Cold Cases – Eine Strumpfhose hätte den Täter entlarven können 9. März 2018 von Anke Donner
Braunschweig. Der Braunschweiger Oberkommissar Holger Kunkel öffnete für regionalHeute.de die Akten der ungeklärten Fälle. Ein Fall in der Akte ist auch der bis heute ungeklärte Tod der damals 16-jährigen Angelika Gaubatz. Der Täter konnte bis heute nicht gefunden werden.
Im Sommer 1972 wurde die Leiche der damals 16-jährigen Angelika Gaubatz in einem Getreidefeld in der Nähe von Timmerlah gefunden. Vermessungstechniker hatten das Mädchen gefunden, weil sie einen starken Verwesungsgeruch wahrgenommen hatten. Das Opfer wurde gefesselt aufgefunden, als Fessselwerkzeug hatte der Täter ihre eigene Strumpfhose verwendet.
Angelika Gaubatz, die eine Ausbildung beim Amtsgericht machte, war genau vier Wochen vor dem Auffinden ihrer sterblichen Überreste verschwunden. Sie kehrt am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurück. Damals und heute muss man davon ausgehen, dass das Mädchen sexuell missbraucht wurde.
Zumindest deutete vieles daraufhin, erklärt Holger Kunkel. Angelika Gaubatz ist ein weiterer Name in der Akte der ungeklärten Fälle. Bis heute fehlt von dem Täter jede Spur. Das Dramatische an diesem Fall ist, dass es DNA-Spuren gab. Doch die wurden damals, zu einer Zeit, als an DNA-Analyse noch nicht zu denken war, einfach vernichtet. Unwiederbringlich – für alle Zeit.
Warum die Spuren verschwanden, erzählt Oberkommissar Holger Kunkel im Video-Interview:
Kein Mörder ist sicher – Polizei öffnet alte Akten 7. Juni 2019 von Werner Heise
Region. Ungeklärte Todes- und Vermisstenfälle, deren Aktendeckel bei den Ermittlungsbehörden bereits geschlossen waren - sogenannte "Cold Cases" - werden jetzt ganz gezielt neu aufgerollt. Hierfür hat die in unserer Region zuständige Polizeidirektion Braunschweig eine eigene Ermittlungsgruppe geschaffen, die ihre Arbeit bereits aufgenommen hat.
Mord verjährt nicht! Diesen bekannten Passus des Strafgesetzbuches unterstrich Polizeipräsident Michael Pientka noch einmal, als er die Ermittlungsgruppe „Cold Cases“ am heutigen Freitag der Presse vorstellte. 42 Fälle in unserer Region tragen stand heute den Status „Cold Case“. 36 Tötungsdelikte und sechs Vermisstenfälle, bei denen es unerklärlich ist, warum die vermisste Person verschwunden ist. Der älteste Fall ist aus dem Jahr 1946, der jüngste aus 2016.
Bislang wurden diese Fälle bei freier Kapazität neben dem tagesaktuellen Polizeigeschäft bearbeitet, erklärt Pientka. Im Zuge einer landesweiten Strategie wolle man dies nun aber ändern und den Fällen mehr Priorität gewähren. Auch unter dem Aspekt des Versuchs den Hinterbliebenen die quälende Ungewissheit zu nehmen. Fortan beschäftigen sich insgesamt sechs Mitarbeiter mit den Fällen, die viel Arbeit mit sich bringen. Die Akten von damals müssen digitalisiert und für die heutige Ermittlungssoftware aufbereitet werden, was aufgrund des Zustands der zum Teil sehr alten Unterlagen mit Problemen behaftet sei. Zudem handele es sich um unzählige Dokumente, die fallweise ganze Schrankwände einnehmen würden. Für einen bestimmten Fall aus Wolfsburg benötige man gar zwei Transporter, die die Unterlagen von einem Ort zum anderen bringen, sagt Kriminaldirektor Oliver Grotha, Leiter des Dezernats „Kriminalitätsbekämpfung“.
