Berlin & Brandenburg Physische und psychische Misshandlung an Ballettschule Stand: 20:04 Uhr
Staatliche Ballettschule Berlin
Quelle: dpa-infocom GmbH Was ist erlaubt für Tanz auf höchstem Niveau? Die Staatliche Ballettschule Berlin ist international renommiert. Doch zwei Berichte sehen das Wohl der Schüler gefährdet.
Berlin (dpa) - Klima und Methoden an der Staatlichen Ballettschule Berlin und der verbundenen Schule für Artistik sind erneut von Experten heftig kritisiert worden. Die von der Bildungsverwaltung im Februar eingesetzte unabhängige Clearingstelle geht nach einem am Donnerstag präsentierten Zwischenbericht davon aus, «dass sich Kindeswohlgefährdung durch physische und psychische Misshandlung, emotionale Vernachlässigung, Vernachlässigung der Gesundheitsfürsorge sowie der Fürsorge- und Aufsichtspflicht erkennen lässt».
Bisher haben der Pädagoge Arthur Kröhnert, langjähriger Bundesgeschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Kinderschutz-Zentren, und die Psychologin Elke Nowotny, Ex-Vorstandsmitglied des Kinderschutz-Zentrum Berlin, 108 Gespräche oder E-Mailwechsel mit aktuellen oder ehemaligen Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrerinnen und Lehrern geführt. Insgesamt hatten sich 203 Menschen an die Clearingstelle gewandt.
Kröhnert und Nowotny berichteten von körperlichen Übergriffen, emotionaler und psychischer Gewalt wie «Anschreien, Beschimpfen, Beschämen des Körpers und der Leistung, Bagatellisieren, Drohen», aber auch von sexuellen Grenzüberschreitungen und «sexualisierten Äußerungen durch Fachkräfte». Ursache sei etwa ein «traditionell autokratisches Führungsprinzip» in einem geschlossenen System Schule.
Zuvor hatte bereits eine Expertenkommission eine «Kultur der Angst» an der Schule festgestellt. Beide Kommissionen wollen bis Herbst abschließende Berichte vorlegen.
Schulleiter und Künstlerischer Leiter der Ballettschule waren im Zuge der Untersuchungen der zunächst anonymen Vorwürfe vom Dienst freigestellt worden. In Stellungnahmen sprachen sie von «Verleumdungen, Falschbehauptungen und Anschuldigungen», die kursierten. Inzwischen wurden Leitungsposten neu ausgeschrieben.
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Eine Expertenkommission bestätigt schwere Vorwürfe von Schülern und Eltern: An einer der renommiertesten Ballettschulen Deutschlands gebe es "physische und psychische Gewalt". Hier schildern Betroffene, was sie erlebt haben.
Der Sohn habe gern "Schwanensee" und die "Mondscheinsonate" gehört, das Tanzen und Verkleiden geliebt. Seine Mutter freute sich darüber und wollte den Grundschüler fördern. Svea Hohensee schickte ihn zum Kindertanzen an der Staatlichen Ballettschule Berlin. Ihrem Jungen machte der Unterricht Spaß. Und er hatte Talent. Im August 2019 wurde er Schüler der Ballettklasse.
Hohensee sagt, sie und ihr Mann hätten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, sie hätten gewusst, dass Ballettunterricht hart sei, Disziplin erfordere und viel Training. Sie waren sich nicht sicher, ob sie ihrem Sohn das zumuten wollten. Am Ende habe sein Wunsch den Ausschlag gegeben. Er habe tanzen wollen, und sie wollten ihm nicht im Weg stehen, so erzählt es die Mutter in einem Gespräch am Telefon.
Sie erinnert sich gut an die Einschulung im August 2019. Ihr Sohn begann in der fünften Klasse. Die Ballettstunden finden vor und nach dem normalen Schulunterricht statt, die Schüler können eine Berufsausbildung zum Bühnentänzer oder Artisten absolvieren, aber auch das Abitur und einen Bachelor-Abschluss in Bühnentanz erwerben. Einige Dutzend der rund 300 Schüler leben im Internat auf dem Schulgelände. Jungen und Mädchen aus der ganzen Welt bewerben sich um einen Platz. Die Schüler sind 10 bis 19 Jahre alt. .....