SEIN EINZIGER UNGELÖSTER FALL Er jagt den Oma-Mörder von Wilhelmsburg
p24.01.10, 01:00 Uhr
Die Seniorin wurde vor acht Monaten in ihrem Haus an der Siebenbrüderweide in Wilhelmsburg erwürgt (MOPO berichtete). Der Ermittler ist sich mittlerweile sicher: Es war der Gärtner.
Regelmäßig traf sich die Witwe zum Kaffeekränzchen mit anderen Frauen. Nachdem die Seniorin, die sich seit Jahrzehnten im Kirchenkreis engagierte, zu einem solchen Treffen am 22. Mai 2009 nicht erschienen war, machte sich eine Freundin Sorgen. Die 75-Jährige klingelte und klopfte an der Haustür von Jutta Abrodat. Keine Reaktion. Ein benachbartes Ehepaar hörte die Frau. Da das Paar einen Zweitschlüssel hatte, gingen die Nachbarn gemeinsam mit der Freundin ins Haus. Jutta Abrodat lag tot im Wohnzimmer. Einen Mord vermutete zu diesem Zeitpunkt niemand. Um die genaue Todesursache zu klären, wurde die Leiche ins Institut für Rechtsmedizin gebracht. Dort stellten die Experten schnell fest: Die Frau wurde erwürgt.
Monatelang ermittelten Torsten Hermann und seine Kollegen. Mittlerweile wissen sie: Die Mutter eines Sohnes und einer verstorbenen Tochter wurde von einem ihrer Gärtner umgebracht. Der Täter und ein weiterer Mann hatten das Opfer vier Tage vor dem Mord angesprochen und Gartenarbeiten für 5 Euro die Stunde angeboten. Die Witwe willigte ein. Dass der Mörder einer der Gärtner ist, weiß der Ermittler, weil die DNA des Täters an den Gartengeräten gesichert wurde. Die Ermittler vermuten, dass der Gärtner die Seniorin besucht hatte, um sich sein Geld abzuholen. Offensichtlich war es zum Streit gekommen, der mit dem Tod der 79-Jährigen endete. Der Mörder stahl das Portemonnaie des Opfers und wurde nie wieder gesehen.
Die Ermittler befragten Dutzende Wilhelmsburger. Doch die Gärtner hatten außer der Seniorin wohl niemandem ihre Arbeit angeboten. "Es nagt an einem, wenn eine alte nette Dame getötet wird, die noch so viel vorhatte. Ihren 80. Geburtstag wollte die Frau in Kenia verbringen", sagt Torsten Hermann, der bisher jeden Mörder gefasst hat. Er brachte den "Würger von St. Georg" hinter Gitter, überführte den Zollbeamten Heino N., der seine Ehefrau Ende 2005 ermordet und die Leiche in der Elbe versenkt hatte, und klärte das Verbrechen um den im Koffer aufgefundenen, zerstückelten Transvestiten von St. Pauli. Der Ermittler bittet um Hinweise (Tel. 428656789) zu den Gärtnern. Sie sollen beide schlank sein, einer hat zottelige, straßenköterblonde Haare. Es ist eine Belohnung von 5000 Euro ausgesetzt.
200 Anwohner wurden befragt. Die Staatsanwaltschaft hat 5000 Euro Belohnung ausgesetzt.
Wilhelmsburg
Es sind nur wenige Hinweise, die die Mordkommission nach dem gewaltsamen Tod der Rentnerin Jutta Abrodat hat. Die 79-Jährige war am 22. Mai in ihrem Haus an der Siebenbrüderweide erstickt worden. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung über 5000 Euro ausgesetzt, um die Tat aufzuklären.
