Mammutverfahren vor dem Stuttgarter Landgericht Paradise-Prozess: Verantwortliche zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt
Nach fast einem Jahr Verhandlung wurden vor dem Stuttgarter Landgericht am Mittwoch die Urteile gegen den Betreiber des Paradise-Großbordells und weitere Angeklagte gesprochen.
Der Inhaber des Großbordells Paradise, Jürgen Rudloff, muss für fünf Jahre in Haft, sein für Marketing zuständiger Mitarbeiter für drei Jahre und drei Monate. Ein weiterer Mitarbeiter kam mit einer Bewährungsstrafe davon. Außerdem werden die Erlöse aus den Taten eingezogen, das sind 1,3 Millionen Euro.
Das Gericht sprach sie wegen Beihilfe zu Menschenhandel und Zwangsprostitution und wegen Betrugs schuldig. Es ist der erste umfangreiche Großprozess, der kriminelle Praktiken hinter legaler Prostitution offen gelegt hatte. Grausame Gewalt gegen Prostituierte
Im Prozess hatten mehrere Prostituierte ausgesagt, mit welch grausamer Gewalt sie gegen ihren Willen von Männern aus dem Rockermillieu zu Prostitution gezwungen worden waren. Dass diese kriminellen Strukturen durch den Prozess umfangreich aufgedeckt worden sind, werten Prostituiertenschutz-Organisationen als großen Erfolg.
Bereits vor einigen Wochen war ein Deal zwischen der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung ausgehandelt worden: In diesem wurde den Angeklagten im Falle eines qualifizierten Geständnisses - welches sie daraufhin ablegten - ein Strafkorridor zugesichert. Rudloff warb mit "sauberer Prostitution"
Mit der Eröffnung seines Großbordells Paradise in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) im Jahr 2008 hatte Jürgen Rudloff medienwirksam eine "saubere Prostitution" propagiert. Er bot eine "Wellnessoase für den Mann, in der Frauen freiwillig arbeiteten". Rockergruppen lockten junge Frauen ins Bordell
Laut Anklage hatten in dem Betrieb aber Rocker der Hells Angels und United Tribuns das Sagen: Sie lockten junge Frauen ins Bordell. Wer aussteigen wollte, wurde mit Drohungen und Schlägen gefügig gemacht. Jürgen Rudloff räumte in seinem Geständnis vor Gericht ein, vor dieser Gewalt die Augen verschlossen zu haben. Zudem betrog Rudloff Großinvestoren seiner Bordelle laut Anklage um mehr als eine Million Euro. Opferschutzorganisationen hoffen auf abschreckende Wirkung
Ende Dezember 2018 war bereits der frühere Geschäftsführer des Bordells in einem abgetrennten Verfahren zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Damals hatte die Stuttgarter Sozialarbeiterin Sabine Constabel gesagt, sie hoffe auf ein Signal für Bordellbetreiber: "Denn jetzt können alle Betreiber davon ausgehen, dass sie in Haftung genommen werden über die Umstände, die die Frauen in ihre Prostitutions-Objekte bringen", so Constabel.
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