "ich hab keinen Bock"-Ausbildung die jenigen waren, die von allen den wenigsten Bock hatten. In einem Vorfall hatten seine Klassenkameraden ihn so sehr provoziert, dass er im Sport-Unterricht angefangen hat mit Bänken um sich zu werfen. Das haben diese dann aufgenommen und auf Youtube hochgeladen, was dazu führte, dass in unserer Ausbildungsstelle ein absolutes Handyverbot aufgestellt wurde.
Er wurde immer einsamer. Hatte das Gefühl jeder kommt voran ausser ihm. Spielte viel Lotto in der Hoffnung, dass ihm das das Leben rettet. Ich habe ihm oft gesagt, dass die Wahrscheinlichkeit unfassbar gering ist und es Blödsinn seine Hoffnungen darauf zu legen. Hatte viele ... ich will nicht sagen "Verschwörungstheorien" im Kopf, aber schien immer so als wüsste er am Besten wie die Welt funktioniert und wenn jeder nur das machen würde, was er sagt, wären alle Probleme auf der Welt gelöst.
Irgendwann fing er plötzlich an, davon zu reden, was Gott wohl von der Welt in ihrem jetztigen Zustand hält. Ich fands komisch, aber da wir beide Rollenspieler waren hab ich das als übertriebene Theatralik abgehandelt, bis er urplötzlich angefangen hat sich selbst als Gott zu bezeichnen. Er meinte er wäre ein Gott und sei auf die Welt gekommen um sie zu beurteilen und dass die Menschheit versagt hätte. Beim ersten dieser Gespräche blieb ich noch ruhig, begann aber diverse Stellen für Psychiatrische Hilfe anzuschreiben, ohne Erfolg. Ich habe selbst ein paar soziale Ängste und tu mich sehr schwer mit Telefonaten, weswegen ich leider auch keine Anrufe getätigt hatte... das macht mich jetzt natürlich ein bisschen fertig. Er hatte erhöhte Aggression gegen seine Mutter. Ich habe ihm immer gesagt, dass er glücklich sein soll, dass sie ihn noch nicht rausgeworfen habe. Sie versuchte ihn sogar beschäftigt zu halten, indem er sich häufig beim Kochen ausleben durfte und seinen eigenen kleinen Gemüsegarten bekam, aber seine Aggression ihr gegenüber nahm leider trotzdem stetig zu. Beim letzten Gespräch meinte ich - zu diesem Zeitpunkt sicher zum 10ten Mal - auf eine ruhige Art und Weise er solle sich mal einen Therapeut suchen, weil er tief unglücklich wäre und sich in Illusionen flüchte. Er erzählte davon, dass sein Vater mal von einem Therapeut schlecht behandelt wurde und er deshalb allen Psychiatern misstraue. Ich sagte ihm, er könne nicht damit weiter machen sich für einen Gott zu halten woraufhin er anfing mir vorzuwerfen, dass ich schon immer ein schlechter Freund gewesen wäre und ich ihn die ganze Zeit nur als Hampelmann missbraucht hätte. Das war der Knackpunkt und ich sagte ihm, dass er mit seiner Scheisse meine eigene Gesundheit gefährdet, woraufhin er mich überall blockte und ich nichts mehr von ihm hörte. Das war etwa im Oktober 2020 ... ich war selbst psychisch fertig, wegen der Lockdown-Geschichte und was das für meine berufliche Sicherheit bedeutete und konnte die regelmässigen Streitgespräche nicht mehr mitmachen. Ich merkte später, dass sein Steam Account komplett gelöscht wurde, was mich schockierte, da er hunderte von Games auf Steam hatte.
Ich habe ende letzten Jahres schon einmal nach seinem Namen gegoogle't aber nichts gefunden. Ich hatte aber bei der Suche auch einen dummen Fehler begangen und nach dem vollen Namen gesucht, den die deutsche Presse ja idR. nicht angibt. Gestern habe ich dann mal nach dem Stadtteil Marzahn und seinem Namen gesucht und bin dann fündig geworden. Alter stimmt, Name stimmt, ich habe die Fotos vom Tatort mit seinem Wohnort verglichen und die stimmen tatsächlich auch überein. Bitter... Ich habe ihn nie einen Aluhut tragen sehen, aber er ist in den letzten 5 Jahren zunehmenst schlimmer geworden, was solche "Alle wollen mir ans Leder"-Gedanken anging. Zuletzt beklagte er sich auch über extreme Vergesslichkeit. Veganer war er noch nicht als wir aufgehört hatten zu reden, aber er war am Essen allgemein interessiert und probierte auch gerne Veganes essen aus. Dass er eine Gitarre spielte wäre mir allerdings neu.
Ich werde wohl mal bei seinen Eltern vorbeigehen... mal schaun ob ich ihn im Gefängnis besuchen kann. Egal was er denkt ... irgendwo ist er immer noch mein Freund und trotz allem was er gemacht hat, tut er mir leid.
ZitatER sitzt nun schon seit fünf Monaten hinter Gittern, in einer Psycho-Klinik. Dort wird er nach dem Urteil des Berliner Landgerichts auch bleiben: „In seinem aktuellen Zustand ist er für die Allgemeinheit gefährlich“, sagt Richterin Fabienne Unger. „Er ist das Opfer einer schweren psychischen Erkrankung.“ Besonders traurig sei, dass man das Gefühl nicht loswerde, der tragische Ausgang hätte verhindert werden können.
Das Zitat stammt aus dem Eingangspost.
Demnach hätte bei einer frühzeitigen Erkennung seiner Erkrankung einges getan werden können und zwar von allen Seiten? Allerdings kennt man auch die Wege in Deutschland und Hilfe zu bekommen ist alles andere als einfach. Die Argumentationen von Hilfestellen sind zum Teil abenteuerlich.
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ZitatGemeinsame Meldung Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin Heute früh wurden Polizei und Feuerwehr zu einem Doppelhaus im Kiebitzgrund in Marzahn alarmiert. Der 65-jährige Anrufer schilderte den eintreffenden Einsatzkräften, dass der 33-jährige Sohn gegen 3 Uhr in das eheliche Schlafzimmer gekommen sei und unvermittelt mit einem Beil auf seine Mutter einschlagen habe. Der Stiefvater hätte den Sohn von weiteren Schlägen abhalten können. Der 33-Jährige soll sich im Anschluss in seinem Zimmer verbarrikadiert und ein Feuer gelegt haben, schließlich sei er geflüchtet. Brandbekämpfer löschten die Flammen in dem Zimmer und Rettungskräfte brachten die 63-Jährige mit schweren Kopfverletzungen in ein Krankenhaus, wo sie sofort operiert wurde. Lebensgefahr soll für die Verletzte zurzeit nicht bestehen. Der tatverdächtige Sohn wurde gegen 7.45 Uhr in Kaulsdorf angetroffen und festgenommen.