Falsche Diagnose – Bei erstochener Frau «natürliche Todesursache» festgestellt
Berlin (dpa) – Ein Berliner Bereitschaftsarzt hat bei einer Frauenleiche mit mehreren Messerstichen in Kopf und Hals eine «natürliche Todesursache» attestiert. Wie die Polizei gestern mitteilte, waren die Beamten bei der Untersuchung eines Selbstmords im selben Haus im Stadtteil Hellersdorf darauf gestoßen. Ein 74-Jähriger soll am 30. März aus dem sechsten Obergeschoss des Hauses in der Glauchauer Straße gesprungen und zu Tode gekommen sein.
Inzwischen vermuten die Kriminalisten, dass der Mann die im selben Haus wohnende 64-Jährige zuvor getötet hatte. Nach den Ermittlungen sollen beide eine Beziehung gehabt haben. Die Frau war einen Tag nach dem Suizid des Mannes tot in ihrer Wohnung entdeckt worden. Da der verständigte Mediziner von einer natürlichen Todesursache ausging, wusste die Polizei zunächst nichts von dem Fall. Die Beamten wurden aber bei Befragungen stutzig. Dabei hatten sich Hinweise auf einen gewaltsamen Tod der Frau ergeben.
Die Polizisten machten dann die bereits aus dem Haus gebrachte Leiche ausfindig. «Bereits bei der ersten Besichtigung des Leichnams der 64-Jährigen sahen die Polizisten mehrere Stichverletzungen», hieß es im Polizeibericht. Die sofortige gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass die Frau durch mehrere Messerstiche in Kopf- und Halsbereich getötet wurde. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei wird noch untersucht, ob auch ein anderer Täter in Frage kommt. Außerdem wird geprüft, ob gegen den Mediziner Ermittlungen eingeleitet werden.
Die Todesursache war ja wohl augenscheinlich. Wenn man bei einem 98-jährigen Menschen, der tot im Bett liegt, und bei dem keine äußeren Verletzungen zu erkennen sind, von einem natürlichen Tod ausgeht, ist das naheliegend.
Einem Arzt, der Stichverletzungen nicht wahrnimmt, möchte ich nicht in die Hände geraten.
Zitat Zitat: Außerdem wird geprüft, ob gegen den Mediziner Ermittlungen eingeleitet werden.
Ich frage mich, was es da noch zu prüfen gibt? So etwas darf einfach nicht passieren. Punkt!
Das ist aber keine Seltenheit. Klar schockt das erstmal, zu hören, dass insbesondere Messerstiche im Kopf von einem Arzt nicht gesehen wurden. Wahrscheinlich hat der die ganze Leiche nicht gesehen, anders ist das für mich nicht erklärbar. Das dolle ist zusätzlich noch, dass der Tatort als solcher für die Polizei so gut wie unbrauchbar ist. Die tote Frau war u.a. schon weg.
Ich glaube, den folgenden Artikel hatten wir schon mal. Der passt aber hierher:
Zitat In einem Pilotprojekt will die Stadt Frankfurt am Main deutlich häufiger Rechtsmediziner einsetzen. Kein Mord soll mehr unentdeckt bleiben.....Rechtsmediziner schauen mit Spannung auf das Frankfurter Modell. Für ganz Deutschland taugt es jedoch nicht – es sei schlicht zu teuer, geben Experten zu bedenken.
Komisch, ich dachte immer Deutschland sei ein reiches Land!