Zwischen 1987 und 1989 vergewaltigte, quälte und zerstückelte Holst drei Frauen in und südlich von Hamburg.
In der Presse wurde er so als „Heidemörder“ bekannt. Ein psychiatrisches Gutachten beschrieb Holst als „untherapierbar bei extremer Rückfallwahrscheinlichkeit“. Er wurde unter anderem zu lebenslanger Haft verurteilt und sitzt im Hochsicherheitstrakt der forensischen Abteilung einer Hamburger Klinik hinter Schloss und Riegel. Mit seinem Namen verbunden ist eine der spektakulärsten Fluchten der deutschen Kriminalgeschichte.
Thomas Holst entkam 1995 aus der psychiatrischen Klinik Hamburg-Ochsenzoll. Geholfen hatte ihm dabei seine damalige Therapeutin. Seine Fluchthelferin wurde drei Jahre nach Holsts Flucht verhaftet.
Holst stellte sich Ende 1995 selbst der Polizei. Anderthalb Jahre später heiratete er seine Therapeutin.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
Die Psychiatrie Ochsenzoll wäre den gefaßten Sexualmörder am liebsten schnell wieder los
Tief hatte sich Claudia Brockmann in die Seele des flüchtigen dreifachen Frauenmörders Thomas Holst, 31, hineinversetzt. Immer wieder studierte die Polizeipsychologin Gutachten, sprach mit den Ärzten des Triebtäters, tüftelte drei Monate an einer Strategie.
Nun ging ihre Taktik auf. Gut 24 Stunden, nachdem die Polizei Holsts Ex-Therapeutin Tamar Segal verhaftet hatte, kroch der „Heidemörder“ aus seinem Versteck und stellte sich einen Tag vor Silvester in der Hamburger Polizeiwache 31. Im Gepäck: 157 000 Mark in bar. Die 39jährige Psychologin triumphiert: „Wir haben ihm sein logistisches und moralisches Umfeld entzogen. Unsere Prognose war, daß er sich dann stellen würde.“
94 Tage Angst sind vorüber. „Jeden Tag hätte er wieder morden können“, sagt Reinhard Chedor, Cheffahnder der Sonderkommission (Soko) „Holst“. Trotz einjähriger Behandlung in der geschlossenen psychiatrischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Ochsenzoll (AKO) in Hamburg hatte sich an der Gefährlichkeit des „Heidemörders“ nichts geändert. Polizeipsychologin Brockmann: „Holst ist nicht therapiert.“
Eine zweite Chance aber wird es für den Patienten Holst im AKO wahrscheinlich nicht geben. Dorthin, in seine Zelle in Haus 18, kehrte der Patient vergangenen Dienstag zurück. Die Klinikleitung wäre ihn gern wieder los. „Ich habe Zweifel an einem Therapieerfolg in diesem Milieu“, sagt Klaus Böhme, Leiter des AKO. Gutachten sollen nun klären, ob Holst in eine Haftanstalt oder in ein anderes Krankenhaus gebracht werden kann.
Bestialisch hatte der dunkelblonde Grafiker aus der Nordheide zwischen 1987 und 1990 drei junge Frauen zu Tode gequält und sexuell mißbraucht. Heiligabend 1990 verhaftete die Polizei den „hilfsbereiten und netten Mann“, so eine ehemalige Nachbarin des Triebtäters.
Zweimal lebenslänglich urteilte 1993 das Landgericht Hamburg. Ein Jahr später verfügte das Landgericht Stade die Einweisung in die Psychiatrie.
364 Tage später brach Holst aus, seilte sich über das Dach der Sporthalle ab. Er stieg in die U-Bahn und fuhr direkt in seinen Unterschlupf im Stadtteil Hohenfelde. Eine Flucht, die der Frauenmörder 1993 im Untersuchungsgefängnis gegenüber Mithäftlingen bereits angekündigt hatte.
Weltweit jagten mobile Einsatztrupps und Kripo-beamte den Sexualmörder. In Hamburg allein waren 50 Beamte auf ihn angesetzt. „Wir sind mehr als 1500 Hinweisen nachgegangen“, sagt Soko-Leiter Reinhold Thiede – keiner führte in das Versteck an der Uhlandstraße 33. Dort lebte der meistgesuchte Mann Deutschlands drei Monate lang zwischen Revier 31 und dem Hauptquartier der Polizei Hamburg Tür an Tür mit einem Kriminalbeamten.
Der Flüchtige hatte mindestens einen Helfer. Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger sagt, Tamar Segal habe „von Anfang an die Finger im Spiel“ gehabt. Sie soll Holst die Schlüssel für die Turnhalle zugespielt haben, streute das Gerücht, Holst habe Kontakt zu der Scientology-Sekte gehabt, mietete unter falschem Namen das Ein-Zimmer-Appartement (25 qm, 1100 Mark Miete) und hielt den Heidemörder finanziell aus.
