11.08.2018, 07:30 Uhr BRUTAL ZUSAMMENGESCHLAGEN Ungeklärter Mord in Borgloh: Es geschah am Tag vor Erntedank Von Kathrin Pohlmann
Hilter. Bis heute ist der Mordfall Rehme nicht geklärt. Der Landwirt wurde 1973 brutal in seinem Haus zusammengeschlagen und starb an den Folgen. Ein Täter wurde nie gefasst.
Es war ein Montagmorgen im Oktober. Briefträger Hubert Baumann war gerade auf seiner täglichen Tour durch den Ort unterwegs. Gegen 11.15 Uhr erreichte er den Hof Rehme an der Holter Straße. Er wollte dort noch, so wie es auf dem Land damals üblich war, die Rundfunkgebühren abkassieren. „Als ich den Hof betrat, hatte ich schon ein komisches Gefühl. Das Vieh blökte, die Tiere hatten noch kein Futter bekommen. Das war untypisch. Ich dachte mir: ‚Irgendwas stimmt hier nicht‘“, erzählt Baumann. Dass seine Tour so enden würde, hätte er nicht für möglich gehalten: Baumann fand den Landwirt Wilhelm Rehme regungslos auf der Diele in einer Blutlache liegen. Er war tot. Erschlagen.
Das war 1973. Diesen Moment wird Baumann sein Leben lang nicht vergessen. Ein Rinnsaal aus Blut floss über den Boden. „Er war schwer zugerichtet und sah schrecklich aus“, erinnert sich der heute 75-Jährige.
Zertrümmerter Schädel Rehme wurde laut den damaligen Ermittlungen brutal zusammengeschlagen. Sein Schädel war zertrümmert, der Brustkorb eingedrückt, er hatte Knochenbrüche an Armen und Beinen. Nach Angaben der Polizei wurde er mit zwei Besenstielen malträtiert und mit einer Weinflasche niedergeschlagen. Er starb an den Folgen seiner schweren Verletzungen. Ob es sich um einen oder mehrere Täter handelte, ist bis heute nicht geklärt. Der Mörder wurde nie gefasst. Es gab eine Gruppe von Jugendlichen, die verdächtigt wurden, den Mord an Rehme begangen zu haben, doch nachweisen konnte man ihnen das nicht.
Täter wollte ans Vermögen Offenbar ging es bei der Tat um Geld. Laut einem Zeitungsbericht von damals bewahrte Rehme es im Haus auf, Banken vertraute er nicht. Auf sein Vermögen hatte es der Täter abgesehen. Die Matratzen im Schlafzimmer des Landwirtes waren umgedreht, vermutlich hat er dort nach dem Geld gesucht. Laut Polizei muss es sich um eine stattliche Summe gehandelt haben, denn der Landwirt hatte zuvor noch Vieh verkauft.
Ehemalige Redakteurin Doris Horst war damals Redakteurin bei der Zeitung und berichtete über den Fall. An vieles erinnert sich Horst nicht mehr, nur an den üblen Geruch, der ihr in dem Haus damals entgegenschlug. Es sei alles verwahrlost und voller Müll gewesen. Landwirt Wilhelm Rehme lebte allein auf seinem großen Hof. Er war nicht verheiratet, Kinder gab es auch nicht. „Im Hause herrschte eine unbeschreibliche Unordnung und der gesamte Haushalt war völlig verdreckt und verkommen“, schrieb sie damals.
Am Tag vor Erntedank Wann die Tat genau geschah, konnte damals nicht genau rekonstruiert werden. „Am Tag vorher war Erntedankfest, daran erinnere ich mich noch genau. Viele Leute waren unterwegs. Rehme war bei Dorffesten nie dabei. Er war ein Einzelgänger“, erzählt Baumann. Nur sonntags saß er pünktlich um 8 Uhr in der Borgloher Kirche zur Frühmesse.
Doch nicht am 30. September, da fehlte er. Am Tag zuvor hatte ein Nachbar ihn morgens noch auf dem Acker gesehen. Einem anderen Nachbarn war aufgefallen, dass er gegen Mittag seine Milchkannen nicht herausgestellt hatte. „Der Mord muss irgendwann am Samstag passiert sein“, sagt Baumann. Er sah den Landwirt regelmäßig und hatte immer das Gefühl, dass Wilhelm Rehme Angst vor irgendwem hatte. „Soweit ich mich erinnere, hatte er auf den Treppenstufen Stolperdraht angebracht“, so Baumann. Er habe sich immer gewundert, warum er keinen Wachhund hatte. Der hätte ihn vielleicht beschützt.
Akten im Archiv Rehme ist auf dem Friedhof in Borgloh beerdigt worden. Sein Neffe hat den Hof geerbt.
Bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft in Osnabrück gibt es keine diensthabenden Beamten mehr, die damals den Fall begleitet haben. Sie sind längst in Pension. Die Akten dazu schlummern im Archiv.