Clan-Fehden eskalieren in NRW Verfolgungsjagden im Ruhrgebiet, Massenschlägerei in Köln
06.05.2019, 09:01 Uhr | dpa, jmt
Gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen und innerhalb von Großfamilien halten die Polizei in Nordrhein-Westfalen in Atem. Opfer flüchteten zur Polizei, in Köln wurde eine Straße gesperrt.
Fehden zwischen verfeindeten Familien und innerhalb eines Clans sind an mehreren Orten in Nordrhein-Westfalen eskaliert. Es gab Verletzte und Festnahmen. In zwei Fällen in Unna und Kamen verfolgten Angehörige einer Großfamilie am Freitag Mitglieder eines verfeindeten Clans mit Autos, rammten ihre Fahrzeuge und bedrohten sie mit Schusswaffen und Baseball-Schlägern, wie t-online.de bereits berichtete. Die Beteiligten haben ihre Wurzeln laut Polizei im ehemaligen Jugoslawien.
Einsatz in Köln-Kalk
Doch auch in Köln prügelten sich etwa 20 Männer am Freitagabend. In diesem Fall schließt die Polizei nicht aus, dass Streitigkeit unter Mitgliedern einer libanesischen Großfamilie Auslöser der Gewalt waren. Die Männer seien nach Angaben von Zeugen auf der Hauptstraße im Kölner Stadtteil Kalk laut schreiend mit Waffen aufeinander losgegangen. Daraufhin schickte die Polizei 18 Streifenwagen und sperrte die Straße zeitweise.
Zwei 35 und 41 Jahre alte Männer wurden vorläufig festgenommen. Fünf Schlägerei-Beteiligte wurden ins Krankenhaus gebracht, einer verblieb dort stationär. Die Ermittler stellten mehrere Messer, Baseballschläger und Pfefferspray-Waffen sicher und schrieben Strafanzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung.
Autos im Ruhrgebiet abgedrängt
In den Ruhrgebietsstädten Unna und Kamen hatten Mitglieder einer Großfamilie Angehörige eines verfeindeten Clans in Autos verfolgt und bedroht. Die beiden Fälle ereigneten sich am Freitagmittag zeitlich parallel. Die Verfolgten seien auch mit Schusswaffen bedroht worden. Verletzt wurde niemand. Beide Male wurden Autofahrer abgedrängt. Die Angreifer schlugen den Angaben zufolge mit Baseballschlägern auf die Fahrzeuge der Opfer ein.
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Nach Razzia in NRW Clan oder Rocker – Wer sind die Biker aus dem Irak?
23.05.2019, 09:22 Uhr
800 Polizisten, 49 Objekte, zahlreiche sichergestellte Beweise: Eine Razzia rückt einen neuen möglichen Player der Organisierten Kriminalität in den Fokus.
"Al Salam" steht für Frieden auf Arabisch. Groß ist der Schriftzug auf ihren Motorrad-Kutten zu lesen, eine weiße Taube gehört zum Erkennungszeichen: Als friedfertige, internationale und gottgläubige Motorradfahrer-Truppe präsentieren sich die Männer in "Al-Salam"-Lederwesten auf Fotos bei Facebook oder in einem Video bei YouTube. Doch aus Sicht der nordrhein-westfälischen Polizei dürfte hinter der Gruppierung mehr stecken. Am Mittwoch stand sie im Fokus einer großangelegten Razzia.
Die Durchsuchungen richteten sich nach Angaben der zuständigen Essener Staatsanwaltschaft gegen 34 Beschuldigte, entweder Mitglieder von "Al-Salam-313" oder zum Umfeld gehörend. Die meisten von ihnen stammen aus dem Irak oder Syrien. Es gehe um den Verdacht des Drogen- und Waffenhandels, der Schleuserkriminalität und des Fälschens von Ausweisen und Sprachzertifikaten – kurzum: um Verstrickungen in die Organisierte Kriminalität.
