Prozess um Skandal-Pflegedienst 2 Millionen Euro bei Krankenkassen abgezockt
Urlaub unter Palmen: Stan M. (50) war Geschäftsführer des inzwischen insolventen Pflegedienstes. Ab Dienstag steht er vor Gericht
Von: Andreas Bachner 14.06.2021 - 19:39 Uhr
München – Statt Hilfe beim Anziehen, Waschen und Toilettengang gab es Fahrten zum Einkaufen, zum Friseur, zur Maniküre und Putzdienste in der Wohnung!
Mega-Abrechnungsskandal rund um den inzwischen insolventen Münchner Pflegedienst Irena GmbH: Eine vierköpfige Bande soll zwischen 2015 und 2019 über 2 Mio. Euro Schaden durch falsche Verordnungen verursacht haben. Vor dem Landgericht München I startet am Dienstag der Prozess gegen die Pflege-Abzocker, ihnen wird laut Staatsanwaltschaft München I u.a. gewerbs- und bandenmäßiger Betrug vorgeworfen.
Ihr perfides System funktionierte, weil Ärzte und auch die Patienten den Betrug mittrugen. Pflegestufen erschlichen, fingierte Verordnungen – Ärzte und Patienten wussten vom Betrug
Die beiden Köpfe der Gruppe, Geschäftsführer Stan M. (50) und Pflegedienstleiter Waldemar K. (63), warben über Annoncen zumeist russischsprachige Klienten an. Sie versprachen ihnen Hilfe beim Putzen und Kochen, boten Fahrten zu Arztbesuchen, zum Friseur oder zur Maniküre an. Sogar ein monatliches Handgeld sollten die Patienten teilweise erhalten, um den Betrug zu decken.
„Man kommt zu ihnen zweimal am Tag, auf dem Papier steht fünfmal am Tag!" – Die Ermittlungen (150 Bände, 237 Seiten Anklageschrift, Anm. d. Red.) zeigten auf, wie die Bande systematisch den Betrug bis ins kleinste Detail geplant hatte. Bei einigen der über 70 Patienten sei demnach sogar ein Pflegegrad erschlichen worden. Stan M. und Waldemar K. sollen laut Staatsanwaltschaft die Patienten für die Begutachtungen „trainiert" haben. Krücken, Rollatoren und Badewannenhilfen wurden demnach vor den Begutachtungen in die Wohnungen geschaffen, um so den Anschein ihrer Pflegebedürftigkeit zu erwecken.
In der Amalienburgerstraße in München hatte die inzwischen insolvente Firma ihren Sitz
Sieben in München praktizierende Ärzte sorgten laut Staatsanwaltschaft für die benötigten fingierten Verordnungen etwa zur häuslichen Pflege. So konnten laut Anklage Leistungen wie „Kompressionsstrümpfe ausziehen und anziehen" sowie für „Abgabe von Medikamenten" und „Hausbesuche" abgerechnet werden.
Einige Patienten bekamen sogar mehrere Hundert Euro „Schweigegeld" pro Monat
2 045 550 Euro wurden so zwischen Februar 2015 und Oktober 2019 über ein Abrechnungsunternehmen bei den Kranken- und Pflegekassen sowie den Trägern der Sozialhilfe in Rechnung gestellt. Die Patienten bekamen laut Ermittlungen sogar Handgeld, teilweise mehrere Hundert Euro monatlich, um den Betrug zu decken.
Die Angeklagten, darunter auch der Sohn (29) von Bandenchef Waldemar K. und die Partnerin (47) von Geschäftsführer Stan M., schwiegen bisher zu den Vorwürfen. Laut Kai Wagler, Verteidiger von Waldemar K., solle es aber Verständigungen geben. Sein zweiter Verteidiger Matthias Bohn wollte sich auf Anfrage nicht zu den Anschuldigungen gegen seinen Mandanten äußern. Ebenso wenig Christina Keil, die Anwältin von Geschäftsführer Stan M. Mit Praktikanten aus Bosnien : Pflegedienst-Chefin prellt Krankenkasse
Sie schickte Praktikanten zu kranken Senioren, rechnete bei der Krankenkasse aber voll ab. Prozess gegen Helga S. (68) am Landgericht.
An vier Tagen wird der Fall verhandelt, Ende Juni soll bereits ein Urteil fallen. Doch der Abrechnungsskandal wird die Justiz noch lange beschäftigen. Laut Staatsanwaltschaft München I werden derzeit noch Ermittlungen „gegen weitere rund 50 Beschuldigte, insbesondere gegen die eingeweihten und mitwirkenden Ärzte und Patienten" geführt.
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Die gleiche Masche lief doch jahrelang in Dortmund. Dort laufen wohl noch Ermittlungen. Aufsichtsbehörden schauen auch gerne nicht so genau hin, denn eine Heimunterbringung ist noch viel teurer. Solange Senioren nicht mißhandelt werden, tut sich da nicht viel.--- Eine andere Gelddruckmaschine sind WGs mit beatmungspflichtigen Patienten. Auch da schaut man gerne nicht so genau hin aus gleichem Grunde. Pflegebedürftige Bürger haben leider keine Lobby, aber irgendwann sind wir fast alle davon betroffen, ob selber oder als Angehörige.
In ganz Deutschland rollt der Rubel - ganz groß in Berlin.
Ja, Wachkoma usw. ist eine Gelddruckmaschine und es schaut tatsächlich keiner genauer hin.
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