Flüchtlinge 17.09.2019 12:26 190 Volljährig? 40 Prozent der Flüchtlinge machen sich jünger - Asylsuchende geben sich oft als Minderjährig aus
Münster - Minderjährige Flüchtlinge haben ein höheres Anrecht auf Schutz. Schon beim sogenannten "Käfig-Debakel" an der mexikanisch-amerikanischen Grenze hatte man gemerkt, dass die Bevölkerung besonders empfindlich reagiert, wenn Kindern keine Obhut gewährt wird. Doch wird dieser Grundsatz auch ausgenutzt?
Minderjähriger Flüchtling gibt bei der Registrierung in Deutschland Fingerabdrücke ab.
Minderjährige Flüchtlinge werden oft anders behandelt als Erwachsene. Aber nicht alle sind wirklich so jung, wie sie behaupten. Einige nach Deutschland kommende Flüchtlinge geben einer neuen Studie zufolge ihr Alter falsch an, um dadurch möglicherweise einen besseren Asylschutz zu bekommen.
Im Zweifelsfall können vom Gericht Tests angeordnet werden, um das Alter genauer zu bestimmen. Forensiker können mithilfe von Röntgenbildern konkrete Altersangaben machen. Rechtsmediziner der Uniklinik Münster haben in einer bislang nicht veröffentlichten Studie knapp 600 Altersgutachten aus den Jahren 2007 bis 2018 ausgewertet.
Demnach waren etwa 40 Prozent der in Münster untersuchten Flüchtlinge, die sich bei ihrer Einreise als minderjährig ausgegeben haben, 18 Jahre oder älter. Dies bestätigte nun ein Sprecher der Uni.
Wenn Gerichte oder Jugendämter Zweifel an den Altersangaben haben, werden Rechtsmediziner in einem Drei-Stufen-Verfahren aktiv. Dabei wird mit Hilfe von Röntgenbildern des Handgelenks und des Kiefers sowie einer Untersuchung des Schlüsselbeins nachgewiesen, ob das 18. Lebensjahr vollendet ist.
Zuvor hatte Focus Online über die Zahlen aus Münster berichtet. Demnach stammen die Geprüften in 92 Prozent der Verdachtsfälle aus Afghanistan, Guinea, Algerien und Eritrea und seien junge Männer.
Kritikerstimmen meinen, es sei keine Absicht
Ein 16-jähriger Flüchtling aus Eritrea, steht am Fenster seines Zimmers in einer Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. (Symbolbild)
Die Studie macht jedoch keine Angaben über die Hintergründe der Falschaussagen. Viele hätten schlicht und ergreifend nie eine Geburtsurkunde oder Passdokumente gehabt, würden von Schleppern dazu gedrillt, sich als Minderjährige auszugeben.
Kritiker wie die Bundesärztekammer oder Flüchtlingsinitiativen bemängeln den Eingriff in die körperliche und seelische Unversehrtheit. Doch Rechtsmediziner Andreas Schmeling erklärte Focus Online: "Die forensische Altersdiagnostik leistet einen wichtigen Beitrag zur Rechtssicherheit in unserem Land." Außerdem sorge sie dafür, dass "geflüchtete Kinder und Jugendliche besonders geschützt werden".
Die verfügbaren Mittel für Kinder und Jugendliche seien schließlich begrenzt. Daher müsse man zusehen, Fälschern die Ressourcen nicht zu überlassen.
Sie tragen nämlich nicht dazu bei, "dass die begrenzten Ressourcen für die Flüchtlingsbetreuung in Jugendhilfeeinrichtungen den tatsächlich Minderjährigen zugute kommen", so Schmeling.
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