Drogen, Schutzgeld, Aufenthaltstitel Massive Konflikte zwischen Flüchtlingen und kriminellen Clans: Polizei warnt vor Gewalt 20.09.2019 | 20:59
FOCUS-Online-Reporter Göran Schattauer
Täter aus arabisch-stämmigen Großfamilien setzen Flüchtlinge aus Syrien, die in Deutschland neue Läden eröffnen, offenbar massiv unter Druck. Zudem gibt es erste Hinweise auf Verteilungskämpfe zwischen kriminellen Clans und Flüchtlingen im Drogengeschäft. Die Polizei spricht von einer "sehr brisanten Gemengelage".
Mit Sorge beobachten Sicherheitsbehörden aufkommende Konflikte zwischen arabisch-stämmigen Clans in Deutschland und neu eingereisten Flüchtlingen insbesondere aus Syrien.
So liegen der Polizei „einzelne Hinweise auf Verteilungskämpfe im Drogenmilieu vor“, erklärt Thomas Jungbluth vom Landeskriminalamt (LKA) Nordrhein-Westfalen gegenüber FOCUS Online. Die Gefahr, dass sich die Rivalitäten ausweiteten und in Gewalttaten mündeten, sei groß. Jungbluth, im LKA zuständig für Organisierte Kriminalität: "Wir haben es mit einer sehr brisanten Gemengelage zu tun."
Top-Ermittler: "Die Neuen wollen Teil vom Kuchen abhaben"
Laut Jungbluth verfügt die nordrhein-westfälische Polizei über Erkenntnisse, "dass syrische Flüchtlinge vermehrt im Drogenhandel aktiv sind". Dabei käme es zu "ersten Konkurrenz- und Verteilungskämpfen mit Tätern aus dem libanesischen Clan-Milieu". Jungbluth: "Die Neuen wollen ihren Teil vom Kuchen abhaben und versprechen sich lukrative Geschäfte."
Besorgniserregend sei, dass die betroffenen Syrer aufgrund des Krieges in ihrer Heimat über "ein hohes Maß an Gewalterfahrung" verfügten.
Ungebetener Besuch bei Friseuren und Gemüsehändlern
Ein weiteres Problem, das sich zuspitzen könnte, betrifft Geschäftsleute aus Syrien, die von Clan-Mitgliedern offenbar massiv unter Druck gesetzt werden. "Wir hören von dem Phänomen, dass zum Beispiel Geschäftsleute nach Eröffnung ihres Frisiersalons oder des Gemüsemarktes ungebetenen Besuch bekommen", so LKA-Fahnder Jungbluth. "Aufgrund mangelnder Aussagebereitschaft der Opfer konnten jedoch noch keine Ermittlungsverfahren eingeleitet werden."
Ob und in welchem Ausmaß Schutzgelderpressung eine Rolle spiele, sei mit Zahlen nicht zu belegen. Subtile Formen von Schutzgelderpressung seien sehr schwer nachzuweisen, so Jungbluth. „Geschädigte wenden sich nur sehr selten, wenn überhaupt, an die Polizei.“ Flüchtlinge könnten sich zusammenschließen und wehren
Dass es Fälle von Druckausübung gibt, kann der Rechts- und Islamwissenschaftler Mathias Rohe aus Erlangen bestätigen. Gegenüber FOCUS Online warnt er vor einer Eskalation: „Es ist zu befürchten, dass sich die neu angekommenen Flüchtlinge ihrer eigenen Stärke besinnen und sich zu größeren Gruppen zusammenschließen, um sich zu wehren. Es gibt bereits Anzeichen für solche Überlegungen“, so der Experte. Man könne nicht ausschließen, dass es irgendwann zu Gewaltaktionen komme. Rohe: „Das Gefahrenpotenzial ist groß.“
Experte: Viele Libanesen "stinksauer" auf Neuankömmlinge
Die Rivalitäten zwischen beiden Lagern werde durch die Unzufriedenheit vieler Libanesen mit ihrem Aufenthaltsstatus – meist eine Duldung – befeuert, so der Experte. „Während viele Syrer gute Chancen haben, in Deutschland relativ schnell einen gesicherten Aufenthaltstitel zu bekommen, müssen selbst lange hier lebende Libanesen darum kämpfen.“ Deshalb seien viele Libanesen „stinksauer“ nach dem Motto: „Wir werden seit Jahrzehnten benachteiligt - und die Neuen kriegen sofort alles.“
Wie leicht die Lage aus dem Ruder läuft, zeigte sich in Niedersachsen, neben Nordrhein-Westfalen, Berlin und Bremen eine Hochburg krimineller Clans. 2017 und 2018 kam es in Niedersachsen zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen von Großfamilien unterschiedlicher ethnischer Herkunft. Heftige Krawalle zwischen beiden Lagern in Niedersachsen
„Herausragend war eine Auseinandersetzung im März 2017 in Peine zwischen einer Personengruppe mit hauptsächlich syrischem Migrationshintergrund und Gruppierungen mit türkischer und libanesischer Herkunft“, so eine Sprecherin des niedersächsischen LKA gegenüber FOCUS Online. Nur durch einen massiven Polizeieinsatz „konnten weitere Eskalationen verhindert werden“.
Die Ermittler leiteten Verfahren ein unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Freiheitsberaubung, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung und Verstößen gegen das Waffengesetz.
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