Mutmaßliches Versteck von Ex-RAF Terroristen in Seevetal entdeckt
Sind es Spuren der Terrorvereinigung RAF? Ein Großaufgebot der Polizei war am Samstag auf einem Feld in Helmstorf im Einsatz. Dort fanden die Ermittler ein blaues Kunstoff-Fass mit brisantem Inhalt: Schriftstücke und Dokumente, die im direkten Zusammenhang mit der Roten Arme Fraktion stehen könnten. Das bestätigt heute das Landeskriminalamt Niedersachsen.
Die Schriftstücke sind nach Angaben des Landeskriminalamts aus den 1980er Jahren. Außerdem befanden sich im Fass noch Behältnisse mit Flüssigkeiten. Ein Experten Team der Polizei untersuchte die Flüssigkeit noch vor Ort auf gefährliche Stoffe: Entwarnung. Das Fass samt Inhalt konnte gefahrlos geborgen werden.
Ersten Erkenntnissen nach, ist ein Bezug der Schriftstücke zur bundesweit agierenden Terror Gruppe RAF nicht auszuschließen. Außerdem gehen die Ermittler davon aus, dass die gefundenen Gegenstände und Schriftstücke bereits vor Jahrzehnten in Helmstorf vergraben worden sind.
Rund 100 Beamte durchkämten das Gebiet nach weiteren möglichen Erddepots. Ohne Ergebnis.
Aufgrund des Alters der aufgefundenen Gegenstände wird aktuell davon ausgegangen, dass sich aus diesen keine Hinweise auf den Aufenthalt der gesuchten Ex-RAF-Terroristen Ernst Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette ergeben werden. Sie sind weiterhin auf der Flucht.
Waldarbeiter haben in Niedersachsen einen ungewöhnlichen Fund gemacht: In einem vergrabenen Fass haben sie mutmaßliche RAF-Schriftstücke und andere verdächtige Gefäße entdeckt. Das Landeskriminalamt untersucht den Fund nun.
Südlich von Hamburg ist bei Waldarbeiten womöglich ein altes Erddepot der Roten Armee Fraktion (RAF) entdeckt worden. Bei Baumschnittarbeiten in einem privaten Waldstück stießen Arbeiter am Samstagnachmittag auf ein Kunststofffass, das im Boden vergraben war. Der Fund ereignete sich nahe Helmstorf in der niedersächsischen Gemeinde Seevetal. Der Ort ist äußerst verkehrsgünstig gelegen, weil dort mehrere Autobahnen zusammentreffen. Das niedersächsische Landeskriminalamt übernahm inzwischen die Ermittlungen.
In dem Kunststofffass befanden sich mehrere Schriftstücke aus den achtziger Jahren sowie Behältnisse mit zunächst unbekannten Flüssigkeiten. Die Funde werden derzeit durch das LKA weiter untersucht. Der Fundort wurde bereits nach weiteren Depots abgesucht....
Die RAF hatte im Jahr 1998 ihre Selbstauflösung bekanntgegeben. Insbesondere in Niedersachsen hatte es in den vergangenen Jahren jedoch Raubüberfälle der früheren RAF-Terroristen Ernst Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette gegeben, die seit vielen Jahren im Untergrund leben und offenbar auf Einnahmen angewiesen sind. Die Überfälle richteten sich meist auf Geldtransporter oder Einkaufsmärkte und ereigneten sich häufig in der Nähe von Autobahnauffahrten.
Im Oktober 1982 war schon einmal ein Depot der RAF entdeckt worden. Damals wurde – nach Behördenangaben von Pilzsammlern – südlich von Frankfurt nahe der Autobahn 3 ein Erdversteck mit Waffen, Geldscheinen, Autokennzeichen und gefälschten Pässen gefunden. Der Fund ermöglichte den Sicherheitsbehörden einen entscheidenden Schlag gegen die RAF: Das Depot wurde von der GSG9 überwacht und zwei Wochen später konnten die Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Adelheid Schulz dort festgenommen werden.