Monatelange Ermittlung gegen die Rocker-Gang
Nach monatelangen Ermittlungen folgte am Mittwoch in den frühen Morgenstunden in Nordrhein-Westfalen eine landesweite Aktion, bei der die Ermittler vor allem Beweise sicherstellen wollten. Schwerpunkte waren der Raum Köln und das Ruhrgebiet. 800 Polizisten durchsuchten 49 Wohnungen und Geschäftsräume, kassierten Computer, Handys und andere Datenträger ein, die nun ausgewertet werden sollen. Auch Falschgeld im fünfstelligen Bereich, Bares und Drogen seien sichergestellt worden. Ein Mann wurde festgenommen.
Mit "Al-Salam-313" tritt offenbar ein neuer Player auf: Dass sich schiitische Iraker zu mutmaßlich kriminellen Netzwerken zusammenschlössen, sei eine neue Dimension, sagte etwa der Islam-Experte und Clan-Forscher Ralph Ghadban. Es sei davon auszugehen, dass sie zwischen 2013 und 2015 ins Land gekommen seien und sich dann binnen kurzer Zeit zu mutmaßlich kriminellen Netzwerken zusammengeschlossen hätten.
Arndt Sinn, Experte für Organisierte Kriminalität an der Universität Osnabrück, sagte: "Wir scheinen es hier mit einem Phänomen zu tun zu haben, dass sich erst jetzt neu an der Oberfläche zeigt." Was genau hinter der Organisation stecke und wie verstrickt sie in kriminelle Strukturen sei, liege nun im Fokus der Ermittler. LKA sieht keine Rocker – Essener Staatsanwaltschaft widerspricht
In den Lagebildern zu Organisierter Kriminalität auf Bundes- und NRW-Ebene wurde "Al-Salam-313" bislang nicht genannt. Nach monatelanger Vorbereitung der jetzigen Razzia fange die Arbeit nun erst an, betonte auch NRW-Innenminister Herbert Reul. Festlegen, ob die Gruppe als Clan oder Rockergruppe einzuordnen ist, wollte sich der CDU-Politiker in einem ersten Statement jedoch nicht.
Trotz Ähnlichkeit im optischen Auftritt sah das Landeskriminalamt bislang keinen Anlass, den Zusammenschluss auf eine Stufe zu stellen mit den sogenannten "Outlaw Motorcycle Gangs", zu denen "Hells Angels" und "Bandidos" gehören. Auch als "rockerähnlich" will das Landeskriminalamt "Al-Salam-313" nicht einstufen – bisher jedenfalls nicht.
Die Essener Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen leitet, spricht indes schon jetzt von einer "rockerähnlichen Gruppierung". Neben den zur Schau getragenen Kutten mit einheitlichen Erkennungszeichen gebe es vor allem Hinweise auf eine "streng-hierarchische Struktur", sagte ein Sprecher.
"Das Gute an Rockern ist: Man erkennt sie gut, sie wollen auffallen", ordnete der Osnabrücker Experte Sinn ein. Rockerorganisationen agierten alles andere als geheim. Dennoch sei es für Ermittler eine Herausforderung, kriminelle Strukturen solcher Gruppen aufzudecken und nachzuweisen: "Abschottung, enger Zusammenhalt und Kooperationsverweigerung mit der Polizei erschweren es bei aller Sichtbarkeit festzustellen, ob und in welche illegalen Geschäfte sie verstrickt sind und wer die Drahtzieher sind", sagte Sinn. Verwendete Quellen: dpa
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Razzia gegen irakische Rocker - 49 Objekte in NRW durchsucht
22.05.2019 - 05:54 Uhr
Essen. Mit einer Razzia geht die Polizei gegen organisierte Kriminalität vor: Verdächtige sollen aus dem Umfeld einer irakischen Rockergruppe stammen.
Mit 800 Einsatzkräften hat die Polizei seit 5 Uhr am Mittwochmorgen 49 Objekte in zwölf Kommunen im Ruhrgebiet und im Rheinland durchsucht - darunter sind Essen, Duisburg, Heiligenhaus, Bonn, Dortmund, Krefeld, Olpe, Ennigerloh Velbert, Hünxe, Köln und Siegburg. Grund für die Razzia ist der Verdacht der organisierten Kriminalität - der Einsatz richtet sich gegen 34 Personen aus dem Irak und Syrien. Unter anderem wird wegen Waffen- und Rauschgifthandel sowie Schleuserdelikten vorgegangen. Zudem sollen Sprachzertifikate für Amtsanhörungen sowie Pässe gefälscht worden sein.
