Am 16.12.1990 wird die Leiche von Ramona Böttcher im Miltenberger Ortsteil Wenschdorf gefunden. Sie wurde vermutlich dort abgelegt. Frau Böttcher war wohnhaft in Neu-Ulm und dort am 25.10.1990 zuletzt lebend gesehen worden. Sie verließ dort um Mitternacht ein Lokal und wollte vermutlich per Anhalter in ihre etwa zwei Kilometer weiter gelegene Wohnung fahren. Der Fundort der Leiche, das weiß man, war nicht der Tatort. Die Todesursache konnte damals nicht festgestellt werden.
VERBRECHEN Neu-Ulm: Neue Ermittlungen im Mordfall Ramona Böttcher von 1990
Neu-Ulm / Hans-Uli Mayer 25.10.2018 „Cold Case“ heißen Schwerverbrechen, die auch Jahre nach der Tat nicht aufgeklärt sind. „Kalte Fälle“ wie die Amerikaner sagen, oder eben Altfälle im Deutschen, von denen sich Kriminaloberrat Markus Schlemmer von der Kripo in Aschaffenburg zumindest bei einem Fall mit Bezug zu Neu-Ulm erhofft, dass der nun wieder „etwas wärmer wird“.
Gemeint ist die Ermordung der am 25. Oktober 1990 verschwundenen Ramona Böttcher aus Neu-Ulm, deren Leichnam sieben Wochen später in einem Waldstück bei Miltenberg in Unterfranken gefunden worden war. Jetzt wird dieser Fall neu aufgerollt und wie zwei weitere ungeklärte Mordfälle in das so genannte „Cold-Case-Verfahren“ aufgenommen.
Erfolg Um den Jahreswechsel hatte die Kripo Aschaffenburg einen 30?Jahre alten Fall von Vergewaltigung mit Mordversuch aufgeklärt und den Täter gefasst. Nicht nur, dass dieser Altfall geklärt war, es ergaben sich auch Verdachtsmomente zu drei anderen Fällen – darunter zu dem des damals im Alter von 16 Jahren verschwundenen Mädchens aus Ludwigsfeld. Neu ist, dass zur Bearbeitung dieser Altfälle in Aschaffenburg eine komplett neue Arbeitsgruppe eingerichtet wurde, die sich ausschließlich um die Cold-Case-Fälle kümmert. „Wir möchten, dass die Angehörigen endlich Ruhe finden und die Täter diese Ruhe nie finden“, wird Schlemmer zum Start der Arbeitsgruppe vor wenigen Tagen in der örtlichen Presse zitiert.
Was war geschehen? Ramona Böttcher war am Donnerstag vor genau 28 Jahren wie so oft in jenen Tagen in der Neu-Ulmer Diskothek „Cheers“, die seinerzeit stark von amerikanischen Soldaten besucht war. Von diesem Discobesuch war sie nicht mehr heimgekehrt. Eine Freundin, mit der sie in dem Lokal gewesen war, hatte sich kurz vor Mitternacht auf den Heimweg begeben, Ramona war alleine zurückgeblieben.
Kein Verdächtiger Die Kriminalpolizei war damals davon ausgegangen, dass die 16-Jährige vermutlich noch im Raum Neu-Ulm auf ihren Mörder getroffen war. Eine heiße Spur gab es in dem Verfahren aber nie, ein Verdächtiger konnte damals nicht ermittelt worden.
Wahrscheinlich, so die Spekulation, war sie auf dem kurzen Heimweg von Neu-Ulm nach Ludwigsfeld, wo Ramona bei ihren Eltern gelebt hatte, in ein fremdes Auto gestiegen – bis heute ist nicht klar, was sich zwischen dem 25. Oktober und dem 16. Dezember zugetragen hat, als ihr Leichnam gefunden wurde. Nur spärlich bekleidet hatten sie Spaziergänger in einem Waldstück nahe des Miltenberger Ortsteils Wenschdorf gefunden.
