Australische Polizei soll Kinderporno-Seite betrieben haben am 11.10.2017 um 18:35 Uhr
Journalisten haben entdeckt, dass australische Polizisten eine Kinderpornoseite übernommen hatten. Damit durchkreuzten sie Ermittlungen.
Oslo. Die australische Polizei hat Medienberichten zufolge monatelang eine Webseite betrieben, auf der Tausende Mitglieder Bilder und Filme von Übergriffen auf Kinder verbreitet haben. Das meldet die norwegische Zeitung „Verdens Gang“. Reporter der Zeitung hatten demnach die Betreiber des Forums „Childs Play“ im sogenannten Darknet aufgespürt. 30 Norweger seien darauf aktiv gewesen, berichtete die Zeitung am Mittwoch.
Dem Bericht zufolge hatte die australische Arbeitsgruppe „Task Force Argos“ im letzten Herbst die Netzidentität eines Kanadiers und eines Amerikaners übernommen, die das Forum gegründet hatten. Die beiden Männer waren in den USA festgenommen worden und hatten den Ermittlern ihre Passwörter verraten. Die Polizisten veröffentlichten ebenfalls Fotos von Übergriffen, um glaubwürdig zu wirken und andere Nutzer zu überführen. Mitte September wurde die Webseite abgeschaltet. (dpa)
Australische Polizei betreibt Kinderporno-Seite, um Täter zu fassen
12.10.2017 | 13:22
Australische Polizei: "Wir haben ein Ziel: den sexuellen Missbrauch von Kindern zu stoppen“
Ein Jahr lang betrieb eine australische Sondereinheit eine kinderpornographische Seite. Die Sonderermittler „sahen zu, wie Verbrechen geschehen“, so formuliert es der 'Stern'. Und sie veröffentlichten selbst Kinderpornographie, um „glaubwürdig“ zu bleiben. Welche Gewissenkonflikte müssen die Beamten in dieser Zeit durchlitten haben? Das Protokoll einer Ermittlung im Darknet.
Von Ursula Willimsky
Immer wieder sehen sich die Kinderporno-Ermittler gezwungen, eine Grenze zu überschreiten
"Wir haben ein Ziel: den sexuellen Missbrauch von Kindern zu stoppen“, begründete der Leiter der Australischen Task Force dieses Vorgehen, dafür würden er und seine Mitarbeiter „alles tun, was innerhalb der Gesetzgebung nur möglich ist". Unter dem Decknamen 'Artemis' ermittelten sie in einer großangelegte Geheimoperation, in der seine Sondereinheit, das U.S. Department of Homeland Security sowie kanadische und europäische Polizeibehörden eng zusammenarbeiteten; schließlich kennt auch die Verbreitung von Kinderpornographie keine politischen Grenzen. Das Ziel: So viele Täter wie möglich zu identifizieren und zu fassen.
Möglich wurde die Geheimoperation durch eine Festnahme und ein Geständnis. Die Task Force konnte die Identität eines Plattform-Moderators übernehmen und mit seinem Account überwachen, wer auf dieser Website aktiv war. Ein erster Schritt. Die Betreiber der Plattform jedoch blieben zunächst unbekannt.
Kinderporno-Ermittler übernehmen die Seite verdeckt
Die Beamten mussten weiter warten und beobachten. Als eine zweite Plattform im Netz auftaucht, gibt ein Geheimdienst einen entscheidenden Tipp: Beide Plattformen würden vermutlich von denselben Männern betrieben. Und diese Männer machten Fehler, die sie identifizierbar machten. Die Spuren führen zu einem jungen Mann in Tennessee und zu einem jungen Kanadier.
Wieder entschließt sich die Sondereinheit dazu, zu warten: Die Männer scheinen sich persönlich zu kennen. Würden sie nicht absolut zeitgleich verhaftet, hätte der andere die Chance, alle Beweise zu vernichten. Erst als die beiden sich treffen, schnappt die Falle zu. Beide Täter gestehen und verraten den Sonderermitteln Benutzernamen, Passwörter und Verschlüsselungscodes.
Nun können die Ermittler die Websites aktiv übernehmen. Sie transferieren die Seiten auf einen Server in Sidney, um nach australischem Recht handeln zu können. Dort werden Ermittlern weitgehende Rechte eingeräumt, auch das Verbreiten von kinderpornographischem Material. Und genau das taten die Ermittler der Task Force Argo. Monatelang.
Reporter deckten alles auf - und schwiegen, bis die Polizei zuschlagen konnte
Die Zahl der Konten steigt von 427.000 auf über eine Million, die Ermittler machen weiter - selbst als Reporter der norwegischen Zeitung "Verdens Gang" aufdecken, dass eine der inzwischen größten kinderpornographischen Seiten der Welt von einer Polizeieinheit betrieben wird. Die Beamten überzeugen die Reporter zu schweigen. Solange, bis sie genug Beweise und Namen gesammelt haben, um möglichst viele Kinderschänder überführen zu können.