Clan-Kriminalität Lagebild „Clankriminalität“ umschreibt bedrohliches Essener Phänomen: Gewaltbereite Syrer und Iraker machen Platzhirschen die Geschäfte streitig. Neue Clans wollen kriminelle Märkte in Essen erobern
Für die Aktion wurden auch Einsatzhundertschaften und SEK-Kräfte hinzugezogen, da bei den Tatverdächtigen eine "gewisse Gefährlichkeit" anzunehmen sei, hieß es weiter. Es wurden unter anderem Räumlichkeiten in verschiedenen Stadtteilen von Essen durchsucht, um Beweismittel zu sichern. Demnach ist die Polizei an der Frillendorfer Straße und Frintroper Straße im Einsatz. Es gab in Essen eine vorläufige Festnahme. Das Ermittlungsverfahren gegen die Tatverdächtigen wird von der Staatsanwaltschaft Essen sowie der Essener Polizei geführt.
Bei den Durchsuchungen wurden laut NRW-Innenminister Reul Falschgeld, Drogen, Computer, Handys und Datenträger beschlagnahmt. "Nach dem bisherigen Stand war das ein erfolgreicher Schlag gegen die organisierte Kriminalität", sagte Reul. Die Polizeiaktion sei über Monate vorbereitet worden. Der Einsatz zeige, dass die Polizei in NRW "konsequent gegen jede Form der Kriminalität vorgeht". Die Arbeit der Ermittler fange jetzt aber erst an. Die Gruppe "Al-Salam-313" sei in der Öffentlichkeit bisher weniger diskutiert worden, aber der Polizei wohl bekannt gewesen.
Rockergruppe namens „Al Salam 313“ im Fokus
Die Tatverdächtigen sollen nach Informationen der Redaktion aus dem Umfeld einer kurzlebigen irakischen Rockergruppe namens „Al Salam 313“ stammen, die zwischen 2016 und 2017 vor allem im Internet Präsenz gezeigt hatte. Die Gruppe bestand seinerzeit in Deutschland aus rund 50 Personen, hatte aber rasch Ableger in anderen europäischen Ländern, unter anderem in Dänemark, Holland und Schweden.
Angeblich erhielt sie Anweisungen aus dem Umfeld des irakischen Schiiten-Führers Muqtada as-Sadr in Bagdad. Wie aus exilirakischen Kreisen zu vernehmen ist, soll die Gruppe mehrere zehntausend Euro aus dem Irak erhalten haben, um vor den irakischen Parlamentswahlen im vergangenen Jahr Landsleute auf as-Sadr einzuschwören.
20 Männer überfielen 2017 eine Teestube in Essen
Einer breiteren Öffentlichkeit wurde „Al Salam 313“ Anfang Dezember 2017 bekannt, als 20 Männer im Essener Südostviertel eine Teestube überfielen, deren Besitzer Muhamad B. war, der Anführer der Rockergruppe. Dem Vernehmen nach stammte das Überfallkommando aus dem Umfeld des sunnitisch-arabischen Al-Zein-Clans, mit dem sich die Rocker von „Al Salam 313“ überworfen hatten. Konkreter Anlass soll damals der geplante Auftritt eines irakischen Sängers gewesen sein.
Wie es hieß, hatten sich Muhamad B. und seine Gefolgsleute geweigert, für diesen Auftritt Schutzgeld an die Konkurrenz zu zahlen, die ihrerseits in Düsseldorf einen Club betreiben soll. Nach diesem Überfall verschwand „Al Salam 313“ von der Bildfläche, im vergangenen Jahr erklärte Muhamad B. die Auflösung der Gruppe.
Clan-Kämpfe in Gelsenkirchen um lukrative kriminelle Märkte
Im aktuellen Lagebild Clankriminalität warnt das LKA vor einem neuen Verdrängungswettbewerb um kriminelle Märkte, die die alteingesessenen und häufig türkischstämmigen Clans unter Druck setzt. Die neuen Spieler in der Szene „mit Herkunft aus Syrien bzw. dem Irak“ würden im Milieu als besonders durchsetzungsstark und gewalttätig wahrgenommen, heißt es im Lagebild. (mit dpa)
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