ITALIENER ERSCHOSSEN Prozess in Graz 18 Jahre nach Mordkomplott
Es ist ein Mordfall, wie ihn Hollywood nicht besser schreiben könnte. Ein einsamer Italiener fällt auf die Liebesschwüre einer schönen Slowakin herein, gibt ihr sein ganzes Geld, plant die gemeinsame Zukunft. Doch irgendwann wittert der Verliebte den Betrug und geht zur Polizei. Sein Todesurteil. Der Prozess steht bevor.
Im Sommer vor 18 Jahren fand ein Radfahrer Gianmaria Vitali auf einem Feldweg in Sinabelkirchen. Der 47-jährige Italiener war mit einem Kopfschuss hingerichtet worden, nachdem ihn ein Messerstich in den Rücken offenbar nicht gleich getötet hatte - wir haben mehrfach über diesen brutalen Mordfall berichtet.
Was machte das Opfer in Sinabelkirchen? Am Tatort fanden die damaligen Ermittler weder Projektil noch Hülse, geschweige denn andere Spuren, die auf den oder die Täter schließen hätten lassen. Außerdem konnte sich niemand erklären, wie der 47-Jährige von der Slowakei, die er am Vorabend mit dem Zug verlassen hatte, nach Sinabelkirchen auf einen einsamen Feldweg gekommen war.
Slowakin schon 2001 unter Verdacht Seine damalige Freundin Ludmila B. und ihr Umfeld waren schon damals ins Visier der Ermittler geraten. Doch die schöne Blondine hatte ein wasserdichtes Alibi - sie war mit ihrem neuen Lover auf Urlaub in Mexiko. Vielleicht mit dem Geld, das sie vorher dem schwer verliebten Italiener abgenommen haben soll? Es ging um 50.000 Euro aus einem Erbe, das sich der Italiener hatte auszahlen lassen. Und um eine mehr als 200.000 Euro hohe Lebensversicherung, die er angeblich auf Ludmilas Tochter abschließen ließ.
Verschmähter zeigte „große Liebe“ an Fest steht, dass der Italiener irgendwann begriff, dass ihn seine Angebetete im großen Stil betrügt. Denn nachdem sie sein Geld hatte, war plötzlich alles anders. Schwer getroffen ging der enttäuschte Italiener, der keinen Cent mehr hatte, daraufhin in der Slowakei zur Polizei und zeigte die damals 36-Jährige an. Kurz darauf war Gianmaria tot.
Gab die Betrügerin den Mord in Auftrag? Jahrelang galt der Mord als ungeklärt, bis sich einer der mutmaßlichen Auftragskiller verplapperte. „Ich hab einen Italiener ermordet und dafür nie mein Geld bekommen“, soll er einem Bekannten vor zwei Jahren bei ein paar Bier anvertraut haben. Dazu erzählte er Details, die eigentlich nur der Täter wissen konnte.
Der Bekannte, ein Afghane, ging daraufhin zur Polizei und ein engagierter slowakischer Ermittler nahm sich der Sache an. Gemeinsam mit der Mordgruppe des Landeskriminalamts Steiermark und dem zuständigen Staatsanwalt setzte man Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen zusammen und deckte das feige Mordkomplott auf.
Doch Ludmila - sie soll als Escort-Girl gearbeitet haben - und ihr Ex-Schwager Michal B., dem sie den Mordauftrag gegeben haben soll, sind nach wie vor auf freiem Fuß. Die slowakischen Behörden lieferten nur den mutmaßlichen Killer, der sich verplappert hatte, und einen an Krebs erkrankten Komplizen, der Auto und Waffe zur Verfügung gestellt haben soll, an Österreich aus.
Prozess startet Anfang Dezember Der mit Spannung erwartete Mordprozess findet in Graz in der Vorweihnachtszeit statt. Anberaumt ist er vorerst für eine Woche. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.