Es ist Ende September gegen 20 Uhr als Erika Stegmann ihren Arbeitsplatz, ein Geschäft in der Mainaschaffer Straße in Aschaffenburg, verlässt. Es ist das vermutlich letzte Mal, dass die Verkäuferin lebend gesehen wird. Schon kurz danach muss ihr Mörder mehrfach auf sie eingestochen haben. Der Täter quält und misshandelte die Frau schwer. Spaziergänger finden ihre Leiche unterhalb der Aschaffenburger Ebertbrücke. Hier im Bereich der Brücke muss Erika Stegmann wohl auch auf ihren Mörder getroffen sein. Grund für die Annahme: Entlang der westlichen Böschung in Richtung Mainuferweg wurden Spuren einer Flucht bzw. eines Kampfes vorgefunden.
„Die Täter sollen niemals zur Ruhe kommen!“ – Die Suche nach den Mordbestien geht weiter
21. Oktober 2018
BAYER. UNTERMAIN. Es sind Fälle, die seit teilweise über 30 Jahren die ganze Region bewegen. Es sind die Geschichten von drei Frauen, deren Mörder nie gefasst werden konnten – bis heute leben ihre Familien in Ungewissheit, warum ihre Töchter auf grauenvolle Art und Weise sterben mussten und wer sie umgebracht hat. Das soll sich jetzt ändern. Am 24. Oktober trifft sich zum ersten Mal eine neue Arbeitsgruppe für Altfallermittlungen in Aschaffenburg. Kriminaloberrat Markus Schlemmer hat bereits vor dem Start mit uns gesprochen und uns Einblicke in die geplante Arbeit gegeben und uns erklärt, warum genau die Fälle Junker, Stegmann und Böttcher neu aufgerollt werden.
Können Spuren von damals neu untersucht werden? Gibt es womöglich Zeugen, die damals geschwiegen haben und heute über ihr Wissen sprechen wollen, weil sich Beziehungen geändert haben? Die Mitglieder der neuen „Arbeitsgruppe für Altfallermittlungen“ in Aschaffenburg haben Hoffnung – sie wollen endlich den oder die Mörder von Christiane Junker, Erika Stegmann und Ramona Böttcher finden. Kriminaloberrat Markus Schlemmer sagt: „Wir möchten, dass die Angehörigen endlich ihre Ruhe finden und die Täter diese Ruhe nie finden. Sie sollen uns ständig im Nacken wissen.“ Am 24. Oktober nehmen die Ermittler ihre Arbeit in den sogenannten „Cold-Cases“ auf. Insgesamt zehn Kriminalbeamte werden für die Gruppe ausgewählt, einer aus jedem Fachkommissariat. Zunächst werden die Polizisten schauen, was in den einzelnen Fällen getan werden kann. Müssen z.B. noch vorhandene externe Unterlagen besorgt, wichtige Vernehmungen gemacht oder Gutachten neu erfragt werden? Wenn die organisatorischen Schritte gemacht sind, nehmen die Polizisten die Aufgaben mit in ihr Kommissariat, um andere Kollegen miteinzubeziehen und sie schließlich zu bearbeiten. Die Arbeit zu den Altfällen machen die Ermittler zusätzlich zum Tagesgeschäft.
Warum genau Junker, Stegmann und Böttcher?
Neue Hinweise gibt es in den drei Fällen der Frauen nicht, aber eine Sache ist für die Ermittler entscheidend: „Die Fälle der drei Frauen weisen gewisse Ähnlichkeiten auf, die möglicherweise in eine Ermittlungsrichtung zeigen könnten“, erklärt Kriminaloberrat Markus Schlemmer. Ob es einen gemeinsamen Mörder gibt, ist allerdings noch ungewiss: „Es kann sein, dass die Morde von drei unterschiedlichen, von zwei oder auch nur von einem Täter begangen wurden, aber mit dieser Herangehensweise können wir am besten überprüfen, ob es in diese Richtung geht“, so Schlemmer. Wenn die Cold-Cases um Junker, Stegmann und Böttcher geklärt sind, würde sich der Kriminaloberrat wünschen, dass das Team solange fortbesteht, bis alle ungeklärten Mordfälle der Region gelöst sind. Vom Erfolg der neuen Arbeitsgruppe wird mit Sicherheit auch die Dauer des Bestehens abhängen. Ganz sicher kann man noch nicht sagen, wie lange die Gruppe bestehen wird: „Es ist erstmal ein kleiner Versuch, ob wir so zurechtkommen und so arbeiten können“, erklärt der 50-Jährige.
Wie gehen die Opfer-Familien damit um?
Die Ermittler stehen im ständigen Kontakt und sind zu jederzeit Ansprechpartner für die Familien der Hinterbliebenen. Sie wissen bereits, dass die Fälle neu aufgerollt werden, erzählt Markus Schlemmer: „Wir empfinden die Reaktionen der Familien als sehr positiv, gleichzeitig sehen sie die Angelegenheit aber auch sehr realistisch.“ Hoffnung möchte der Ermittler aber bewusst nicht machen „Wir wissen nicht, in welche Richtungen die Ermittlungen gehen werden und da gehört auch eine Portion Glück dazu: der richtige Zeuge, der zur richtigen Zeit auftaucht.“
Zeugen gesucht
Um die Mordfälle klären zu können, werden Zeugen gesucht. Vielleicht haben sich Beziehungen geändert und es ist Ihnen erst jetzt möglich über mögliches Wissen in den Fällen zu sprechen. Die Polizei nimmt Ihre Hinweise entgegen, gegebenenfalls auch vertraulich. Den Kriminaldauerdienst erreichen Sie unter: 06021 857 1731