Skelett bei Abrissarbeiten in Hohenschönhausen gefunden
Am Mittwochnachmittag entdeckte ein Zeuge gegen 15 Uhr auf einem Ruinengelände in der Hauptstraße in Hohenschönhausen ein menschliches Skelett. Die Mordkommission hat die Ermittlungen übernommen.
Wie eine Polizeisprecherin am frühen Donnerstagmorgen mitteilte, seien weitere Hintergründe und Details zum Fund bisher unklar. „Man guckt jetzt erstmal in welchem Zustand sich das Skelett befindet und versucht die Identifizierung”, hieß es. „Dann kann man versuchen zu rekonstruieren, was passiert ist.”
Skelett bei Abriss- und Räumungsarbeiten gefunden
Die Ermittlungen zu dem Gruselfund führt die Mordkommission, dies sei jedoch in so einem Fall normal, hieß es. Es müsse sich jedoch nicht um ein Verbrechen handeln. „Es könnte beispielsweise auch ein Obdachloser gewesen sein”, sagte die Sprecherin. Das Gelände sei weiträumig abgesperrt. Am Morgen sollten die Ermittlungen fortgesetzt werden.
Was steckt hinter dem Skelett-Rätsel aus der Bauruine?
Auf dem Gelände des ehemaligen Vietnamesen-Wohnheims in Alt-Hohenschönhausen fanden Bauarbeiter Totenschädel und Skelett, wahrscheinlich einer männlichen Leiche. Sie lag dort seit mindestens zwei Jahren.
Von Maren Wittge und Jörg Bergmann
Grusel-Fund in Alt-Hohenschönhausen. Auf einer Brache an der Wollenberger Straße entdeckten Arbeiter skelettierte menschliche Überreste! Wird jetzt einer der seit Jahren ungeklärten Vermisstenfälle endlich aufgeklärt?
Mindestens zwei Jahre muss die bisher noch nicht identifizierte Leiche auf dem Gelände mit den DDR-Plattenbau-Ruinen gelegen haben. So lange dauert es, bis nur noch Knochen übrig sind.
Am Mittwochnachmittag, gegen 15 Uhr, stießen Roman P. (64) und sein Kollege Michael R. (30) zwischen Laub und Ästen auf einen Totenschädel. Er lag zwischen der verlängerten Hauptstraße, die auf das Areal führt und in einer Sackgasse endet, und einem der leer stehenden Gebäude. Unter etwas Erde verscharrt weitere Teile des Todes-Puzzles. „Überall verstreut lagen menschliche Knochen“, sagt Roman P.
Freitag folgt die Obduktion
Die Männer alarmierten die Polizei. Die 2. Mordkommission übernahm die Ermittlungen. Eine Gerichtsmedizinerin barg das Skelett, das noch am Freitag obduziert werden soll. „Nach einer ersten Inaugenscheinnahme konnte festgestellt werden, dass es sich um die sterblichen Überreste eines Mannes handelt“, sagt eine Polizeisprecherin.
Die Auffinde-Situation lasse auch auf ein Tötungsdelikt schließen. Wie der Mensch zu Tode kam und um wen es sich handelt, konnte die Polizei am Donnerstag noch nicht sagen. Möglicherweise könnte es sich um einen Vermissten handeln. In den Gebäuden sollen auch häufig Obdachlose übernachtet haben.
Kriminaltechniker untersuchten den Fundort akribisch. Dutzende Papiertüten mit möglichen Beweismitteln wurden sichergestellt und zur Untersuchung ins Labor gebracht. Dabei sollen auch ein Handy, ein Gürtel und weitere Kleidungsstücke gefunden worden sein. Am Donnerstag rückte eine Hundertschaft der Polizei an und drehte jeden Stein auf dem Gelände um.
Schauplatz blutiger Bandenkriege
Die Arbeiter aus Polen räumen seit etwa einer Wochen das mehrere Hektar große Gelände zwischen Wollenberger-, Wartenberger-, Marzahner und Rhinstraße. Sie entfernen Müll und Gestrüpp. Die alten DDR-Plattenbauten sollen demnächst abgerissen und neue Wohnungen gebaut werden. Das Gelände ist berüchtigt. Das ehemalige Vietnamesen-Wohnheim an der Rhinstraße war Anfang der 90er-Jahre Schauplatz blutiger Bandenkriege der Zigaretten-Mafia.