Sie waren fleißig, die Ermittler der Mordkommission. Rund 200 Anwohner und mögliche Hinweisgeber haben die Beamten in den vergangenen Wochen in dem Wohngebiet besucht, um den Fall zu klären. Doch die heiße Spur, die die Beamten weiterbringen könnte, war bislang nicht dabei. "Die Hinweislage ist in dem Fall sehr dünn", sagt ein Beamter. Dabei weiß man schon, in welche Richtung der Fall geht. Die Mordkommission sucht zwei "reisende Handwerker", die bei der alten Dame Gartenarbeiten durchführten. "Sie gelten als Tatverdächtige, könnten aber auch Zeugen sein", so ein Kripomann.
Beide Männer waren an den Tagen vor der Tat im Garten des Opfers gesehen worden. "Hier kommen dauernd irgendwelche Männer vorbei, die ihre Dienste anbieten", sagt ein Anwohner der ruhigen Wohnstraße. Am Freitagabend war Jutta Abrodat tot in ihrem Haus gefunden worden. Nachdem die pensionierte Lehrerin am Nachmittag nicht zu einem Kaffeekränzchen erschienen warund auch das Telefon nicht abgenommen hatte, gingen eine Freundin (75) und eine Nachbarin mit dem Zweitschlüssel in ihr Haus. Im Wohnzimmer entdeckten sie die Tote. Erst die Obduktion hatte ergeben, dass die Frau erstickt wurde.
In der Gegend war Jutta Abrodat bekannt. Die Witwe engagierte sich im Kirchenkreis, spielte Trommel, war lange im Turn-Verein und in der Trachtengruppe. Sie galt als überaus rüstig und lebenslustig. Kurz vor ihrem Tod war sie noch mit dem Auto im Urlaub in Tschechien.
Von den beiden gesuchten Gartenhelfern gibt es eine vage Beschreibung. Einer der Männer ist 40 bis 50 Jahre alt und schlank. Er hat mittelblonde Haare. Der zweite Mann wird als 20 bis 30 Jahre alt, etwa 1,70 Meter groß und schlank beschrieben. "Wir suchen jetzt Zeugen, die Hinweise zu den beiden Personen haben und Angaben zu deren Aufenthaltsort machen können oder andere Angaben zu dem Fall machen können", sagt Hauptkommissar Andreas Schöpflin. Die Mordkommission ist unter Telefon 4286-56789 zu erreichen.
Nicht aufgeklärt: Mord an einer Rentnerin in Hamburg-Wilhelmsburg (22.05.2009)
Daten:
Autor: Leon Brouwse Eingestellt am: vor 7 Jahren Persönlicher Bezug: - Typ: Einzelmord Mordart: Erwürgt
Mordort: Siebenbrüderweide 21, Hamburg Realitätsbezug: Realer Mord Täter gefasst: Nein Altersgruppe des Opfers: 76-85 Jahre
Geschlecht des Opfers: Weiblich Mord ID: 383
Nicht aufgeklärt: Mord an einer Rentnerin in Hamburg-Wilhelmsburg (22.05.2009)
Kriminalhauptkommissar Torsten Hermann von der Hamburger Kriminalpolizei hat schon so manch spektakulären Mordfall in der Hansestadt aufklären können. Er deckte das Verbrechen um den in einem Koffer an der Königstrasse in Hamburg-Altona aufgefunden, zerstückelten Transvestiten auf, brachte den sogenannten "Würger von St. Georg" hinter Gitter und auch der Zollbeamte Heino N., der seine Ehefrau tötete und in der Elbe versenkte, hatte bei ihm keine Chance. Nur an einem Fall beißt er sich aktuell die Zähne aus: Der Mord an der 79-jährigen Rentnerin Jutta Abrodat aus Wilhelmsburg, die am 22.05.2009 tot in ihrer Wohnung an der Siebenbrüderweide 21 aufgefunden wurde.
Die rüstige alte Dame erschien am Tag der Tat nicht wie gewohnt zum Kaffeekränzchen mit ihren Freundinnen im örtlichen Kirchenkreis. Eine der Damen kam das ungewöhnlich vor und machte sich auf den Weg in die Siebenbrüderweide. Klingeln und Klopfen führte dort zu keinem Erfolg, die Haustür blieb verschlossen. Allerdings hatten die Nachbarn einen Zweitschlüssel und so gelangte man gemeinsam in die Wohnung. Im Wohnzimmer fand man dann den toten Körper der Rentnerin. Alles deutete zunächst auf einen natürlichen Tod hin. Die Rechtsmedizin stellte dann jedoch fest, dass der Tod durch Erwürgen eingetreten war.