Das LKA Niedersachsen teilte der F.A.Z. mit, dass man mögliche Parallelen zu dem alten Depot in Hessen noch nicht überprüft habe. Man suche jedoch das Gespräch mit dem damals zuständigen Bundeskriminalamt (BKA). Waffen seien in dem Seevetaler Depot nicht gefunden worden.
Erddepot könnte Bunker der »Revolutionären Zellen« sein
Die in Niedersachsen im Waldboden vergrabene Plastiktonne aus den Achtzigerjahren könnte nach SPIEGEL-Informationen ein Versteck der »Revolutionären Zellen« sein. Darauf deuten dort gefundene Schriftstücke der Terrorgruppe hin.
Es war ein Zufallsfund. Beim Baumfällarbeiten stießen Arbeiter am vergangenen Freitag im niedersächsischen Seevetal auf eine runde Plastiktonne, die im Waldboden vergraben war, nur wenige Zentimeter unterhalb der Bodendecke. Der Inhalt: Ordentlich in Plastikhüllen verpackte Schriftstücke und diverse Chemikalien samt einer Bombenbauanleitung. Sofort kam die Frage auf: Handelt es sich um eine sensationelle Hinterlassenschaft der RAF? Ein Erdbunker, der helfen könnte die letzten Geheimnisse der Roten-Armee-Fraktion zu lüften, die Deutschland in den Siebziger- und Achtzigerjahren mit einer Serie von Mord- und Terroranschlägen überzog?
Eine erste Sichtung des Materials in der Tonne deutet nach SPIEGEL-Informationen auf eine andere Terrororganisation hin. Am Samstagabend versandte die Polizei einen internen Vermerk, in dem es um eine erste Sichtung der Inhalte geht. Nach »Inaugenscheinnahme der Fotos mit den lesbaren Seiten scheint es sich um Schriftmaterial aus den Reihen der bundesweit agierenden Revolutionären Zellen zu handeln«, heißt es in dem Papier. Unter anderem befindet sich demnach ein Artikel aus dem April 1980 unter den Fundstücken. Er stammt aus der Publikation »Revolutionärer Zorn«, Nr. 7, einer Zeitung der Revolutionären Zellen.
Die Revolutionären Zellen (RZ) waren eine ebenfalls von den Siebzigern bis in die Neunzigerjahre hinein in der Bundesrepublik aktive Terrorgruppe. Anders als die straff im Untergrund organisierten Terroristen der RAF, handelten die Revolutionären Zellen in kleinen unabhängigen Gruppen, die nebenbei ganz normalen Berufen nachgingen und sich politisch engagierten. Darum wurden sie bisweilen auch als »Feierabendterroristen« belächelt.
Auf das Konto der RZ gehen eine ganze Reihe von Anschlägen und sogenannten Knieschussattentaten. Gezielte Tötungen von Menschen lehnten sie – anders als die RAF – indes ab.
Die RZ verübte Anschläge auf den ITT-Konzern in Berlin und Nürnberg, die »Rote Zora«, ein Ableger von militanten Frauen, führte einen Bombenanschlag auf das Bundesverfassungsgericht durch. Zudem gab es einen internationalen Ableger der RZ, deren Mitglieder sich an dem Überfall auf die Opec-Konferenz (1975) und an der Entführung einer Air-France-Maschine von Athen nach Entebbe (1976) beteiligen. Das Kommando bei diesen Aktionen hatte eine palästinensische Terrororganisation.
Eine Endbeurteilung des aktuellen Fundes sei noch offen, heißt es in dem Polizeivermerk. Die Durchsicht der übrigen Schriften sei noch nicht abgeschlossen. Zudem stehen DNA-Analysen aus. Bei den sichergestellten Chemikalien handelt es sich nach SPIEGEL-Informationen um Schwefel-, Essig- sowie Salzsäure.
22.01.2021 13:42 1.882 Geheimes Erddepot: Kein RAF-Versteck, aber Bezug zu linker Terror-Gruppe?
Seevetal/Hannover - RZ statt RAF? Das bei Seevetal in Niedersachsen gefundene Erddepot gibt weiter Rätsel auf.
Eine Woche nach dem Fund untersucht das LKA Niedersachsen die alten Gegenstände weiter auf mögliche Spuren. Das sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Landeskriminalamtes am Freitag in Hannover.
