Horror-Fund! Passanten entdeckten toten Säugling in Park
Toter Säugling in Berlin-Kreuzberg gefunden
Berlin - Passanten haben am Samstagabend einen grauenvollen Fund in Berlin-Kreuzberg gemacht! Im Elise-Tilse-Park am Halleschen Ufer entdeckten sie gegen 23 Uhr einen toten Säugling im Gebüsch liegend.
Wie die Polizei mitteilte, kann ein Tötungsdelikt derzeit nicht ausgeschlossen werden. Die Mordkommission hat daher die Ermittlungen zum Vorfall übernommen.
Das Gelände rund um den Fundort der Leiche nahe des Tempodroms wurde für die Spurensicherung weiträumig abgesperrt.
Ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Säugling handelt, konnte die Polizei bislang nicht mitteilen. Auch das Alter ist noch unklar.
Elise-Tilse-Park Spaziergänger finden totes Baby in Kreuzberger Park
Passanten entdeckten den Säugling im Elise-Tilse-Park am Halleschen Ufer. Eine Obduktion ergab keine Hinweise auf ein Tötungsdelikt.
03.02.2019, 08:17
Hans H. Nibbrig
Berlin. „Halt Polizei. Tatort nicht betreten“, steht auf dem rotweißen Absperrband, dessen Reste am Sonntagmittag noch an einen Polizeieinsatz zehn Stunden zuvor erinnern. Am späten Sonnabendabend waren Spaziergänger mit ihrem Hund im zwischen Tempodrom und Landwehrkanal gelegenen Ilse Tide-Park in Kreuzberg unterwegs, als der Vierbeiner in einem Gebüsch die Leiche eines Säuglings aufspürte. Schon kurze Zeit später waren Beamte der 1. Mordkommission und Experten der Spurensicherung vor Ort.
Da der Verdacht eines Kapitalverbrechens im Raum stand, ordnete der diensthabende Staatsanwalt noch in der Nacht eine Sofortobduktion an, die am Sonntagmorgen im rechtsmedizinischen Institut durchgeführt wurde. Am Mittag stand das Ergebnis fest: Die Obduktion hatte keine Hinweise auf ein Tötungsdelikt ergeben. Inzwischen geht die Polizei von einer Totgeburt aus, denkbar sei auch ein natürlicher Tod des Säuglings unmittelbar nach der Geburt, sagte ein Sprecher.
Viel mehr teilte die Behörde zunächst nicht mit. Bei dem Säugling handelt es sich um ein Mädchen. Hinweise auf die Mutter beziehungsweise die Eltern gibt es bislang nicht, damit erschöpften sich die Angaben der Polizei am Sonntag. Die Aussagen der Spaziergänger brachten die Ermittler zunächst auch nicht weiter. Nach Informationen der Berliner Morgenpost sollen sie bei ihrer Befragung noch völlig unter dem Eindruck des grausigen Bildes gestanden haben, das sich ihnen bot, als sie nachsahen, was ihr Hund da Interessantes in einem Gebüsch entdeckt hatte.
Inzwischen hat die Mordkommission die Ermittlungen an die Kripo-Dienststelle der örtlichen Direktion 5, zuständig für Friedrichshain-Kreuzberg und Neukölln, abgegeben. Dort wurde ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren eingeleitet, mit dem Ursache und Umstände des Todes festgestellt werden sollen. Juristisch wird der Fall damit wohl vom vorsätzlichen Tötungsdelikt zu einem Verstoß gegen das Bestattungsgesetz, menschlich bleibt er weiterhin eine Tragödie.
Polizei vergleicht DNA-Spuren mit früheren Fällen
„Wir müssen in solchen Fällen immer wieder erleben, dass verzweifelte Mütter in einer für sie scheinbar ausweglosen Situation nicht daran denken, dass es auch in Berlin Baby-Klappen gibt, deren Nutzung eine professionelle medizinische Betreuung der Säuglinge garantieren“, sagte eine erfahrene Beamtin am Sonntagnachmittag. Ob die Ergebnisse der Spurensicherung im aktuellen Fall reichen, um wichtige Fakten und Details für eine mögliche Öffentlichkeitsfahndung nach den Eltern zu liefern, steht bislang noch nicht fest.
In früheren Fällen wurden öfters Bilder der Baby-Kleidung veröffentlicht, in der Hoffnung Hinweise zu erhalten. Nach dem schrecklichen Fund aus der vergangenen Nacht wird jetzt erst einmal an der Leiche gesichertes DNA-Material mit dem Material aus früheren, bislang ungeklärten Fällen verglichen. Und von denen gibt es viele in Berlin. Und die allermeisten sind bis heute ungeklärt. In Wilmersdorf, Neukölln und Mahlsdorf wurden tote Säuglinge in Abfall- und Altkleidercontainern entdeckt. In Lichtenberg, Köpenick und Friedrichshain lagen die Baby-Leichen im dichten Gebüsch von Parkanlagen. Achtlos wie Müll in Plastiktüten entsorgt wurden Säuglinge in Müggelheim und Rudow.