Die Ermittlungen gingen über Monate, dann kamen Ermittler Torsten Hermann und seine Kollegen auf die Lösung. Vier Tage vor dem Mord hatten zwei unbekannte Männer der Rentnerin angeboten, für einen Stundenlohn von 5 Euro Gartenarbeiten zu erledigen. Die Dame nahm das Angebot an. Die Ermittler fanden nun identische DNA-Spuren sowohl an den Gartengeräten als auch am Tatort. Somit ist sicher, dass einer der beiden Männer der Mörder sein muss. Wahrscheinlich besuchte der Gärtner am Tag der Tat die Seniorin, um sein Geld abzuholen. Aus unbekannten Gründen muss es zum Streit gekommen sein, die 79-jährige wurde dabei getötet. Der Täter flüchtete mit dem Portemonnaie seines Opfers - und ist seitdem ebenso wie sein Kollege wie vom Erdboden verschwunden. Auch Zeugenaussagen aus der Wilhelmsburger Nachbarschaft - 200 Personen wurden befragt - brachten die Kripo bislang nicht auf eine heiße Spur, die Männer zu finden.
In der morgigen ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" werden unter anderem zwei Hamburger Fälle vorgestellt.
Ermittler des LKA 41 (Mordkommission LKA Hamburg) stellen die Fälle im Studio persönlich vor.
Fall 1:
Tötungsdelikt zum Nachteil des 16-jährigen Viktor E. am Abend des 16.10.2016 unter der Kennedybrücke. Ein bislang unbekannter Täter trat von hinten an das Opfer und seine damals 15-jährige Begleiterin heran und stach mehrmals auf das Opfer ein. Im Anschluss schubste er die 15-Jährige ins Wasser und flüchtete. Ein Passant kommt dem Opfer und seiner Begleiterin zur Hilfe und verständigt die Rettungskräfte. Das Opfer erlag kurz darauf im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Fall 2:
Bei diesem Fall handelt es sich um ein Update zu einem Raubmord aus dem Mai 2009. Damals wurde Jutta A. in ihrem Haus in Hamburg-Wilhelmsburg getötet. Der Fall wurde bereits im Jahr 2010 in der Sendung ausgestrahlt. Das Update beinhaltet neben dem erneuten Zeigen eines Phantombildes auch einen Fahndungsaufruf an eine bislang unbekannte Frau, die am 29.03.2018 einen als vielversprechend eingestuften Hinweis zum Fall gegeben hat.
Appell der Kripo hat Erfolg Wichtige Zeugin meldet sich nach XY nochmal
Endlich: Der Anruf, auf den Oberkommissar Andreas Petrat von der Hamburger Mordkommission gewartet hat, ist da. In der jüngsten Ausgabe von „Aktenzeichen XY“ hatte er eine anonyme Hinweisgeberin gebeten, noch einmal anzurufen. Die Frau hatte im März telefonisch interessante Hinweise zu einem alten Fall gegeben – zum Mord an Jutta A. aus dem Jahr 2009.
Allerdings wollte sie bei ihrem Anruf im XY-Studio ihren Namen nicht nennen. Um den Fall aber wirklich klären zu können, mussten die Ermittler unbedingt noch einmal mit der Frau sprechen. Deshalb hatten Andreas Petrat und XY-Moderator Rudi Cerne an die Frau appelliert, sich noch einmal zu melden. Und genau das hat sie gleich nach der Sendung getan. Oberkommsisar Petrat hat sich inzwischen ausführlich mit ihr unterhalten. Bleibt zu hoffen, dass der Hinweis tatsächlich zum Täter führt.