Folgendes hat die Userin @ casquith bei Allmy geschrieben und ich möchte es hier zur Diskussion frei geben
dabei seit 2018
18.10.2018 um 21:19
Hallo an alle,
Ich bin neu in diesem Forum und schreibe hier vornehmlich aus zwei Gruenden: Zum einen komme ich urspruenglich aus Fulda und habe als Kind / Jugendliche vergleichsweise viel Zeit in der Umgebung Magdeburgerstr. verbracht - habe den gleichen Kindergarten wie Gabriele besucht und spaeter eines der Gymnasien im Fuldaer Schulviertel.
Nach Kindergarten und Schule habe ich viele Nachmittage in der Magdeburgerstr. 25 verbracht. Ich wuerde also sagen, dass ich die Gegend insgesamt und die Magdeburgerstr. 25 gut kenne. Vielleicht gerade wegen dieser Vertrautheit geht mir Gabrieles Schicksal, auf das ich sehr viel spaeter im Zuge meiner Recherchen bzgl. Tristan Bruebach aufmerksam wurde, sehr nahe.
Zunaechst einmal ein paar Beobachtungen im Bezug auf das allgemeine Umfeld. Diese beziehen sich alle auf den Zeitraum der spaeten 80er Jahre bis ungefaehr 2002 und koennten vielleicht all denen einen Einblick geben, die mit dem Tatort und weiteren Oertlichkeiten dieses Viertels nicht aus erster Hand vertraut sind . Da ich Fulda direkt nach meinem Abitur verlassen habe, kann ich nichts ueber die weitere Entwicklung dieses Stadtteils sagen.
Wer sich die Gegend einmal genauer ansieht, kann erkennen, dass es rund um die Magdeburgerstr eine grosse dichte von Mietwohnungen gibt, also nicht nur im unteren Teil, sondern auch weiter noerdlich im sog. Schulviertel mit seinen Schulgebaeuden, Sporthallen usw. Dazu kommen, wie bereits festgestellt, eine Vielzahl von Unternehmen, Werkstaetten, der Bahnhof und (im etwas weiteren Radius) eine Reihe von Gruenflaechen (die Schrebergaerten hinter der Ochsenwiese fallen mir hier spontan ein).
Als kleines Kind war ich natuerlich immer unter Aufsicht. Als Jugendliche musste ich allerdings in dieser Gegend allein zu Fuss von A nach B kommen, wobei ich mich insbesondere an zwei Vorfaelle erinnern kann, die zwar nicht relevant, aber dennoch erwaehnenswert sind. 1.) ein Exhibitionist und 2.) weggeworfene pornographische Bilder, die ein minderjähriges Mädchen zeigten
Der Exhibitionist hat ueber Wochen / Monate nach 13 Uhr (Schulschluss für die meisten) auf die Schueler des Domgymnasium und der Freiherr vom Stein Schule gewartet, die sich vom Domaenenweg aus auf den Heimweg zum Bahnhof machten. Offiziell hat man nie etwas im Bezug auf den Exhibitionisten von der Schulleitung gehoert, obwohl natuerlich auch einige Lehrer nach 13 Uhr auf dem Weg zum Bahnhof waren und Schueler bestimmt davon zu Hause berichteten. Heute undenkbar, aber so war das nun mal, auch noch Mitte der 1990er.
Die pornographischen Amateurbilder eines jungen Maedchens (definitiv nicht 18) lagen ueber mehrere Wochen verstreut auf dem Gehweg der Magdeburgerstr vor einem der Mietshaeuser im Schnee. Das war ebenfalls unweit meiner damaligen Schule.
Desweiteren befanden sich unweit des Tatorts zu diesem Zeitpunkt noch kleinere Kneipen, ein Kiosk und diverse Trinkhallen, zu welchen man sich mit Hilfe kodierter Klopfzeichen Zutritt verschaffte. Das letztere, beobachtet aus einem der Fenster im 1. Stock der Magdeburgerstr. 25 gegen Ender der 80er / fruehen 90er, traf zum Beispiel auf die Kneipe / 'Trinkhalle' direkt nebenan zu. - Ein Etablissement, das in seinem Äußeren Aufmachung Oertlichkeiten wie etwa der Tosa Klause (Fall Pascal, Saarbruecken) sehr aehnlich war. Ob es diese 'Trinkhalle' schon im Jahre 1983 gab, weiss ich nicht. Mittlerweile ist ein Doenerladen eingezogen.
Aufgrund solcher Erfahrungen habe ich mich in diesem Teil der Stadt nie besonders wohlgefuehlt, insbesondere nicht wenn sich der Unterricht bis in den spaeten Nachmittag zog, denn dann ist diese Gegend - bis auf den Durchgangsverkehr - mehr oder weniger verlassen. Der Autoverkehr ist zwar auf Grund der Anbindungen (B27) stark, es gibt allerdings nicht viele Fussgaenger, Anwohner ziehen sich in ihre Wohnungen zurueck, die grossen Schulgebaeude sind mehr oder weniger leer, Geschaefte und Bueros verabschieden sich in den Feierabend. Je spaeter der Abend, desto verlassener die Gegend.