Hoffnung liegt in neuen technischen Verfahren
Melanie Wilharm, Leiterin der Ermittlungsgruppe „Cold Cases“
Alle Fälle werden noch einmal gesichtet, kategorisiert und nach Erfolgsaussicht priorisiert. Dabei setzt die Gruppe vor allem auf die Frage der Verfügbarkeit neuer technischer Verfahren, die es seinerzeit noch nicht gegeben hat. Denn: alle Fälle seien zwar bereits „ausermittelt“, aber eben unter dem Standard der damaligen Vorgehensweise und Möglichkeiten aufgenommen worden. Die Leiterin der Ermittlungsgruppe, Melanie Wilharm, hofft hier beispielsweise auf neue DNA-Auswertungen. Als ihre Motivation für diesen neuen Job benennt sie die Gefühle der Hinterbliebenen, die sie sogleich aber auch als mögliche Schwierigkeit für ihre Aufgabe bewertet. Wie werden diese reagieren, wenn man sie nach Jahrzehnten noch einmal mit Fragen konfrontiert?
Mit Rücksicht auf die Angehörigen möchte die Polizei keine Angaben machen welche Fälle genau sie jetzt noch einmal aufrollen wird und verweist lediglich auf alte Presseberichterstattungen. Hier findet sich zum Beispiel der bis heute ungeklärte Tod von Angelika Gaubatz aus dem Jahre 1972. Die damals 16-Jährige kehrte am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurück. Ihre Leiche wurde später in einem Getreidefeld in der Nähe von Timmerlah gefunden. Aber auch der mysteriöse Tod des damals 17-jährigen Tom-Finn Knorz im November 2014 ist per Definition ein Cold Case.
Im Sommer 1972 wurde die Leiche der damals 16jährigen Angelika Gaubatz in einem Getreidefeld in der Nähe von Timmerlah gefunden. Vermessungstechniker hatten das Mädchen gefunden, weil sie einen starken Verwesungsgeruch wahrgenommen hatten. Das Opfer wurde gefesselt aufgefunden, als Fessselwerkzeug hatte der Täter ihre eigene Strumpfhose verwendet. Angelika Gaubatz, die eine Ausbildung beim Amtsgericht machte, war genau vier Wochen vor dem Auffinden ihrer sterblichen Überreste verschwunden. Sie kehrt am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurück. Damals und heute muss man davon ausgehen, daß das Mädchen sexuell missbraucht wurde. Zumindest deutete vieles daraufhin, erklärt der Braunschweiger Oberkommissar Holger Kunkel. Bis heute fehlt von dem Täter jede Spur. Das Dramatische an diesem Fall ist, daß es DNA-Spuren gab. Doch die wurden damals, zu einer Zeit, als an DNA-Analyse noch nicht zu denken war, einfach vernichtet. Unwiederbringlich - für alle Zeit.
Region. Vor knapp eineinhalb Jahren gründete sich in der Polizeidirektion Braunschweig die Ermittlungsgruppe "Cold Cases". Ein spezielles Ermittlerteam sollte sich dabei um die Fallakten kümmern, die seit vielen Jahren ungeklärt sind. regionalHeute.de hat bei der Polizei Braunschweig nachgefragt, ob die Ermittlungsgruppe bereits Erfolge verzeichnen konnte.
Nun, beinahe eineinhalb Jahre später, kann und darf man bei der Polizeidirektion nicht im Detail über Erfolg oder Misserfolg der sechsköpfigen Ermittlungsgruppe sprechen. "Natürlich gibt es neue Erkenntnisse. Aber noch nichts womit wir schon an die Öffentlichkeit gehen können. Es gibt in diversen Fällen Ansätze, denen nachgegangen wird, die aber auch erst ausgewertet werden müssen. Die Ermittlungen dauern da an und wenn wir etwas zu vermelden haben, dann werden wir an die Öffentlichkeit gehen. Man darf nicht vergessen, dass sich die Gruppe erstmal konsolidieren und die ganzen alten Akten sichten muss, um Zeugen aufzutun und zu befragen oder sogar mögliche, alte Spuren zu sichern. Das dauert alles seine Zeit", so Tim Holzhausen, Sprecher der Polizeidirektion Braunschweig und versichert, dass, wenn es Durchbrüche gibt, die Öffentlichkeit auf jeden Fall informiert wird.
