Sie hielten ihn gefangen, drohten damit, ihm die Ohren abzuschneiden und seine Familie zu töten, falls er nicht den Schleuserlohn an die Vietnamesen-Mafia bezahlt. Aber Berlins „Richter Gnädig“ ließ die drei Angeklagten mit einer Bewährungsstrafe laufen!
Das Skandal-Urteil vom 23. Mai 2019 empörte Berlin. Warum kommt das organisierte Verbrechen so milde davon? Doch jetzt hat sich der Bundesanwalt eingeschaltet und der Fall kommt am 8. Januar vor den 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs (BGH) in Leipzig.
► Hintergrund: Im Juni 2018 wurde der Vietnamese Van N. über Russland nach Berlin geschleust. Sein Ziel: eine Arbeitsstelle in Großbritannien. Dort sollte er auch den Lohn (16.000 Euro) zahlen.
► Am 27. Juni landete Van N. zunächst in einem „Safe House“ an der Rhinstraße (Lichtenberg). In den Wohnungen dort werden illegal eingereiste Vietnamesen versteckt. Doch plötzlich sollte er das Geld bereits hier der Bande geben. Er wurde gefoltert, bis ihm einen Tag später die Flucht ins berüchtigte Dong Xuan Center gelang. Als er merkte, dass seine Peiniger schon nach ihm suchten, rettete er sich in eine Polizeiwache.
► Bei der Razzia am 30. Juni im „Safe House“ sprang der Boss der Menschenhändler aus dem Fenster des 5. Stocks 15 Meter tief in den Tod.
Sein Mittäter Dau B. (20) wurde schwer verletzt, die Komplizen Nhan V. (29), Van P. (36) und die Köchin der Bande, Mai T. (17), wurden ebenfalls verhaftet.
Prozess-Panne 1: Noch vor Beginn der Hauptverhandlung am 13. März 2019 wird das Opfer der Menschenschmuggler in sein Heimatland abgeschoben, kann nicht mehr aussagen.
Prozess-Panne 2: Es wird vergessen, der Jugendlichen Mai T. einen gesetzlichen Vertreter beizuordnen.
Sein Mittäter Dau B. (20) wurde schwer verletzt, die Komplizen Nhan V. (29), Van P. (36) und die Köchin der Bande, Mai T. (17), wurden ebenfalls verhaftet.
Im Verfahren unter dem Vorsitz von Jugendrichter Gregor Hain (54) wird die Schuld auf den toten Banden-Boss geschoben. Mit Erfolg!
Richter Gnädig macht seinem Spitznamen alle Ehre, verurteilt die Menschenschmuggler wegen Mithilfe zu einer versuchten, besonders schweren räuberischen Erpressung zu einer Bewährungsstrafe von bis zu einem Jahr.
Die unglaubliche Begründung: umfassendes Geständnis, gute Sozialprognose – und die erlittene Untersuchungshaft von bis zu acht Monaten war „aufgrund der fehlenden Deutschkenntnisse über das normale Maß hinausgehend belastend…“
Verteidiger Mirko Röder (54) zufrieden: „Die Entscheidung ist richtig. Wegen fehlender Deutschkenntnisse wäre mein Mandant außerhalb seines Kulturkreises in der Haft isoliert.“
Wie B.Z. exklusiv erfuhr, legte der Bundesanwalt Revision beim Bundesgerichtshof in Leipzig ein und entzog Richter Gnädig das Verfahren.
Begründung: Dem Landgericht unterliefen Rechtsfehler – und es hätte die Angeklagten wegen versuchter räuberischer Erpressung im besonders schweren Fall verurteilen müssen. _____________________________________________________________________________________________________ Klein-Hanoi, Drehscheibe für Menschenhandel
Das berüchtigte Dong Xuan Center in Lichtenberg gilt als Klein-Hanoi von Berlin.
Auf dem großen Gelände an der Herzbergstraße, unweit der Rhinstraße, stehen mehrere Markthallen, in denen vor allem vietnamesische Händler Gewürze, Bekleidung und Elektronik anbieten. Auch große Friseur-Stände und Asia-Küchen gehören dazu. Doch inoffiziell gilt das Center als Drehscheibe für Menschenhandel.
► Seit 2012 registrierte die Polizei 474 vietnamesische Minderjährige, die von Jungendeinrichtungen als vermisst gemeldet wurden. Ihre Spur führt die Ermittler häufig ins Dong Xuan Center. Hier, so vermuten die Fahnder, müssen die Jugendlichen die Schleuserkosten abarbeiten.
► 2018 beschlagnahmte die Bundespolizei bei einer Gewerbe-Kontrolle kistenweise Aktenordner und Datenträger.
► Auch einige der 39 toten Vietnamesen, die im Oktober 2019 in Kühl-Containern in Grays (England) entdeckt wurden, sollen nach Hinweisen der englischen Behörden über Berlin geschleust worden sein. Das ergab die Auswertung unter anderem von Facebook-Profilen eines der Opfer (17). Im Zuge der Ermittlungen wegen Verdach
t des illegalen Menschenhandels und fahrlässiger Tötung konnten die Fahnder drei Tatverdächtige in England und zwei in Vietnam festnehmen.
Immer wieder macht das Center wegen verheerender Brände Schlagzeilen – so im Juli 2019 und im Mai 2016.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
Am 30. Juni 2018 stürmt die Polizei das „Safe House“ der Bande in Lichtenberg und verhaftet vier Tatverdächtige Foto: Sven Meissner
30. Juni 2018. Der mutmaßliche Boss der Schleuser-Bande springt bei einer Razzia aus den 5. Stock in den Tod (Foto: Sven Meissner)
Im März 2019 wurden Nhan V. (29, re.) und Van P. (36) sowie ein weiterer Mittäter angeklagt, erhielten Bewährungsstrafen (Foto: Olaf Wagner)
Jugendrichter Gregor Hain (54, Spitzname Richter Gnädig) verurteilte die drei Angeklagten nur wegen Beihilfe zum Versuch der räuberischen Erpressung (Foto: Olaf Wagner)
Anwalt Mirko Röder (54) vor dem Dong Xuan Center (Foto: Mathias Becker)
Das Dong Xuan Center in Lichtenberg (Foto: Privat)
Auch Vietnamesen aus Berlin sollen unter den 39 Toten im Lkw in England gewesen sein (Foto: Reuters)
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