Kommissare entwickeln Infrarot-Kameras für den Tatort
Der graue Kasten hat zwei Griffe rechts und links und ein großes Display in der Mitte. Auf ihm wird Unsichtbares sichtbar.
Vor drei Jahren waren die Düsseldorfer Polizisten Maikel Stiefel, Andreas Nick und Oliver Schnitzke ins Grübeln gekommen. Irgendwie müsste sich die Spurensicherung am Tatort doch vereinfachen lassen. Den Inhalt ganzer Kleiderschränke mit Luminol einzusprühen, um nach Blutspuren zu suchen, und dabei noch zu riskieren, DNA-Spuren zu zerstören - damit wollten sich die Kriminaltechniker nicht bis zur Pensionierung abfinden.
Dann hatten sie eine Idee, bastelten einen Prototypen und stellten ihn den Experten im Landeskriminalamt vor. Die waren begeistert, und das Landesamt für polizeitechnische Dienste in Duisburg machte sich ans Werk, die Idee zur Serienreife zu vollenden.
Was bei James Bond die Entwicklungsabteilung "Q" ist, heißt hier "Sachgebiet Sonderentwicklung". Und dort spuckte schließlich ein 3D-Drucker 100 handliche graue Gehäuse aus, deren Innenleben die Auszubildenden Lukas Berger und Domenik Seib zusammensetzten. Seit Freitag werden die Geräte auf die Kriminalhauptstellen des Landes verteilt.
Aber auch aus anderen Bundesländern gebe es bereits Nachfrage nach den neuen Hightech-Geräten "Made in Düsseldorf und Duisburg". 1000 Euro pro Stück habe gekostet, was auf dem Markt 12 000 bis 35 000 Euro koste, ohne auf die Bedürfnisse der Polizei zugeschnitten zu sein.
Die Anwendung ist kinderleicht und beeindruckend: Erst auf dem Display erkennt man die großen Fußabdrücke auf dem scheinbar sauberen T-Shirt und die Blutflecken aus einem weiteren. Die Löcher im Kleidungsstück, das wird ebenfalls erst auf dem Display deutlich, sind von Schmauchspuren gesäumt und somit eindeutig Einschusslöcher und nicht Spuren des letzten Waschgangs. Was am Freitag im Landeskriminalamt nicht gezeigt wurde: Bei verwesenden Leichen kann das Gerät Tätowierungen in der Haut weder sichtbar machen, die das menschliche Auge allein nicht mehr sehen würde.
An mehreren Tatorten habe sich das "KTvisio" genannte Gerät bereits bewährt. "Ich hatte mal einen Verdächtigen, der hatte 30 bis 40 schwarze T-Shirts im Schrank", berichtet Stiefel. Früher hätten die alle mit Luminol eingesprüht werden müssen, um sie auf Blutspuren zu untersuchen - mit der Gefahr, dabei DNA und Form der Spuren zu zerstören.
"Das ist eine Spitzenidee", lobte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Freitag den Erfindergeist der Beamten. 2500 Euro Prämie wurden an die Erfinder verteilt, die darauf verzichteten, das Gerät mit einem eigenen Start-up gewinnbringend zu vermarkten. Ihnen gehe es nur um die Polizeiarbeit, versichern sie. Das Gerät erspare zwar nicht in jedem Fall weitergehende Analysen, helfe aber auf jeden Fall bei der Entscheidung, ob das schwere Ledersofa oder der fest verklebte Teppich überhaupt ins Labor abtransportiert werden muss.
Schön zu sehen, daß es noch echte Beamte gibt , die ihren Beruf ernst nehmen und sich Gedanken machen. Auch der Verzicht auf eigene Vermarktung ist mehr als löblich.--- Gerade ein D haben die gut ausgerüsteten Werkstätten und qualifizierte Mitarbeiter eine lange Tradition. Wenn man die Preise sieht für Geräte ohne Konkurrenz, da kann man sich nur wundern. Da soll einer ´mal sagen, daß Behörden nichts auf die Reihe bekommen..................... Im Ultra-Rot Bereich oder dem Bereich der Nah-Infrarotspektroskopie lassen sich auch so einige Sache finden, auch z.B. ein verstecktes Plastik-Messer oder eine unechte "Schwangere" entlarven. Geht eben auch manchmal ohne Röntgenstrahlung.