Wegen ihres westlichen Lebensstils Familie soll Mordkomplott gegen Heda B. (23) geplant haben
22. September 2020 20:28 Aktualisiert 25.09.2020 14:08
Was für eine Mutter plant, das eigene Kind zum Krüppel schlagen oder gleich umbringen zu lassen? Heda B. (23) lebte zu westlich für den Geschmack ihrer Familie aus Tschetschenien. Das kostete die junge Frau fast das Leben. Sie steht nun unter Zeugenschutz – und ihre halbe Familie vor Gericht.
Kriminalgericht, Saal 500. Geboren in Tschetschenien. Russische Pässe. Seit Jahren in Berlin. Als Innensenator Andreas Geisel (SPD) im Dezember 2019 die Berliner Organisierte Kriminalität analysierte, kamen Täter mit russisch-eurasischem Hintergrund gleich nach Rockern und arabischen Clans. Ermittler stellten „ungewöhnlichen Zusammenhalt“, ein „rigoroses Sanktionssystem“ und „transregionale Vernetzung“ fest. Von „Ehre“ ist oft die Rede in diesen Kreise, mit Ehre hat das allerdings nichts zu tun.
Oberstaatsanwalt Michael Wachs von der Berliner Generalstaatsanwaltschaft verliest die Anklage. 14 Seiten Hass in feinstem Juristendeutsch: Verbrechens-Verabredung, versuchte Mord-Anstiftung, schwere Freiheitsberaubung.
Hedas Mutter Hava I. (45, ohne Beruf), Bruder Daurbek B. (24, ohne Beruf) und der ehemalige Jura-Student Mairbek K. (36) sitzen hinter Panzerglas (verhaftet am 18. Januar 2020). Die mutmaßlichen Helfer des Komplotts gegen die abtrünnige Frau sind ihr Onkel Tamirland D. (28, ohne Beruf) und Zelimkhan Ba. (29, ehemaliger Management-Student), beide auf freiem Fuß.
Die junge Frau sei 2018 islamisch verheiratet worden, so die Anklage. Nach drei Monaten vor dem „hochgradig psychisch kranken“ Mann geflohen. Sie habe ihn angezeigt – wegen versuchter Ausreise zum Terror-ISIS in Syrien. Kurz vor der Aussage gegen ihn sei sie von der Familie nach Georgien verfrachtet worden, so die Anklage. In einem Gebirgstal wochenlang gefangen gehalten, auch geschlagen worden.
In der Folgezeit sei überlegt worden, wie es weiter geht mit ihr, „die durch das Verlassen des Ehemannes, der Aussage bei der Polizei, der Abtreibung eines Kindes und möglicherweise weiterem nachfolgenden vermeintlichen Fehlverhalten die Familienehre verletzt hatte“, so die Anklage. Mitte Dezember 2019 sei „intensiv eine Tötung im Ausland“ erörtert worden, sollte ihre erneute Verheiratung scheitern mit einem Mann aus dem Pankisital in Georgien.
Als Killer bot sich laut Anklage der Ex-Jurastudent bei der Mutter an, da deren Tochter „solange sie noch am Leben ist, immer gefährlich sein wird“. Die Mutter soll laut Anklage auch überlegt haben, ihre Tochter „zum Krüppel zu machen“ – während der Bruder nach einem Ehemann suchte, „der sie unter Kontrolle halten könnte“.
Bis zur Festnahme von Mutter, Bruder und Ex-Jurastudent war Mord fast täglich Thema zwischen ihnen, das beweisen Protokolle der abgehörten Telefonate der Familie. Jetzt schweigen die mutmaßlichen Mordkomplizen vor Gericht.
Freitag soll die Tochter als Zeugin aussagen, bewacht von bewaffneten Bodyguards.
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