Erst wenn dies abgeschlossen sei, werde sich genau sagen lassen, welcher Gruppierung das Versteck zuzuordnen sei.
Bei Waldarbeiten südlich von Hamburg war vergangenen Freitag ein vergrabenes Kunststoff-Fass mit alten Dokumenten und Chemikalien entdeckt worden.
Nach erstem Augenschein hatte das LKA vermutet, dass das Depot in den frühen 1980er Jahren von der linksterroristischen Rote Armee Fraktion (RAF) angelegt worden sein könnte.
Mittlerweile deute die Auswertung der sichergestellten Schriftstücke eher auf Urheber aus den Reihen der Gruppierung Revolutionäre Zellen (RZ) hin, sagte die Sprecherin.
Das sind die Revolutionäre Zellen
"Bei den Schriftstücken handelt es sich unter anderem um Anleitungen zur Herstellung von Brand- und Sprengsätzen." Auch gehe es um Wundversorgung, zum Beispiel bei Schussverletzungen.
Auf das Konto der linksextremen Terrorgruppe Revolutionären Zellen sollen von den 1970er bis zu den 1990er Jahren bis zu 300 Anschläge gehen, meist gegen Gebäude.
Es gab aber auch Gewalt gegen Menschen. Anders als die RAF im Untergrund lebten die meisten RZ-Mitglieder in der Legalität.
Über die mögliche Zuordnung des Funds zu den RZ hatten zuvor der Spiegel und das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.
Das LKA stellte für kommende Woche einen Bericht über den Ermittlungsstand in Aussicht.
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ZitatAnders als die RAF im Untergrund lebten die meisten RZ-Mitglieder in der Legalität.
Kaum zu glauben, wie die das dann hinbekommen haben:
".... Die RZ kamen aus dem militanten autonomen Spektrum. Sie handelten als lose organisierte und unabhängig voneinander agierende Zellen. Seit 1976 fungierten sie unter dem Namen Revolutionäre Zellen. Es gab Kontakte zur RAF, zur Bewegung 2. Juni und auch zu palästinensischen Gruppen und dem lange Zeit weltweit gesuchten Terroristen Carlos.
Die ersten Anschläge verübten die RZ im November 1973 in Berlin und Nürnberg gegen den Konzern ITT. Im Jahr 1975 führte eine Frauengruppe der RZ einen Bombenanschlag auf das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe durch. Die Rote Zora, wie sich die nur aus weiblichen Mitgliedern bestehende Gruppe kurz danach nannte, trat in der Folge als eigenständige Organisation auf. Bis in die 1980er Jahre gab es gemeinsame Anschläge beider Gruppen.
Zudem existierte eine internationale Zelle der RZ, deren Mitglieder an verschiedenen internationalen Anschlägen beteiligt waren: So beispielsweise Hans-Joachim Klein, neben Gabriele Kröcher-Tiedemann (Bewegung 2. Juni) an dem Überfall auf die OPEC-Konferenz 1975 unter Carlos. Auch an der Entführung einer Air-France-Maschine von Athen nach Entebbe im Jahr 1976 waren die RZ beteiligt.... "
..." Obwohl die RZ die gezielte Tötung von Menschen nach eigenen Aussagen ablehnten, führten sie mehrere sogenannte „Knieschuss“-Attentate durch. Ziel dieser Anschläge war es angeblich, das Opfer schwer zu verletzen und für längere Zeit arbeitsunfähig zu machen.[9] Die Ermordung des hessischen Wirtschaftsministers Heinz-Herbert Karry 1981 soll auf eine solche Aktion zurückgehen; die genauen Umstände sind nie geklärt worden. In einem Bekennerschreiben stellte die RZ die Tötung als Unfall dar, zeigte jedoch keine Reue.[10] Am 20. September 1983 wurde auf das Rechenzentrum des MAN Werks Gustavsburg ein Sprengstoffanschlag verübt. Der Sachschaden betrug dabei mehrere Millionen DM.[11] Dem Leiter der Berliner Ausländerbehörde Harald Hollenberg wurde 1986 und dem Vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht Günter Korbmacher ein Jahr später in die Beine geschossen."...