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Alle Fälle werden noch einmal gesichtet, kategorisiert und nach Erfolgsaussicht priorisiert. Dabei setzt die Gruppe vor allem auf die Frage der Verfügbarkeit neuer technischer Verfahren, wie etwa DNA-Auswertungen. Denn: alle Fälle seien zwar bereits "ausermittelt", aber eben unter dem Standard der damaligen Vorgehensweise und Möglichkeiten aufgenommen worden.
In der Region Braunschweig gibt es 42 Fälle, bei deren Tathergang oder Täter bis heute nicht ermittelt werden konnten - sogenannte Cold Cases, also kalte Fälle. Dabei handelt es sich um 36 Tötungsdelikte und sechs Vermisstenfälle. Der älteste Fall ist aus dem Jahr 1946, der jüngste aus 2016. Auch der Tod des damals 17-jährigen Tom-Finn Knorz ist per Definition ein Cold Case. regionalHeute.de hat über zwei Fälle mit dem Braunschweiger Oberkommissar Holger Kunkel bereits in der Vergangenheit gesprochen. Die Fälle Angelika Gaubatz und Tom-Finn Knorz.
Der Fall Angelika Gaubatz
Auch der bis heute ungeklärte Tod von Angelika Gaubatz aus dem Jahre 1972 wurde zu einem Cold Case erklärt. regionalHeute.de sprach mit Holger Kunkel, Oberkommissar bei der Polizei Braunschweig, über den Fall der damals 16-Jährigen, die am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurückkehrte. Ihre Leiche wurde später in einem Getreidefeld in der Nähe von Timmerlah gefunden. Vermessungstechniker hatten das Mädchen gefunden, weil sie einen starken Verwesungsgeruch wahrgenommen hatten. Das Opfer wurde gefesselt aufgefunden, als Fessselwerkzeug hatte der Täter ihre eigene Strumpfhose verwendet. Angelika Gaubatz, die eine Ausbildung beim Amtsgericht machte, war genau vier Wochen vor dem Auffinden ihrer sterblichen Überreste verschwunden. Sie kehrt am 12. Juni 1972 nicht mehr von ihrer Arbeitsstelle zurück. Damals und heute muss man davon ausgehen, dass das Mädchen sexuell missbraucht wurde. Zumindest deutete vieles daraufhin, erklärt Oberkommissar Holger Kunkel von der Polizei Braunschweig in einem früheren Interview mit unserer Zeitung. Bis heute fehlt von dem Täter jede Spur. Das Dramatische an diesem Fall ist, dass es damals DNA-Spuren gegeben haben muss. Doch die wurden 1972, zu einer Zeit, als an DNA-Analyse noch nicht zu denken war, einfach vernichtet. Unwiederbringlich – für alle Zeit.
Warum die Spuren verschwanden, erzählt Oberkommissar Holger Kunkel im Video-Interview:
Der Fall Tom-Finn Knorz
Der Tod des damals 17-Jährigen Tom-Finn Knorz sorgte bundesweit für Erschrecken und Aufsehen. In einer kalten Novembernacht 2014 wurde der Jugendliche leblos und halb entkleidet unter der sogenannten Graffitibrücke in der Braunschweiger Weststadt gefunden (regionalHeute.de berichtete). Der 17-jährige Tom-Finn Knorz stirbt kurz darauf im Krankenhaus an seinen schweren Verletzungen. Die tragischen Ereignisse der Winternacht liegen nun ziemlich genau sechs Jahre zurück. Am 4. November jährt sich der Todestag von Tom-Finn nach mehr als drei Jahren - doch bis heute bleiben die Todesumstände ungeklärt. Niemand weiß, was wirklich in dieser Nacht geschah, Zeugenaussagen verliefen im Sande. Alles was man weiß, ist, dass der Teenager von einem größeren Fahrzeug erfasst wurde. Doch warum ließ man Tom-Finn verletzt auf der Straße zurück? Was für ein Fahrzeug war es genau und warum wurde Tom-Finn das T-Shirt ausgezogen? Fragen, die wohl unbeantwortet bleiben werden.
Holger Kunkel sprach auch über den mysteriösen Tod des Teenagers und viele offenen Fragen