Zur Todesursache macht die Polizei bis heute keine Angaben, hierbei handelt es sich um Täterwissen – also Wissen, dass sonst nur der Täter selber hat. Die Polizei glaubt immer noch, den Fall aufklären zu können, wenngleich sich die Hoffnungen nicht bestätigt haben, gleich mehrere Fälle auf einen Streich gelöst zu haben. „Wir haben den Fall nochmal aufgerollt und mit unserem Verdächtigen abgeglichen“, sagt der Leiter der Kripo Aschaffenburg: „Es gibt aber keinen Hinweis auf eine Übereinstimmung. Wir konnten nichts nachweisen.“
Ermittlungen noch nicht rund Geschlossen wird die Akte dennoch nicht. „Wir haben die Papierakte im Zuge der neuen Ermittlungen vollständig digitalisiert. Jetzt hoffen wir, dass der kalte Fall wieder etwas wärmer wird“, sagt Schlemmer. Seinen Worten zufolge wird jetzt alten Spuren nachgegangen, auch solchen, die damals als wenig erfolgsversprechend nicht weiterverfolgt worden waren. Zeugen werden wieder vernommen und auch DNA-Spuren verglichen.
„Viel haben wir nicht, das stimmt“, räumt der leitende Kriminalbeamte ein, aufgeben will er aber nicht: „Irgendwie sind die Ermittlungen von damals noch nicht ganz rund.“
Ermordete verurteilter US-Soldat auch zwei junge Frauen in Unterfranken?
Aktualisiert am: 02. April 2019 12:58 Uhr
ie Polizei nimmt die Fährte wieder auf in einem fast 30 Jahre alten Mordfall: Am 25. Oktober 1990 verschwand Ramona Böttcher aus Neu-Ulm. Die 16-Jährige verschwand auf dem Weg von einer Diskothek nach Hause. Zwei Monate später wurde ihr Leichnam in einem Waldstück bei Miltenberg in Unterfranken entdeckt.
Neue Suche in altem Fall
Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass Ramona Böttcher in ein fremdes Auto eingestiegen und so ihrem Mörder begegnet war. Laut Kriminaloberrat Markus Schlemmer wurde die alte Papier-Akte des Falls digitalisiert. Der Fall wurde in das Cold-Case-Verfahren für Altfälle aufgenommen.
Die Aschaffenburger Ermittler sind motiviert durch den Erfolg von 2017: Sie hatten nach 30 Jahren einen Mann überführt, der eine Frau vergewaltigt und versucht hatte, sie zu töten. Im Mai 2018 wurde der heute 55-Jährige zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Täter sollen keine Ruhe finden
Bisher müssen sich Mordermittler um ungeklärte Altfälle (so genannte „Cold Cases“) so nebenbei kümmern, wenn Zeit dafür ist. Nun ist aber zur Bearbeitung in Aschaffenburg eine komplett neue Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich ausschließlich um Cold-Case-Fälle kümmert. „Wir möchten, dass die Angehörigen endlich Ruhe finden und die Täter diese Ruhe nie finden“, sagt Kriminaloberrat Markus Schlemmer.
Kontakt zu US-Soldaten
Ramona Böttcher war vor 28 Jahren in der Neu-Ulmer Diskothek „Cheers“, die seinerzeit stark von amerikanischen Soldaten besucht war. Eine Freundin hatte sich kurz vor Mitternacht auf den Heimweg begeben, Ramona war alleine zurückgeblieben. Wahrscheinlich war die 16-Jährige auf dem kurzen Heimweg in ein fremdes Auto gestiegen – bis heute ist nicht klar, was sich zwischen dem 25. Oktober und dem 16. Dezember zugetragen hat, als ihr Leichnam gefunden wurde.
Alte Spuren werden neu überprüft
Zur Todesursache macht die Polizei keine Angaben, das ist Täterwissen. Laut Kripo wird jetzt vielen alten Spuren nachgegangen – auch solchen, die damals als wenig Erfolg versprechend nicht weiterverfolgt worden waren.
