Alle "relevanten Daten" im Fall Tengelmann gelöscht?
30.07.2024, 13:13 Uhr
Im Zusammenhang mit dem Verschwinden des früheren Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub gibt es eine überraschende Wendung. Daten, die für Ermittlungen gegen Haubs Bruder relevant sein könnten, sind offenbar gelöscht worden.
Die Geschichte um das Verschwinden des Tengelmann-Milliardärs Karl-Erivan Haub bekommt ein weiteres Kapitel. Seit April ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen Christian Haub, den jüngsten Bruder des Verschollenen. Im Raum steht der Vorwurf, er habe das Amtsgericht Köln im Zusammenhang mit der Todeserklärung über Hinweise zum Verbleib seines Bruders getäuscht. Im Gespräch mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) gab Mark Binz, der Anwalt Christian Haubs, nun an, "alle relevanten Daten" seien bereits vor zwei Jahren auf "ausdrücklichen Wunsch" der Familie Karl-Erivan Haubs gelöscht worden.
Neue Aufnahmen aus Moskau werfen ein spektakuläres Licht auf den Fall Karl-Erivan Haub: Der Tengelmann-Erbe galt seit 2018 als verschollen, wurde 2021 für tot erklärt – doch nun identifizieren Gutachter ihn auf russischen Überwachungsbildern mit hoher Wahrscheinlichkeit.
Sven Ziegler
21.03.2025, 10:07
21.03.2025, 10:19
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen Zwei Überwachungsvideos aus Moskau zeigen mutmasslich den 2018 verschwundenen Karl-Erivan Haub.
Ein Gutachten spricht von 99 Prozent Übereinstimmung, ein zweites von 85 Prozent. Recherchen legen nahe, dass sein Bruder Christian Haub die Fotos selbst beschafft – und Millionen dafür bezahlt haben soll.
Der seit 2018 verschwundene Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub gibt der Öffentlichkeit erneut Rätsel auf. Obwohl der Milliardär 2021 offiziell für tot erklärt wurde, tauchten nun zwei Überwachungsfotos aus Moskau auf, die ihn Jahre nach seinem Verschwinden zeigen sollen.
Wie das Manager Magazin berichtet, zeigen die Bilder einen Mann mit blauer Wollmütze, der eine auffällige Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Tengelmann-Geschäftsführer aufweist. Die Aufnahmen stammen angeblich vom 19. und 20. Februar 2021, also drei Jahre nach Haubs mutmasslichem Tod bei einer Skitour am Matterhorn.
Bruder gerät unter Druck Pikant: Laut RTL-Recherchen soll ausgerechnet Christian Haub, der Bruder des Verschwundenen, die Suche nach solchen Aufnahmen in Auftrag gegeben und dafür über eine Million Euro bezahlt haben. Gleichzeitig hatte er 2021 eidesstattlich versichert, keinerlei Hinweise auf ein mögliches Überleben seines Bruders zu haben – Grundlage für die gerichtliche Todeserklärung durch das Amtsgericht Köln.
Der Anwalt Christian Haubs, Mark Binz, wies zunächst zurück, dass Haub die Bilder kannte. Inzwischen liess er verlauten, sein Mandant habe die Bilder «inzwischen gesehen», sei aber «sicher, dass sie nicht seinen Bruder zeigen».
Gutachten mit hoher Übereinstimmung Zwei unabhängige Gutachten des Sicherheitsunternehmens Interfor stützen jedoch die Authentizität der Aufnahmen: Eine Expertin identifizierte Karl-Erivan Haub mit 99-prozentiger Sicherheit, ein zweites Gutachten kommt immerhin auf 85 Prozent Übereinstimmung.
Die Staatsanwaltschaft Köln sieht derzeit keinen Anlass, die Todeserklärung aufzuheben – trotz der neuen Hinweise.
Spuren nach Russland – und zum Geheimdienst? Bereits kurz nach dem Verschwinden gab es Gerüchte über Verbindungen nach Russland. Laut RTL-Journalistin Liv von Boetticher führten erste Hinweise schon 2018 in diese Richtung.
Besonders brisant: Haub soll zum Zeitpunkt seines Verschwindens eine Geliebte gehabt haben, die Kontakte zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB unterhielt.
Insgesamt arbeitete Haub an mehreren Russland-Projekten, war regelmässig im Land unterwegs – was Spekulationen über ein mögliches kontrolliertes Untertauchen befeuert.
Der Konzern Tengelmann, der nach dem Verschwinden des Patriarchen von Christian Haub geführt wird, hatte sich erst kürzlich neu aufgestellt und den Hauptsitz nach München verlegt.