Emil Petrov, aus Finnland, geboren am 04.12.1989, war nach einer 2 ½ monatigen Europareise auf dem Weg nach Stockholm/Schweden. Die letzte Nachricht erhielten wir am 01. Oktober 2009, wonach er sich zu diesem Zeitpunkt in Warschau/Polen aufhielt und noch am selben Abend Richtung Berlin weiterreisen wollte.
Emil sollte um den 08. Oktober 2009 zuhause ankommen, aber seit der letzten e-mail vom 01. Oktober 2009 meldete er sich nicht mehr und wir konnten ihn auch nicht mehr erreichen.
Kurzinformation und Bilder in: POLSKI - DEUTSCH - ENGLISH - RUSSIAN - DANSK - CZECH - ESPANOL - SUOMEKSI - DUTCH - SVENSKA
Letzte Bilder von Emil, fotografiert von Risto in der Ukraine am 29. September 2009, bevor Emil Odessa verließ, um nach Hause zu reisen.
Wenn Sie Emil gesehen haben oder etwas über sein Verschwinden wissen, wenden Sie sich bitte an folgende Kontaktadresse:
048 880-210-236 Unsere Telefonnummer in Deutschland (auf Englisch)
Wie Sie Emil erkennen können: Er hat ein ausgeprägtes Kinn, gerade Zähne, braun-grüne Augen und gut definierte Wangenknochen. Braunes, kinnlanges Haar, wie wir aus den letzten Bildern erkennen können. Es sieht etwas verworren aus und könnte in Richtung beginnende Dreadlocks gehen. Emil ist mit etwas über 1,90m sehr gross, sehr schlank und hat breite Schultern. Seine Stimme ist etwas rau, er spricht langsam und nicht sehr laut. Emil spricht Finnisch, Schwedisch, Englisch und ein wenig Deutsch. Soweit wir wissen, versuchte er, ein wenig Russisch zu lernen. Sollte er in Polen geblieben sein, spricht er nun eventuell auch ein paar Brocken Polnisch. Seine Bewegungen sind ruhig und er geht meist eher langsam. Sein Kleidungsstil ist locker und unbekümmert und die Kleidung, die er bei sich hatte, war bereits etwas ausgetragen. Er trug oft Wollkleidung, wenn es kälter war. Der Stil könnte sich aber vielleicht auch geändert haben. Emil kann einen verträumten und in sich gekehrten Eindruck machen, ist aber immer sehr nett und höflich, daher scheuen Sie sich bitte nicht, ihn anzusprechen, sollten Sie meinen, ihm begegnet zu sein!
Emil, Frühling 2009 und Spätsommer 2008
Informationen die wir über seine Reise haben: Emil verließ Stockholm Mitte Juli 2009, um ein Abenteuer zu erleben. Er nahm kein Geld, keine EC oder Kreditkarten und auch kein Telefon mit. Er hinterließ einen Brief an uns, in dem er mitteilte dass er auf diese Reise gehen müsse und gegen Herbst wieder zurück sein wolle. 2 Wochen später meldete er sich aus Deutschland. Danach meldete er sich am 02. August 2009 mit einer kurzen e-mail aus Italien. Er habe bei seiner Rückkehr einige Überraschungen für uns. Er schien beschäftigt und freudig. Am 16. August erreichte uns eine e-mail aus Brindisi, Italien. Er schrieb, dass es ihm gut ginge, er glücklich sei und bald Richtung Osten reisen wollte. Er entschuldigte sich, dass er so kurzfristig zu seiner Reise aufgebrochen sei. Als er uns am 29. August das nächste Mal kontaktierte, befand er sich bereits in Odessa/Ukraine und war sehr beschäftigt mit einem Projekt, an dem er arbeitete, vermutlich dasselbe wie früher. Es sei hart auf der Strasse, aber das Glück sei auf seiner Seite. Er hoffte, im September nach Hause kommen zu können. Er erzählte mir auch, dass er ein wenig Russisch lernte und dass er uns alles über seine Projekte beim Wiedersehen in Stockholm erzählen wolle. Er schien sehr beschäftigt, aber positiv über das, was er tat und wir sprachen auch über zukünftige Pläne nach seiner Rückkehr. Am 19. September schrieb er in einer e-mail dass er auf eine kleine blinde schwarze Katze aufpassen würde. Er erwähnte, dass er in einer kontroversen Situation sei, es uns im Moment aber nicht erklären könne. Es gehe ihm gut und er wollte uns alles über sein Abenteuer nach seiner Rückkehr erzählen.
Freitag, 25. September: Emil meldet sich telefonisch bei seiner Mutter aus Odessa, Ukraine.
