München – Ein neugeborenes Mädchen ist in einem Wohnhaus ausgesetzt worden. Eine Bewohnerin entdeckte das Baby im Treppenhaus in einem geflochtenen Korb. Es war in Tücher gewickelt und lag auf einem Kissen. Auf einem Zettel stand: „Bitte kümmern Sie sich gut um sie. Ich kann es nicht! Ein Tag alt und heißt Raquel.” Von den Eltern fehlt jede Spur.
Findelkind der Borstei in der Kinderklinik des Krankenhauses Dritter Orden in Nymphenburg Keine Spur von der Mutter - Polizei sucht weiter
Moosach · Solch einen Start ins Leben wünscht sich kein Mensch: Vor einer Woche, am Mittwoch, 7. August, hat eine Mutter ihr Neugeborenes in einem Hausgang der Franz-Marc-Straße in der Borstei ausgesetzt – unweit der Ladenstraße.
Das Baby war einen Tag alt und nach Angaben der Polizei ohne ärztliche Hilfe auf die Welt gekommen. Gegen 8.00 Uhr morgens fiel einer Hausbewohnerin ein geflochtener Korb auf, der im Hochparterre des Treppenhauses stand. Darin lag auf einem Kopfkissen ein Baby, eingebettet in Tücher. Auf dem Korb lag ein Zettel, darauf stand: »Bitte kümmern Sie sich gut um sie. Ich kann es nicht! Ein Tag alt und heißt Raquel.«
Sofort wurden der Rettungsdienst und die Polizei verständigt. Das Kind kam in die Kinderklinik des Krankenhauses Dritter Orden in Nymphenburg, das Baby hatte eine leichte Unterkühlung. Es ist immer noch auf der Säuglingsstation der Klinik. »Es geht dem Baby weiterhin gut«, erklärte eine Sprecherin des Krankenhauses am Dienstag. »Das Baby trinkt nach wie vor gut. Es ist ein eher ruhiges Baby und meldet sich, wenn es Hunger hat.«
Bei der Polizei, aber auch in der Borstei ist man weiterhin auf der Suche nach der Mutter – doch bislang ohne Erfolg. Die Apotheke in der Borstei hatte der Mutter des Findelkindes Hilfe angeboten und Plakate in der Ladenstraße aufgestellt sowie auch eines an die Eingangstür des Wohnhauses gehängt. Auf den Plakaten steht: »An die Mutter des Findelkindes. Melden Sie sich in der Apotheke. Wir haben Schweigepflicht. Sprechen Sie mit uns vertraulich.« Außerdem war eine Handynummer angegeben.
Trotzdem gibt es jetzt – eine Woche später – immer noch keine Spur von der Mutter, wie Sven Müller vom Polizeipräsidium am Montag berichtete. Man suche nach Raquels Mutter, um die beiden doch noch zusammen zu bringen, nicht um die Mutter zu bestrafen. Die Straftat der Aussetzung komme nicht in Frage, versicherte Müller. Denn das Baby sei ja nicht ungeschützt ausgesetzt worden, also etwa nachts um 1 Uhr oder im Wald. »Wir wollen der Mutter helfen und hoffen, dass sie sich meldet, um die Familie zusammen zu bringen«, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums München.
Derweil hat das Jugendamt der Stadt die kleine Raquel in Obhut genommen. »Das ist ein normaler Vorgang«, erklärte Frank Boos vom Sozialreferat am Montag. Falls die Mutter doch noch auftauche, müsste man zunächst herausfinden, ob sie in der Lage sei, sich um ihr Kind zu kümmern. Falls die Mutter sich nicht melde, bleibe das Baby in Obhut des Jugendamtes. Es suche nun nach Pflegeeltern, genau gesagt nach einer »Bereitschaftspflege«. Also nach einer Familie, die sich bis zur Adoption um die Kleine kümmert. »Die Adoption wäre in ein bis eineinhalb Jahren«, so Boos.
Die Polizei macht einen Zeugenaufruf und bittet die Bürger weiterhin um Mithilfe: »Hat jemand beobachtet, wer das Kind in den Korb im Hausflur gestellt haben könnte?«
Wer sachdienliche Hinweise geben kann, soll sich an das Kommissariat 14 im Polizeipräsidium München (Telefon 2 91 00) wenden oder an jede andere Polizeidienststelle. Wally Schmidt