Die Suche nach Maddie McCann hält Europa in Atem – und ist doch kein Einzelfall. Das BKA registriert derzeit in Deutschland 536 vermisste Kinder unter 14 Jahren. Viele dramatische Fälle bleiben bis heute unaufgeklärt – und die Kinder unauffindbar. Der Fall Peggy – nach wie vor ungelöst
So schaurig wie umstritten: die Akte Peggy Knobloch. Vor zwölf Jahren, am 7. Mai 2001, verschwand die damals neunjährige Peggy aus dem oberfränkischen Lichtenberg spurlos. Sie soll ermordet worden sein, eine Leiche wurde allerdings nie gefunden.
Der Tatverdächtige
Schon bald geriet Ulvi K. ins Visier der Ermittlungen. Der Mann erlitt mit zweieinhalb Jahren eine Gehirnhautentzündung, seitdem ist er geistig behindert. Laut testpsychologischem Gutachten hat er einen IQ von 67, seine kognitiven Leistungen übersteigen kaum die eines Zweitklässlers. Zum Tatzeitpunkt war der Mann 23 Jahre alt.
Ulvi K. soll bereits in der Vergangenheit durch exhibitionistisches Verhalten (ohne körperliche Gewaltanwendung) gegenüber Kindern auffällig geworden sein. Er galt rasch als Hauptverdächtiger, obwohl er ein lückenloses Alibi vorweisen konnte.
Trotz seines Alibis legte er ein Geständnis ab. Er habe Peggy erst vergewaltigt und später erstickt, um den Missbrauch zu vertuschen. Wegen Mordes wurde der damals 26-Jährige am 30. April 2004 vom Landgericht Hof zu lebenslanger Haft verurteilt.
Verurteilter Mörder oder Opfer eines Justizskandals?
Doch im April dieses Jahres sorgte der Fall Peggy erneut für Aufruhr, als Ulvi K.s Rechtsanwalt Michael Euler einen Wiederaufnahmeantrag beim Landgericht Bayreuth einreichte. Der Verteidiger hält seinen Mandanten für unschuldig. Peggys Leichnam wurde nie gefunden, der Beweis für den Mord ist einzig und allein Ulvi K.s Geständnis.
Genau dieses hält der Rechtsanwalt für gänzlich unglaubwürdig. Eulers Berichten zufolge hatten Polizisten Ulvi K. während der Vernehmungen bedrängt, die Vergewaltigung und den Mord an Peggy zuzugeben. Schließlich habe der geistig Behinderte aus Angst gestanden. Nicht zuletzt, um seine Ruhe zu haben. Eine Tonbandaufzeichnung von Ulvi K.s Geständnis existiert nicht.
Ist Ulvi K. zurechnungsfähig?
Überdies ist auch strittig, inwiefern Ulvi K. tatsächlich verhandlungsfähig war und ist. Der Anwalt zweifelt an der Fähigkeit seines Mandanten, logisch oder chronologisch denken zu können, weiterhin könne er die Tragweite seiner Aussagen nicht abschätzen. Momentan ist Ulvi K. in einer Psychiatrie untergebracht.
Indes ermittelt die Staatsanwaltschaft Bayreuth gegen einen 29-jährigen Freund von Peggys Familie, ein vorbestrafter Sexualstraftäter.