Vor Jahren Kinder in Wohngruppe missbraucht – Vorwürfe gegen Ehepaar
Gifhorn (dpa) – Wegen des Verdachts des Missbrauchs und der Misshandlung hilfebedürftiger Menschen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ein Ehepaar aus dem Raum Gifhorn in Niedersachsen. Das Paar war für eine Wohngruppe für hilfebedürftige Menschen zuständig. Der als Haupttäter beschuldigte Ehemann soll vier weibliche Mitglieder der Gruppe zwischen 1998 und 2007 sexuell missbraucht und misshandelt haben. Die Frau soll sich in einem Fall an den Misshandlungen beteiligt und in vier Fällen gegen Misshandlungen nichts unternommen haben. Beide kamen in Untersuchungshaft, ihnen drohen lange Haftstrafen.
Die Opfer waren zum Tatzeitpunkt überwiegend noch im Kindesalter. Im Januar erstattete eine inzwischen Erwachsene Anzeige. Die Fahnder beschlagnahmten im Zuge mehrerer Hausdurchsuchungen bei dem Ehepaar unter anderem umfangreiche Dokumente und Datenträger. Auch deshalb bestehe der Verdacht, dass das Paar von den Taten auch Foto- und Filmaufzeichnungen erstellt haben könnte, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Auswertung des Beweismaterials wird voraussichtlich mehrere Monate in Anspruch nehmen. 30 Beamte sind mit den Ermittlungen beschäftigt.
Die Fahnder konzentrieren sich darauf, alle früheren Bewohner der Wohngruppe namhaft zu machen und als Zeugen zu vernehmen. Das Ehepaar war seit etwa 25 Jahren für die Wohngruppe zuständig. Wie die Staatsanwaltschaft erklärte, ist nicht auszuschließen, dass die Ermittlungen Hinweise auf weitere Straftaten der Beschuldigten ergeben werden. In der Wohngruppe befanden sich neben Kindern, die außerhalb des Elternhauses einquartiert wurden, auch Behinderte.
Jahrelanges Martyrium in Wohngruppe Ehepaar in Hildesheim wegen Kindesmissbrauch angeklagt
09.01.2020, 14:51 Uhr | dpa , t-online.de , joh
In einer familienähnlichen Wohngruppe in Hildesheim sind offenbar jahrelang Kinder missbraucht worden. Ein heute 57-jähriger Erzieher und seine 60-jährige Ehefrau stehen vor Gericht.
In einer familienähnlichen Wohngruppe für hilfebedürftige Kinder sollen mehrere Mädchen sexuell missbraucht und gequält worden sein. Der Prozess gegen ein Pädagogenpaar aus Gifhorn wird am Landgericht Hildesheim neu aufgerollt. Der 57 Jahre alte Erzieher soll laut Anklage zwischen den Jahren 1998 und 2007 Mädchen sexuell missbraucht und misshandelt haben, seine 60 Jahre alte Ehefrau ist mitangeklagt.
Beide hatten 25 Jahre lang bis zu sieben Kinder und Jugendliche in ihrem Haus betreut – viele blieben mehrere Jahre. Eine frühere Bewohnerin war im vergangenen Januar zur Polizei gegangen.
Dem 57-Jährigen werden sexueller Missbrauch von Kindern in elf Fällen sowie Misshandlung von Schutzbefohlenen in vier Fällen vorgeworfen. Die 60-Jährige ist in fünf Misshandlungsfällen angeklagt, weil sie nicht einschritt und einmal geholfen haben soll. Übergriffe in Badewanne und unter der Dusche
Die Staatsanwältin Christina Pannek beschrieb in ihrer Anklage die vorgeworfenen Taten mit teils abscheulichen Details. Sexuelle Übergriffe soll es in der Badewanne, unter der Dusche und im Betreuerschlafzimmer gegeben haben. Die Opfer waren laut Anklage zwischen 6 und 14 Jahre alt. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurde die Gruppe aufgelöst, das Paar wurde freigestellt.
Der Fall wird neu verhandelt, nachdem ein erstes Verfahren im Herbst ausgesetzt worden war. Ermittler hatten neue Akten eingereicht. Die Eheleute wollten sich zu Prozessbeginn äußern.