Gefühle statt Therapie. Tamar Segal betreute Thomas Holst im AKO halbtags seit 1994. Doch es blieb nicht beim Kochen, Basteln, autogenen Training. Tiefe Zuneigung für den Killer beeinflußte die Arbeit der gebürtigen Israelin. Soko-Psychologin Brockmann: „Sie bewunderte ihn, hatte Verständnis. Sie schien zu glauben, daß er in der Klinik falsch und ungerecht behandelt wurde.“
Die Falle schnappte zu, als Tamar Segal von mehreren Hamburger Konten 250 000 Mark abhob und drei Flugtickets kaufte. Fluchtgefahr – Haftbefehl. „Ihr gemeinsames Ziel war ein Leben in Freiheit in Israel“, so Thiede. Dort lagerte für die Psychologin insgesamt eine Dreiviertelmillion Mark auf den Familienkonten.
Mit verkleinerter Mannschaft sucht die Soko nun weitere Fluchthelfer. Im Visier der Fahnder: der Hamburger Ex-Anwalt Martin Sch. und der Häftlingsbetreuer Werner S. Die Kriminalpolizei fand in deren gemeinsamer Wohnung einen Bankeinzahlungsbeleg über 20 000 Mark – exakt die Summe, die Tamar Segal kurz zuvor von einem Konto abgehoben hatte.
Der 45jährige Sch. war 1993 wegen Millionenbetrugs an ostdeutschen Firmen zu vier Jahren und drei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden. In der Untersuchungshaft lernte er Holst kennen.
Amüsiert gibt sich der Holst-Anwalt Ladislav Anisic: „Von einem Fahndungserfolg zu sprechen ist geradezu lächerlich.“ Sein Mandant habe immer vorgehabt, sich selbst zu stellen. „Der Ausbruch war ein Hilferuf und sollte auf die schlechten Bedingungen im AKO aufmerksam machen“, interpretiert Anisic.
In einer schriftlichen Erklärung von vergangener Woche fordert Holst: „Ich bin sehr wohl willens und in der Lage, tatkräftig an der Herbeiführung eines Therapieerfolgs mitzuwirken.“
Vorerst bleibt Holst auf Konfrontationskurs. Seinen Rechtsanwalt beauftragte er, „Strafanzeige gegen die beiden Polizeibeamten zu stellen, die mich von der Wache zum Untersuchungsgefängnis gebracht haben“. Der Frauenmörder fühlt sich körperlich mißhandelt.
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*
Heidemörder Holst gab gestern seiner Fluchthelferin Tamar Segal das Jawort Heirat hinter Gittern
14.03.97, 01:00 Uhr
Hamburg - Heftig umstritten, gestern fand sie dann doch statt: Die Hochzeit von Thomas Holst und seiner Therapeutin Tamar Segal.
Im Untersuchungsgefängnis gaben sich der dreifache Frauenmörder und seine Fluchthelferin das Jawort.
Frisch frisiert, in wollweißem Strickpullover, heller Hose, grauem Mantel und braunem Männerhut huschte Tamar Segal (40) aus einem Taxi in das Backsteinhaus am Holstenglacis.
Holst hatten die Behörden mit einem Versteckspiel schon lange vor Einbruch der Dämmerung ins Gefängnis geschleust: Zunächst hatte ein Wagen mit einem Doppelgänger das AK Ochsenzoll, wo der Frauenmörder in Sicherheitsverwahrung sitzt, verlassen. Holst folgte Minuten später in einem Hochsicherheits-Gefangenentransporter. Im Besucherraum gab sich das Paar vor einem Standesbeamten und zwei Trauzeugen das Jawort - das Ende eines endlosen Streits zwischen den Anwälten der Eheleute und zuständigen Behörden.
"Die Hochzeit fand statt, wir konnten sie nicht verhindern. Mehr möchten wir dazu nicht sagen", so Dr. Irene Lamb von der Justizbehörde. Die geplante kommerzielle Vermarktung der Zeremonie blieb zunächst aus - Kameraverbot während der Trauung.
"Herr Holst und Frau Segal werden zu gegebener Zeit zwei von einem Anstaltsbeamten gefertigte Fotos zur persönlichen Erinnerung behalten", steht im Behördenfax.
Tamar Segal hofft nun, ihren Mann, der ihren Namen annahm, in Zukunft in Ochsenzoll besuchen zu dürfen. Der Haken: Segals Hausverbot. "Dieses Verbot wird aufrechterhalten", so der Sprecher des Landesbetriebs Krankenhäuser, Siegmar Elighausen. "Frau Segal wird sich dieses Recht einklagen müssen, schließlich ist sie eine verurteilte Fluchthelferin."
************************************************************************* *Unser Leben ist das, wozu unser Denken es macht* Mark Aurel *What goes arount - comes arount * Critical questioning never harms* *********************************************************************************** *Hervorhebung in Kommentaren durch den Verfasser *Äusserungen zu Fällen sind rein spekulativ*