Hier – und auch in den Unterkünften an der Gehrensee- und der Havemannstraße – lieferten sich rivalisierende Gangstersyndikate tödliche Auseinandersetzungen. Die damalige Ausländerbeauftragte Barbara John (heute 80) nannte die Heime für die Ex-DDR-Vertragsarbeiter „Brutstätte der Mafia“.
Bis Mitte 1998 klärte die „Ermittlungsgruppe Vietnam“ 39 (!) Morde auf und fasste die Hintermänner. Seit Anfang der 2000er-Jahre stehen die Gebäude leer. Im April 2015 wurde in einem der Häuser die Leiche einer bulgarischen Prostituierten (23) entdeckt, schon einen Tag späterein Tatverdächtiger festgenommen.
Sie verschwanden zwischen 1995 und 1999 in Berlin
Peter Rainer Malingriaux (1941 geboren) war letztmalig am 14. September 1997 bei seiner Mutter und nahm – entgegen seiner Gewohnheiten – danach keinen Kontakt mehr zu seinen Verwandten auf. Bereits seit Sommer soll er damals ohne festen Wohnsitz gewesen sein, sich im Alkoholiker-Milieu aufgehalten haben. Seit Oktober 1997 holte er seine Sozialhilfe nicht mehr ab. Die Polizei schließt einen Unglücksfall oder eine Straftat nicht aus. Hinweise an die Vermisstenstelle: ? 4664-912400
Manfred Fietzek war 48 Jahre alt, als er am 4. Juli 1995 verschwand. Er verließ seine Wohnung an der Stralauer Alle (Friedrichshain), um mit seinem Lada zur Sparkasse zu fahren. Er wollte Geld für einen bevorstehenden Urlaub abholen. Als er nicht nach Hause kam, suchte seine Frau den Wagen und fand ihn in der Nähe der Sparkasse, an der Bödicker Straße/Ecke Stralauer Allee, ordnungsgemäß geparkt. Hinweise an die Vermisstenstelle: ?: 4664-912400
Ali Razzouk (damals 26) verließ am 14. Juli 1999 das Restaurant „Casale“ an der Fischerhüttenstraße (Zehlendorf) zwischen 13 und 14 Uhr. Seitdem ist er verschwunden. Vermutlich nutzte er die öffentlichen Verkehrsmittel, um nach Falkensee zu fahren. Der Vermisste ist 1,73 m groß und hat braune Augen. Er war schlank, hatte kurze schwarze Haare, vorn dünn, hinten kraus. Hinweise an die Vermisstenstelle: ? 4664-912400
Von Philippe Debionne Andreas Kopietz Eric Richard
p22.02.18, 15:21 Uhr
Alt-Hohenschönhausen - Nach dem Fund mehrerer Knochen und eines Totenschädels in der Hauptstraße in Alt-Hohenschönhausen gehen die Mordermittler von einem Verbrechen aus. Nachdem die vom Finder der Knochen alarmierten Beamten den Fundort der Knochen am Mittwoch inspiziert hatten, alarmierten sie die Mordkommission.
Die Pressestelle der Polizei hatte kurz darauf zwar mitgeteilt, dies sei „ein normaler Vorgang“, es müsse sich deswegen „nicht um ein Verbrechen handeln.“ Man müsse nun erstmal „gucken, in welchem Zustand sich das Skelett befindet“ und eine Identifizierung vornehmen. Erst dann könne man „versuchen zu rekonstruieren, was passiert ist.“
Polizeiintern wird der Knochenfund jedoch weitaus brisanter eingestuft: entgegen der offiziellen Mitteilung der Pressestelle wird in Ermittlerkreisen sehr wohl von einem Verbrechen ausgegangen. So heißt es in einem polizeiinternen Schreiben (liegt der Redaktion vor) wörtlich: „Da die Tatortsituation auf ein Tötungsdelikt schließen ließ, wurden die Ermittlungen von einer Mordkommission (LKA 112) übernommen.“
Heute Mittag marschierte die Polizei mit einem Großaufgebot auf, Mitarbeiter der Kriminaltechnischen Untersuchung (KTU) sowie Unterstützungskräfte einer Einsatzhundertschaft suchten rund um die Bauruine an der Hauptstraße akribisch nach Spuren und möglichen Hinweisen. Ein Obduktionsergebnis wird für den frühen Abend erwartet.