Fälle mit Parallelen
Der Fall weist Parallelen zum ebenfalls ungeklärten Mord an der jungen Irin Sharon Harper in Würzburg auf – ebenfalls 1990: Auch die 19-Jährige war viel mit US-Soldaten unterwegs, zum Beispiel in der Würzburger Disko „Green Goose“. Auch sie soll zu einem bis heute Unbekannten ins Auto gestiegen sein. Am nächsten Morgen wurde ihre unbekleidete Leiche weit weg davon, in der Nähe des Tierheimes, in den Büschen gefunden.
Wegen Mordversuch und Mord verurteilt
Wie diese Redaktion aus Ermittlerkreisen erfuhr, geriet ein in Giebelstadt stationierter US-Soldat namens Bryan Tilford Jahre später ins Visier der Ermittler – aus gutem Grund. Erzwungener Sex, auch mit einem drohend gezückten Messer, war ihm vertraut: In Ansbach wurde Tilford 1992 dabei erwischt, wie er nachts eine junge Deutsche bedrohte, die aus der Disko kam. Er hätte sie fast getötet. Wegen versuchten Mordes und Vergewaltigung wurde er verurteilt und kam ins Gefängnis nach Fort Leavenworth. Während er dort in der Zelle saß, konnte ihm ein weiterer Mord mit Vergewaltigung aus dem Jahr 1989 in El Paso nachgewiesen werden.
Drei weitere Verdachtsfälle
Die ähnliche Vorgehensweise machte ihn dann auch in drei Fällen aus dieser Zeit verdächtig, in der Tilford in Unterfranken stationiert war: Beihilfe zum Mord an der US-Soldatin Tammy Ivon in Giebelstadt 1990, der Mord an Sharon Harper in Würzburg und der Mord an Ramona Böttcher.
Verdächtiger im Fall Böttcher
Im Fall Ivon nahm ein Freund von ihm (ebenfalls US-Soldat in Giebelstadt) alle Schuld auf sich. Im Würzburger Fall der ermordeten Sharon Harper laufen Ermittlungen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten. Und Tilford „stand bereits vor Jahren auf der Liste der Verdächtigen im Fall Böttcher, die unter die Lupe genommen wurden,“ bestätigt ein Ermittler. Damals führte eine grobe Überprüfung zu keinem Ergebnis.
Ob sich bei einer Suche mit verfeinerten Methoden ein Tatverdacht erhärten lässt? „Wir gehen allen lohnenden Spuren nach,“ sagt ein Ermittler.
Wenig Unterstützung
Weglaufen kann Ihnen der Verdächtige nicht: Er sitzt wegen Mordes lebenslänglich hinter Gittern. Allerdings lassen sich die US-Behörden bei der Unterstützung ihrer deutschen Kollegen viel Zeit. 2009 bat die Würzburger Kripo um Amtshilfe, beim Abgleich von DNA-Spuren mit Tilford. Sie würde den verurteilten Mörder auch gerne vernehmen. Aber bis heute haben sie keine Antwort. Die Ermittler haben im vorigen Jahr eine zweite Anfrage nachgeschoben.
Geständnis: Nicht sein erster Fall
Ehemals in Würzburg stationierte US-Soldaten wiesen unsere Redaktion auf eine vielsagende Aussage der Ex-Frau des verurteilten Mörders hin. Sie hatte beim Mordprozess in El Paso 1994 der dortigen Zeitung einen Leserbrief geschrieben. Darin steht: Tilfords Mordversuch samt Vergewaltigung an der jungen Deutschen in Ansbach 1992 sei nicht sein erstes derartiges Verbrechen gewesen. Das habe er ihr selbst gestanden. Ob damit der Mord an Sharon Harper 1990 gemeint ist? Oder der an Ramona Böttcher im gleichen Jahr?