„Marcel hat alle getäuscht“ Jetzt spricht die Schwester der ermordeten Dreifachmutter aus Eberswalde
Katja Ch. (30) wurde am 28. August beigesetzt. Ihre Schwester Sandra (24) kann das Grab aus Trauer einfach nicht besuchen
Jörg Bergmann B.Z. 15. November 2019 16:03
Sandra B. (24) ist erschüttert über die Tat, die laut Staatsanwaltschaft ihr Schwager begangen haben soll. Sie fragt sich, wie Marcel Ch. (37) nur so schauspielern konnte.
Monatelang hatte sie gehofft, dass der Mörder ihrer Schwester Katja Ch. schnell gefunden wird. Ohne es zu ahnen, hatte sie monatelang Kontakt zu ihm. Er heuchelte Trauer vor und spielte Entsetzen. Jetzt spricht Sandra B. (24) – die Schwester der ermordeten Dreifachmutter aus Eberswalde – über die Tat, die laut Staatsanwaltschaft ihr Schwager begangen haben soll.
Die 24-Jährige hat ihre neugeborene Tochter auf dem Arm. Fünf Wochen alt ist das Mädchen. Es kam acht Wochen zu früh zur Welt. Ein Grund war wohl der Schock um den Mord an der Schwester. Ein anderer die Sorgen um die Neffen und die Nichte, um die sich Sandra nun auch kümmert. Die kleine Joleen trägt jetzt als Zweitnamen den Namen ihrer ermordeten Tante Katja weiter.
Die Spurensicherung der Polizei am Haus, in dem Katja Ch. (30) ermordet wurde (Foto: Jörg Bergmann)
„Marcel hat mich und alle anderen getäuscht“, sagt Sandra B. unter Tränen. „Er hat mir in die Augen gesehen und mich angelogen. Das war schon beim Auffinden meiner toten Schwester am 3. August so.“ Ihr Schwager hätte sie damals angerufen. Angeblich, weil der jüngste Sohn nicht aufhörte zu weinen, er aber Katja Ch. nicht erreichen konnte.
„Ich sah meine Schwester leblos im Wohnzimmer liegen“
Die zu der Zeit hochschwangere Sandra B. ging dann mit in die Wohnung, die Marcel mit dem Schlüssel des ältesten Kindes geöffnet habe. „Ich sah meine Schwester leblos im Wohnzimmer liegen“, sagt sie. „Ich lief zu ihr und versuchte sie mit einer Herzdruckmassage wiederzubeleben. Nach gefühlten 10 Minuten konnte ich nicht mehr und hörte auf. Mein Papa hatte inzwischen die Polizei angerufen.“
Die Kinder Jonas* (11), Anka* (5) und Florian* (2) haben ihre Mutter verloren (Foto: Privat)
Marcel habe sich an dem Abend wie ein trauernder Ehemann verhalten. Er habe geweint und gewimmert: „Wer hat ihr das angetan?“, fragte er die Schwester fassungslos. Sie sagt: „Wie man nur so schauspielern kann.“
Auch bei der Beerdigung am 28 August habe der Mann alle getäuscht. Sandra B.: „Er hat am Grab neben meinen Eltern gestanden, geweint und die Beileidswünsche der zahlreichen Trauergäste entgegengenommen.“
Katja Ch. wurde laut Staatsanwaltschaft von ihrem Ehemann Marcel Ch. (37) getötet (Foto: Jörg Bergmann)
Die große Frage nach dem „Warum?“
So groß der Schock um die Identität des mutmaßlichen Täters ist – so erleichtert seien Sandra B. und ihre Familie auch, dass er nun endlich gefasst wurde. Die Indizien hätten zwar auf Marcel hingedeutet, „aber glauben konnte ich es nicht, oder ich wollte es nicht wahrhaben“, sagt sie.
Die Schwester der Toten sei froh, dass Marcel jetzt im Gefängnis sitzt. Doch die Frage „Warum?“ quält sie noch immer. „Eifersucht? Doch auf wen sollte er drei Wochen nach der Trennung eifersüchtig sein?“, fragt sie sich. Ihre Schwester habe Marcel nicht wegen eines anderen Mannes verlassen.
Im Gegenteil: „Er hat mit einer anderen Frau angebändelt“, sagt Sandra B., „und dann ist das Fass eben bei ihr übergelaufen und sie hat ihn aus der Wohnung geworfen.“ Wenig später war Katja Ch. tot …
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
Getötet vom eigenen Ehemann – Angeklagter gesteht vor Gericht
Eine dreifache Mutter aus Eberswalde (Barnim) trennt sich vom Vater ihrer Kinder. Zwei Wochen später ist die junge Frau tot, offenbar erwürgt vom eigenen Ehemann. Der hat die Tat am Montag vor Gericht gestanden - ohne eindeutiges Motiv.
Frankfurt (Oder).
Im Prozess um den mutmaßlichen Mord an seiner Ehefrau hat der Angeklagte aus Eberswalde (Barnim) die Tat gestanden. Die 30-Jährige habe ihm am 2. August vergangenen Jahres gesagt, dass sie ihn nicht mehr liebe, sagte er am Montag vor dem Landgericht Frankfurt (Oder). Daraufhin habe er die Frau mit beiden Händen erwürg. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin nach dem Motiv sagte der 38 Jahre alte Mann: „Diese Frage stelle ich mir seitdem jeden Tag.“
Die Anklage wirft dem Gebäudereiniger heimtückischen Mord aus niederen Beweggründen vor. Der Mann soll seine Ehefrau, mit der er drei Kinder im Alter zwischen drei und elf Jahren hat, aus Eifersucht getötet haben. Im Fall einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe. Sein Opfer war am Morgen des 3. August in Eberwalde von Familienangehörigen gefunden worden. Der 38-Jährige wurde im Zuge der Ermittlungen erst drei Monate später, am 11. November vergangenen Jahres, verhaftet, nachdem er sich bei Vernehmungen in Widersprüche verstrickt haben soll. Der Mann sitzt seither in Untersuchungshaft.
Paar lebte bereits getrennt
Zum Zeitpunkt der Tat lebte das Ehepaar in Eberswalde bereits getrennt. Die dreifache Mutter soll ihren Mann vor die Tür gesetzt haben. Eigenen Angaben nach war der Angeklagte im gleichen Wohngebiet bei Freunden untergekommen. „Ich hatte gehofft, sie braucht nur eine Auszeit“, sagte der 38-Jährige am Montag vor Gericht und beteuerte, seine Frau immer noch zu lieben. In der Vergangenheit habe sie ihm „so viele Chancen gegeben“, nachdem er „viel Mist gebaut“ habe.