Tod einer Kurdin: 4 000 Euro Belohnung ausgelobt Keine heiße Spur zu Mörder der Kronzeugin Von Katrin Bischoff 06.06.05, 00:00 Uhr
EBERSWALDE. Der Mord an der 16-jährigen Kurdin Leyla Turan bleibt auch nach der Ausstrahlung des Falles in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY - ungelöst" rätselhaft. Drei Tage nach der Sendung am Donnerstagabend hat das Landeskriminalamt in Eberswalde zwar einige Hinweise erhalten - eine heiße Spur ist offenbar nicht darunter. "Zwei Hinweise bekamen unsere Ermittler bereits bei den Dreharbeiten zur Sendung.
Jetzt müssen alle neuen Spuren erst einmal ausgewertet werden", sagte LKA-Sprecher Toralf Reinhardt am Sonntag.Die skelettierte Leiche der Jugendlichen, die ihr Mörder in einem Müllsack in einem Wald bei Buckow (Märkisch-Oderland) verscharrt hatte, war von Wildschweinen freigelegt und im September 1997 von Pilzsammlern entdeckt worden. Die Frage, die die Fahnder nach wie vor am meisten bewegt: Fiel die Kronzeugin der Generalbundesanwaltschaft einem Racheakt der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PPK zum Opfer?Leyla Turan wird am 2. April 1979 in Antalya geboren. Mit 14 kommt sie zusammen mit ihrer Familie aus der Türkei nach Berlin, lehnt sich hier gegen die Traditionen ihrer Eltern auf und will sich nach Angaben der Ermittler aus ihrem Familienkreis lösen.
Das Jugendamt Neukölln versucht, dem Mädchen dabei zu helfen. Es übernimmt das Sorgerecht.Am 7. Mai 1995 nimmt Leyla Turan in Berlin an einer Demonstration für die PKK teil und wird dort laut Polizei mit einer Fahne der verbotenen Europaorganisation der Nationalen Befreiungsfront Kurdistans (ERNK) gesehen. Bei anschließenden Verhören gibt Leyla ihr Wissen über PKK-Strukturen in Berlin preis. Sie wird Zeugin der Generalbundesanwaltschaft gegen den Berliner Gebietsleiter der PKK, Ihsan E. Sie verrät, der PKK-Gebietsleiter habe Jugendliche aus dem kurdischen Kulturzentrum in der Zossener Straße zu Brandanschlägen auf Polizisten in Kreuzberg angestiftet. Auch Leyla verkehrt in diesem Zentrum.
Kurz darauf wird Ihsan E. verhaftet und Leyla ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Das aufbrausende Mädchen kommt schließlich in einem Jugendheim bei Kiel unter. Dort, so glaubt die Polizei, ist es sicher. "Doch nach zwei Tagen verschwand Leyla. Sie fuhr vermutlich mit einem Zug nach Berlin zurück", sagt Reinhardt.Aliasname Deniz KurtLeyla Turan nimmt die Gefahr, in der sie sich befindet, nicht ernst. Sie entflieht immer wieder ihren Beschützern, treibt sich am Bahnhof Zoo im Rotlichtmilieu herum. Am 25. Oktober 1995 wird sie letztmalig lebend gesehen - von ihrem Betreuer im Jugendamt.
Er bittet sie, kurz auf dem Flur der Behörde auf ihn zu warten. Als er wenig später mit Leyla reden will, ist das Mädchen verschwunden. Das Jugendamt erstattet Vermisstenanzeige.Noch ist unklar, wann, wo und wie Leyla Turan getötet wurde. Die Polizei geht davon aus, dass die Leiche höchsten zwölf Monate im Wald gelegen hat. Möglich ist, dass bei der Tat auch ganz andere Motive eine Rolle spielten als ein Racheakt der PKK. So wurde im Herbst vorigen Jahres ein Mann festgenommen, der Prostituierte vom Bahnhof Zoo nach Buckow gefahren und dort im Wald vergewaltigt hatte.
Eine Beteiligung an der Ermordung von Leyla konnte ihm nicht nachgewiesen werden. Nach Angaben von Toralf Reinhardt ist es möglich, dass die 16-Jährige vor ihrem Tod noch irgendwo unter ihrem Aliasnamen Deniz Kurt untergetaucht ist.Für Hinweise, die zur Aufklärung des Mordes an Leyla Turan führen, hat die Polizei eine Belohnung von 4 000 Euro ausgelobt. Hinweise, auch vertraulich, nimmt das Landeskriminalamt unter der Rufnummer 033 34/38 80 sowie jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Wurde diese Berliner Kurdin ermordet, weil sie einen Terroristen verriet?
28. Mai 2005 00:00 Bereich: Archiv Wurde diese Berliner Kurdin ermordet, weil sie einen Terroristen verriet?
Berlin/Strausberg – Leyla Turan, 16, aus Berlin, war Kronzeugin aus der militanten Kurdenszene. Vor über 7 Jahren fand man ihre Leiche. Erst jetzt geht die Polizei mit dem Fall an die Öffentlichkeit.
Ein Pilzsammler hatte im September 1997 die skelettierten Überreste der Kurdin im Wald bei Buckow entdeckt. Die Identifizierung dauerte ein halbes Jahr. Dann übernahm der Generalbundesanwalt den Fall.
Leyla hatte vor ihrem Tod bei der Bundesanwaltschaft ausgesagt, soll den entscheidenden Hinweis auf den früheren Berliner Chef der PKK, Ihsan E., 36, gegeben haben. Der wurde im März `95 festgenommen, das Verfahren später eingestellt.
Trotz Zeugenschutzprogramms verschwand Leyla Turan im Oktober `95. Die Polizei vermutet, daß sie im PKK-Auftrag getötet wurde. Wer sah sie danach noch?