Drei in Deutschland bislang einmalige Fälle ereigneten sich zwischen 2015 und 2017 im Berliner Norden sowie im nördlichen Umland der Hauptstadt. Dort wurden an unterschiedlichen Stellen jeweils im Abstand von einem Jahr ausgesetzte Säuglinge entdeckt. Dass die Kinder lebten, war ein Glücksfall. Fast unglaublich erscheint dagegen, was rechtsmedizinische Untersuchungen eher zufällig ergaben. Bei den Neugeborenen handelte es sich um Schwestern. Seither sucht die Polizei nach einer Mutter, die alljährlich ein neugeborenes Kind ausgesetzt hat.
Funde toter Säuglinge haben in den vergangenen Jahren in Berlin immer wieder für Aufsehen gesorgt. Ein Überblick:
September 2018: Bei einer Familientragödie in Lichtenberg wirft ein 23-jähriger Mann sein Baby aus der siebten Etage eines Hochhauses. Anschließend springt der Vater springt selbst in die Tiefe. Beide sterben.
Mai 2016: Am Eisstadion in Wilmersdorf wird ein lebloser Säugling entdeckt. Der Hund eines Spaziergängers hatte die Leiche aufgespürt.
März 2016: In einer Parkanlage an der Ruschestraße in Lichtenberg entdecken Passanten eine Babyleiche.
Dezember 2015: Ein bereits toter Säugling wird in der Babyklappe eines Krankenhauses in Neukölln abgelegt. Im gleichen Monat wird ein toter Säugling in Steglitz entdeckt, die 18-jährige Mutter festgenommen.
November 2015: In Friedrichshain entdecken Mitarbeiter der Berliner Stadtreinigung (BSR) unter einem Laubhaufen versteckt die Leiche eines Neugeborenen.
Oktober 2014: Ein Spaziergänger in Neukölln entdeckt eine Babyleiche in einer Plastiktüte
April 2013: Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Neukölln finden in einem Abfallcontainer die Leiche eines Säuglings. Ein weiteres Baby wird im gleichen Monat in einem Park in Hellersdorf entdeckt
November 2011: In Charlottenburg wirft eine junge Mutter ihr neugeborenes Kind aus dem Fenster.
März 2009: An der Güntzelstraße in Wilmersdorf wird eine Babyleiche in einem Altkleidercontainer gefunden.
April 2008: Spaziergänger finden im Berliner Forst nahe dem Müggelsee in Köpenick einen toten Säugling in einer Tasche.
August 2006: Ebenfalls in Köpenick wird in einem Heizungskeller eine Babyleiche entdeckt, getötet von der 19-jährigen Mutter.
Februar 2005: Mitarbeiter eines Recyclinghofes in Mahlsdorf entdecken eine Babyleiche in einem dort abgestellten Container.
Hilfsangebote für Frauen
In Berlin gibt es zahlreiche Beratungsstellen, die eine Schwangerschaftskonfliktberatung anbieten. Dort informieren Mitarbeiter – kostenlos und auf Wunsch anonym – über Hilfsangebote, Möglichkeiten, ein Kind in Pflege oder zur Adoption freizugeben, sowie über Abtreibungen. Die Senatsverwaltung für Gesundheit listet auf ihrer Website neben Beratungsstellen auch viele anerkannte Ärzte für Schwangerschaftskonfliktberatungen.
An fünf Berliner Krankenhäusern gibt es Babyklappen, in denen Mütter in Notsituationen nach der Geburt anonym ihr Baby abgeben können. Zudem gibt es auch die Möglichkeit einer medizinisch betreuten anonymen Geburt, bei der die Daten der Mutter nicht erfasst werden. Unter der Telefonnummer 0800/4560789 erfahren Frauen kostenlos, in welcher Klinik eine anonyme Entbindung möglich ist. Daneben gibt es vertrauliche Geburten, bei denen die Daten der Frau nur von einer Beratungsstelle aufgenommen und verschlossen in einem Umschlag aufbewahrt werden.
Die gerichtsmedizinische Untersuchung des am späten Abend des 2. Februar im Elise-Tilse-Park aufgefunden Säuglings hat zweifelsfrei ergeben, dass es sich um eine Totgeburt handelte. Polizeiliche Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts oder einer Aussetzung werden somit nicht geführt. Die Mutter bzw. die Eltern des Säuglings konnten bisher nicht ermittelt werden.