Einige Betreuer von Obdachlosen sahen Emil in der Nähe des Bahnhofes und waren besorgt, er würde dort bleiben und auf der Straße leben. Sie wollten ihm helfen und brachten ihn zu einem finnischen Mann, der ihm Geld für ein Flugticket nach Hause und eine Unterkunft bis zur Abreise anbot. Die Entscheidung, das Flugticket zu kaufen war bereits gefallen, als Emil in einer e-mail am nächsten Tag (Samstag, 26.09.) schrieb, dass er sich anders entschieden habe und auf anderem Weg nachhause reisen wolle. Er entschuldigte sich für die Sorgen, die er uns bereitet hatte und sagte unserer Mutter, er würde bald nach Hause zurückkehren, eventuell zusammen mit mir (Emma) bei einem Treffen in Schweden. Emil verbrachte das Wochenende zusammen mit dem finnischen Mann und seiner Familie. Risto erzählte uns später, dass sie eine schöne Zeit zusammen hatten. Emil sei glücklich und offen gewesen und sie haben viel über das Leben gesprochen. Risto fand es seltsam, dass Emil weiterhin auf der Strasse leben könnte - ohne Eile, weiter zu reisen, obwohl er auch überfallen wurde.
Emil schlief an Stränden, in Höhlen und er schien unvorsichtig, als er erzählte, dass er Fremden an verschiedene Plätze folgte. Es wurde oft versucht ihn zu überfallen. Er erzählte Risto auch, dass es einige Zeichen gab, wonach er Richtung Südosten weiterreisen solle. Es beginne ihm aber sein Zuhause zu fehlen, nachdem er mit uns gesprochen habe und er wolle somit nun nach Hause. Am Sonntag den 27. September verließ Emil Odessa um 19.00 Uhr mit dem Nachtzug nach Lvov (Ukraine), dort kam er am Montag morgen, den 28. September um 07.10 Uhr an. Risto hatte ihm 50 Euro mitgegeben und die Betreuer der Obdachlosen gaben ihm denselben Betrag in ukrainischer Währung (Griwna). Diese Zugfahrt dauert 12 Stunden und kostet ca. 8 Euro.
Emil trug folgende Kleidung, als er in den Zug stieg: blaues Hemd (wie in den letzten Bildern), braune Hose mit kaputtem Reißverschluss, Schwarz-Weiß gestreiftes T-Shirt und helle Turnschuhe
Mit sich hatte er noch:
- grünen alten Schlafsack, - grossen, mit diversen Sachen gefüllten, schwarzen Plastiksack mit einem runden weißen BMW-Logo drauf, - kleine, gestrickte, bunte Umhängetasche, - kleinen Korb, - Malfarben, - Pinsel und einen kleinen Schreibblock (trug er in der Brusttasche, wie in den Bildern vom 29. September), - Früchte, Gemüse und Knäckebrot “Finn Crisp”, - ein blau eingebundenes Buch mit finnischen Psalmen, das Neue Testament (gedruckt vom Gideonbund) welches er als Geschenk von der finnischen Missionarsfamilie erhalten hatte, - einen bräunlichen Sweater, sowie - eine leichte Jacke, die ihm die Obdachlosenbetreuer gegeben hatten.
Ab diesem Zeitpunkt wissen wir nicht, wie seine Reise weiterging. Von Interpol erhielten wir die Information, dass er die Ukrainisch-Polnische Grenze am 01. Oktober um 01.30 Uhr morgens per Bus überquerte. Soweit wir wissen, handelte es sich hier um eine direkte Busverbindung von Lvov nach Warschau. Wir erwarten hierüber noch weitere Informationen von Interpol. Am 01. Oktober schrieb er uns gegen 11.00 Uhr morgens die letzte e-mail: er hoffte, noch vor dem 08. Oktober wieder zu Hause zu sein und ein Treffen für weitere Projekte in Schweden zu organisieren. Er schrieb, dass er sehr viel zu erzählen habe und seine ganze Welt auf den Kopf gestellt sei. Dies erschien uns nicht in einer negativen Art und Weise, es hörte sich positiv für uns an. Am selben Tag schrieb er einige Stunden später auch der finnischen Familie in Odessa eine e-mail, in der er mitteilte, noch am selben Abend Richtung Berlin zu reisen. Er schrieb von einigen schweren Lehren auf diesem Weg, wir vermuten, er könnte überfallen und das Geld gestohlen worden sein, wir wissen es aber nicht genau.
Es wäre auch möglich, dass er mit dem Geld, das er übrig hatte, per Zug oder Bus Richtung Berlin fuhr. Die günstigste Zugfahrt von Warschau nach Berlin kostet ca. 29 Euro. Falls er Geld sparen wollte, oder keines mehr bei sich hatte, ist er mit größter Wahrscheinlichkeit per Anhalter gefahren. Vermutlich mit LKW Fahrern, die er an Tankstellen getroffen haben könnte. Es ist nicht einfach und auch gefährlich, nachts auf der Strasse per Anhalter zu fahren und wir hoffen, dass er nicht diesen Weg genommen hat. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, ohne Ticket zu reisen und das Risiko auf sich zu nehmen, von einem Kontrolleur erwischt und verwiesen zu werden.