Das hier Aufgefuehrte hat zwar mit dem Fall Gabriele Schmidt direkt nichts zu tun, vielleicht ist es mir dennoch gelungen ein Gefühl fuer die Atmosphäre dieser Gegend zu vermitteln.
Was nun den Fall Gabriele Schmidt angeht, so kann ich bestaetigen, dass die Beschaeftigten in der ehemalige Tankstelle, Werkstatt etc. (Magdeburgerstr. 25) um 17 Uhr Feierabend machten. An diesen Oeffnungszeiten hat sich über die Jahre bis zur Schliessung der Tankstelle nichts geaendert. Mieter hatten natuerlich staendig Zugang zu ihren Garagen.
Von No 25 gibt und gab es keinen direkten Zugang zu No 27 oder zum Fundort, Gebaeude und Mauer bilden die Grenzen. So weit ich mich erinnern kann, gibt es auf der Seite zur Waides (Fluss / Bach) / Amand Ney Str. auch keine Fenster im unteren Teil des Gebaeudes, welches sozusagen den Perimeter des Grundstuecks vollstaendig versiegelt.
Auf Grund des Kommens und Gehens der Garagenmieter waere es zwar riskant gewesen die Garagen als Tatort zu nutzen, allerdings sind einige der Garagen im hinteren Teil des Hofs relativ verborgen. Man darf auch nicht vergessen, dass man - abhaenging vom Standort im Hof von No 25 - relativ sichtgeschuetzt agieren koennte. Schreie / Weinen koennten zwar von Anwohnern wahrgenommen werden, aber ich stelle mir vor, dass es sehr schwierig waere, diese korrekt zuzuordnen.
Wie viele andere wundere auch ich mich, dass dieser Fall nicht mehr Aufmerksamkeit in der Lokalpresse fand - insbesondere verglichen mit dem Fall Weimar, der ja bekanntlich enorme Aufmerksamkeit und eine regelrechte Hexenjagd auf die mittels kontroverser Indizien verurteilte Frau Böttcher im katholischen Fulda generierte.
Was die Polizeiermittlungen angeht, kann ich mir kein Urteil erlauben. Abgesehen von den lobenden Worten der Polizei ueber ihre Arbeit damals im jüngsten Artikel der Fuldaer Zeitung, erscheinen mir die Erkenntnisse und die Präsentation der Fakten jedoch recht dürftig.
Der Fundort von Gabrieles Leiche laesst darauf schliessen, dass der / die Taeter sich in der Gegend gut auskannten, also durch Arbeit, Schule, Wohnort oder Bekanntenkreis eine Verbindung zu dieser Oertlichkeit hatten. Ich bin davon überzeugt, dass sehr viele die sich sogar täglich in der Gegend aufhalten, nicht unbedingt wissen, wie man zum Beispiel an den Leichenfundort gelangt. Desweiteren sind die Grundstücke in der Gegend recht verschachtelt, was wiederum meinen Verdacht bestärkt, dass der / die Täter ortskundig waren und Gabriele bereits kannten, wenn auch nur vom Sehen.
Bei jeder Beurteilung der Polizeiarbeit muss beachtet werden, dass die Bevoelkerungsdichte in diesem Teil der Stadt schon damals sehr hoch war. Fuer die Befragung aller Anwohner des Gebietes rund um den Fundort (gesamte Magdeburgertstr.) haette die Lokalpolizei erhebliche Unterstützung benötigt, und auch dann hätte es keine Garantie für den Erfolg einer solchen Ermittlungsstrategie gegeben. Durchsungen aller in Frage kommender Lokalitaeten - kaum machbar und ohne konkrete Verdachtsmomente nicht moeglich. DNA Reihenuntersuchung nach so langer Zeit? - Machbar, aber extrem aufwendig, vor allem weil Daten der Einwohnermeldeaemter etc zunaechst aufbereitet und dann abgeglichen werden müssen.
Fuer den / die ortskundigen Taeter hingegen boten sich unzaehlige Fluchtmoeglichkeiten - entweder in Richtung Innenstadt / Bahnhof / Schloss / zurueck in eine Wohnung / Garage / geparktes Auto / in Richtung Ziehers Nord / Schrebergaerten etc. .
Abschliessend vielleicht noch ein Wort zu dem / den Taeter(n). Je laenger ich ueber den Fall nachdenke, desto mehr frage ich mich, ob hier nicht doch mehrere Taeter am Werk waren. Dies koennte einige offene Fragen bzgl des Zeitablaufs erklaeren. Paedophile agieren oft in Netzwerken, vielleicht auch in diesem Fall.
So viele offene Fragen.
Admin und Foren Moderatorin Hinweise zu den hier aufgeführten Fällen bitte an die zuständige Polizeidienststelle