Um dem Säugling einen würdevollen Abschied zu geben, erklärte sich ein Bestattungshaus aus Storkow bereit, die Bestattung kostenfrei zu übernehmen. Die Friedhofskosten werden durch einen Spender übernommen, der gerne anonym bleiben möchte. Begleitet wird die Bestattungs-Zeremonie durch die Polizeipfarrerin, Frau Marianne Ludwig, mit musikalischer Untermalung durch einen Trompeter des Landespolizeiorchesters Brandenburg. Ein Steinmetz fertigt auf eigene Kosten ein Holzkreuz mit dem eingravierten Namen „Dorothea“, unter dem das totgeborene Mädchen beigesetzt wird.
Die Bestattung wird am Montag, den 18. Februar 2019, um 10 Uhr auf dem Friedhof St. Pius/St. Hedwig in der Konrad-Wolf-Straße 31-32 in 13055 Berlin-Hohenschönhausen stattfinden.
Erstmeldung Nr. 0292 vom 3. Februar 2019: Toter Säugling in einer Parkanlage gefunden Spaziergänger fanden gestern Nacht in Kreuzberg einen toten Säugling. Gegen 23 Uhr fanden Spaziergänger in einem Gebüsch des Elise-Tilse-Parkes den Leichnam eines Säuglings. Da ein Tötungsdelikt nicht ausgeschlossen werden konnte, übernahm eine Mordkommission die Ermittlungen. Eine Sofortobduktion des weiblichen Säuglings ergab keine Hinweise auf ein Tötungsdelikt. Die weiteren Ermittlungen führt das zuständige Kommissariat der Kriminalpolizei der Polizeidirektion 5.
Dorothea (†) Letztes Geleit für einen kleinen Engel Von Christian Gehrke 18.02.19, 17:47 Uhr EMAIL FACEBOOK TWITTER MESSENGER ,
Berlin - Ihr Sarg ist so klein, dass er in der Kapelle zwischen den Kerzen und Blumen kaum zu sehen ist: 45 Zentimeter lang, nicht größer als ein Schuhkarton. Es ist der Sarg eines Mädchens, das tot zur Welt gekommen ist. Passanten fanden es Anfang Februar in einem Gebüsch im Elise-Tilse-Park (Kreuzberg). Die, die ihre Beerdigung möglich machten, gaben ihr einen Namen und das letzte Geleit.
„Du sollst Dorothea heißen“, sagt die Polizeiseelsorgerin Marianne Ludwig. Sie hält an diesem Montagmorgen die Trauerrede auf den Friedhof der St.-Pius-/St.-Hedwig-Gemeinde in Hohenschönhausen.
„Sie wurde nackt im Gebüsch abgelegt. Dass so etwas unter uns geschieht, lässt erschauern. Aber Kälte kann und darf nicht das Letzte sein, was dieses Kind umgibt“, erklärt sie. Ein Polizist erlitt beim Anblick der Leiche einen Schock. Auch Passanten, die sie gefunden hatten, ging es schlecht.
Dorothea heißt auf Griechisch „das Geschenk Gottes“ Wer den Säugling abgelegt hat, ist unklar. Die Eltern des Mädchens sind ebenso unbekannt wie ihre Herkunft. Auch nachdem das Mädchen am 2. Februar gefunden worden war und der KURIER darüber berichtete, meldete sich niemand.
Die Zahl der Totgeburten ist in Berlin steigend. 2016 gab es 226 – das ist die offizielle Zahl.
Dorothea heißt auf Griechisch „das Geschenk Gottes.“ Und tatsächlich sei die Zuwendung, die das Kind erfahren habe, ein Geschenk – nach dieser Brutalität, so Marianne Ludwig. Die Frühlingssonne kämpft sich durch die Februarkälte, als Bestatter Tobias Lundie den Sarg zum Grab trägt. Sein Unternehmen, das er mit seiner Lebensgefährtin führt, hat die Beerdigung kostenfrei organisiert. Ein Steinmetz aus Wilmersdorf machte das Kreuz fertig. Für die Grabpflege fand sich anonymer Spender.
Dorotheas Ruhestätte liegt in einem Bereich, wo noch mehr Säuglinge begraben wurden. Bunte Windräder auf Gräbern. Etwa zehn Trauergäste nehmen Abschied. Viele Polizisten sind dabei. Auch Amtsarzt Patrick Larscheid. Seine Tochter (zehn Monate) übt auf dem Friedhof laufen. Er sagt: „Auch ein sehr kurzes Leben ist ein Leben. Und ein Leben darf nicht im Gebüsch landen. Die Würde gilt für alle Menschen.“