«Very cold case» – Opfer eines Auftragsmordes im Mittelalter entdeckt
Dresden (dpa) – Wissenschaftler haben bei Ausgrabungen im ehemaligen Franziskanerkloster Annaberg-Buchholz (Sachsen) vermutlich das Skelett eines Opfers aus einem mittelalterlichen Mordfall entdeckt. Unter den 28 in Gräbern gefundenen Toten fanden sich auch sterbliche Überreste eines Mannes, die schwerste Hiebverletzungen am Schädel aufwiesen.
Sofort hatten die Archäologen den Verdacht, dass es sich um ein Mordopfer handelt, sagte Landesarchäologin Regina Smolnik gestern in Dresden. Bei umfangreichen Recherchen im Annaberger Stadtarchiv habe man den Fund «tatsächlich mit einem archivarisch übermittelten Vorgang am Beginn des 16. Jahrhunderts in Verbindung bringen können, der seinen dramatischen Höhepunkt schließlich in Annaberg fand», sagte sie.
Demnach handelt es sich bei dem Erschlagenen vermutlich um den wohlhabenden Kaufmann Johann Wengemeyer, der im Mai 1514 ermordet und in der Franziskanerkirche bestattet worden war. Seine beiden Mörder waren den Akten zufolge gefasst und hingerichtet worden. Ihr Auftraggeber soll der reiche Nürnberger Patrizier Andreas Tucher gewesen sein, dem die Tat aber nie nachgewiesen werden konnte.
SACHSENS ÄLTESTER KRIMINALFALL: ZDF BRINGT 500 JAHRE ALTEN MORD INS FERNSEHEN Von Mandy Schneider
Annaberg-Buchholz - Der älteste Thriller Sachsens kommt ins Fernsehen! Ein Filmteam drehte für ZDF-History am Tatort in Annaberg und im Landesamt für Archäologie, das an der Aufklärung eines mittelalterlichen Auftragsmordes arbeitet...
Bei Ausgrabungen im einstigen Franziskanerkloster waren Archäologen 2017 auf das Mordopfer gestoßen: Der Schädel des Toten wies schwerste Hiebverletzungen auf. Was war geschehen? Die Berliner Anthropologin Bettina Jungklaus (55) untersuchte den Toten und stellte fest, dass er vermutlich mit einer Axt hinterrücks erschlagen wurde.
Recherchen im Annaberger Stadtarchiv enthüllten die Identität des Toten. Der wohlhabende Kaufmann Johann Wengemeyer war im Mai 1514 ermordet worden. "Die Akten und der Skelettfund geben Zeugnis von einem Gewaltverbrechen, das alle Zutaten zu einem Thriller hat", sagt Christiane Hemker (60), Referatsleiterin im Landesamt für Archäologie.
Die beiden Mörder, Wiwolt Tiermann aus Nürnberg und sein Geselle Hensel Unger, wurden wenige Wochen nach der Tat gefasst und gestanden das Verbrechen. Auftraggeber soll der Nürnberger Patrizier Andreas Tucher gewesen sein, der ihnen für den Mord die horrende Summe von 400 Gulden in Aussicht gestellt hatte.
Die Mörder erhielten die Todesstrafe durch Rädern, der Auftraggeber wurde nie bestraft. Warum Johann Wengemeyer sterben musste, sollen weitere Recherchen ans Licht bringen.
Im ZDF ist die Geschichte am 15. November zu sehen.