35. Mord im Studentenwohnheim / Ende eines Doppellebens / Jaqueline und der mörderische Freier
Staffel 2, Folge 9
Christa Teubner – Konstanz Am 11.10.85 wird die 22-jährige Studentin Christa Teubner ermordet in ihrer Wohnung im Studentenwohnheim aufgefunden. Davor war Christa alleine im Kino, sie kam gegen 22:30 Uhr zurück. In ihrem Zimmer brannte Licht und Zeugen haben gesehen, wie sie mit einem Mann gesprochen hat. Wer derjenige war, kann dennoch niemand sagen. Auch nach über 20 Jahren gibt es keine Spur, die zu Christas Mörder führt.
Igor Pikulik – Hamburg Am 29.11.2005 werden in den Boberger Dünen zwei menschliche Unterschenkelknochen gefunden. Der Rest der Leiche fehlt bis heute. Die Hamburger Polizeibeamten stehen zunächst vor einem Rätsel. Erst eine Untersuchung in der Rechtsmedizin kann die Identität des Opfers klären: Igor Pikulik (30) alias Igor Frenkel (28) aus Weißrussland. Igor Pikulik befand sich seit 1999 unter seinen Aliaspersonalien illegal in Deutschland. Die Kripo rollt den Fall neu auf und hofft auf den entscheidenden Hinweis, um den Fall lösen zu können. Jacqueline – Krefeld Am 3. April 1998 wird Jacqueline, eine 35-jährige Prostituierte, in Krefeld erdrosselt. Die Krefelder Kripo geht davon aus, dass die Frau während des Liebesspiels getötet wurde. Die Polizei kann DNA-Material unter den Fingernägeln der Toten finden, aber der Mörder wird trotz eines Massengentests nicht gefunden. Acht Jahre später vertraut sich ein Mann seiner Freundin an. Er habe die Prostituierte erdrosselt. Der Mörder ist angeblich der Familienvater Marco W., sein Geständnis wiederholt er vor der Polizei. Als die Polizei keine DNA-Spuren von Marco W. am Tatort findet, zieht er sein Geständnis zurück, das Gericht entscheidet: Freispruch. Die Ermittlungen gehen weiter. Bis heute sucht die Kripo Krefeld nach dem Mörder von Jacqueline. (Text: RTL II)
Wenn ein Mord nach Jahrzehnten noch immer ungeklärt bleibt, legt sich ein eigenartiger Mehltau über den Fall: Ermittler, die damals noch jung waren, gehen in Pension oder sind schon im Ruhestand. Das Gebäude, in dem das Verbrechen geschah, steht nicht mehr. Die Straßen sehen vollkommen anders aus als damals.
Das Kino, in dem das Opfer ohne es zu wissen, seinen allerletzten Film gesehen hat, gibt es zwar noch, es sieht aber nicht mehr so aus wie im Mordjahr 1985. Und sogar das Grab der Getöteten existiert inzwischen nicht mehr. Angehörige, die über so lange Zeit an der Ungewissheit über die Frage gelitten haben, wer denn der Täter ist, werden alt. Und wollen das Geschehene endlich vergessen. Wollen nicht mehr darüber sprechen. Wollen loslassen.
Übrig bleibt die nüchterne juristische Tatsache, dass Mord niemals verjährt. Und darum wird auch der Nachfolger von Achim Denz, wenn dieser in etwa fünf Jahren in den Ruhestand geht, die Akte Christa Teubner nicht schließen, bis der Mörder gefunden ist. Oder bis so viel Zeit vergangen sein wird, dass davon auszugehen ist, dass der Täter inzwischen selbst gestorben sein muss. Erst dann verschwindet der Fall aus den Aktenschränken der Polizei. Erst dann wandert die Geschichte der jungen Studentin ins Archiv und wird Teil des kriminologischen Langzeitgedächtnisses von Baden-Württemberg.