Vergewaltigung im Pflegeheim: Mitarbeiter rufen keine Polizei
Ein Patient in einem Pflegeheim in Kirchrode steht im Verdacht, eine 83-jährige Mitbewohnerin vergewaltigt zu haben. Erst drei Tage später informierte das Heim die Angehörigen, die dann sofort die Kripo einschalteten.
Die Polizei ermittelt nach der mutmaßlichen Vergewaltigung einer 83-jährigen Bewohnerin eines Pflegeheims in Kirchrode gegen einen 42-jährigen, ebenfalls psychisch kranken Mitbewohner. Obwohl die Tat unmittelbar danach von Pflegekräften der Einrichtung entdeckt worden war, konnte die Kripo die Ermittlungen nicht unverzüglich aufnehmen. Die Mitarbeiter des Heims unterließen es, sofort die Polizei zu alarmieren und die Angehörigen zu informieren. Erst drei Tage später meldeten sie sich bei den Verwandten, die dann umgehend Strafanzeige stellten und dadurch die polizeilichen Untersuchungen in Gang setzten. Die Behörde hat die Ermittlungen wegen des Verdachts eines Sexualdelikts gegenüber der HAZ bestätigt. Der Geschäftsführer der Einrichtung räumte im Gespräch mit dieser Zeitung Fehler ein.
Die 83-Jährige, die seit Jahren an Demenz erkrankt ist, hatte den Heiligen Abend im Kreis ihrer Angehörigen verbracht. Gegen 21 Uhr brachten die Verwandten die Frau wieder in ihr Zimmer im Anna-Meyberg-Haus. Die Einrichtung ist eine gerontopsychiatrische Fachpflegeeinrichtung mit 112 Plätzen und wird von der kirchlichen Stiftung Bethel im Norden getragen. In der Nacht stellten die Mitarbeiter fest, dass sich die 83-Jährige nicht in ihrem Zimmer befand. Sie suchten nach ihr und entdeckten sie schließlich im Zimmer eines Bewohners. „Sie lag, so haben wir später erfahren, halbnackt auf dem Fußboden vor dem Bett des Mannes“, sagt ein Angehöriger. Der Mann soll gegenüber den Pflegern angegeben haben, mit der demenzkranken Frau einvernehmlich Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.
Geschäftsführung: „Eine absolut nicht hinnehmbare Angelegenheit“
Warum die Mitarbeiter zu diesem Zeitpunkt nicht sofort zum Telefon gegriffen und sowohl die Leitung der Einrichtung als auch die Polizei informiert haben, damit umgehend Spuren am Tatort gesichert werden konnten, ist bislang nicht abschließend geklärt. „Es ist eine absolut nicht hinnehmbare Angelegenheit“, sagt Christian Sundermann, der Geschäftsführer von Bethel im Norden. Bei so einem Vorfall gebe es im Haus klare Regel. „Wir haben eine 24-Stunden Hintergrundrufbereitschaft, die in so einem Fall sofort informiert werden muss“, sagt Sundermann.
Im Anna-Meyberg-Haus warteten die Betroffenen nach der Tat die Weihnachtsfeiertage ab und unternahmen nichts. Selbst als die Angehörigen der Frau am 26. Dezember die 83-Jährige in der Einrichtung besuchten, erfuhren sie nichts von dem Übergriff. „Erst am 27. Dezember gegen 18 Uhr haben wir dann den Anruf bekommen und sind dann sofort zur Polizei gegangen“, sagt ein Verwandter. Bethel-Geschäftsführer Sundermann räumt auch in diesem Punkt einen Fehler ein. „Die Strafanzeige bei der Polizei hätte von uns kommen müssen“, sagt er. Mutmaßlicher Täter inzwischen in anderer Einrichtung untergebracht
Inzwischen hat das Pflegeheim auf den Vorfall reagiert und den Heimvertrag mit dem mutmaßlichen Täter gekündigt. „Von ihm geht weiterhin eine potenzielle Gefährdung aus, die wir nicht handhaben können“, sagt Sundermann. In Absprache mit der Polizei und der Betreuerin des Mannes soll er in einer anderen Einrichtung oder in einer psychiatrischen Klinik untergebracht werden. Auch mit den Mitarbeitern des Anna-Meyberg-Hauses sei intensiv gesprochen worden. „Wir haben noch einmal deutlich gemacht, wie sie sich im Ernstfall zu verhalten haben, damit so etwas nicht wieder vorkommt“, sagt Sundermann. Wann die polizeilichen Ermittlungen abgeschlossen sind, ist noch offen.
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