Thomas T. aus Detmold Tötete er eine Mutter und ihren Sohn? Von Anastasia Iksanov
Rüdiger Gaertner 15.09.17, 08:41 Uhr
Thomas T. ist 53. Er lebt in Detmold, 265 Kilometer von Hamburg entfernt: Er wird verdächtigt, dort seine Nachbarin Hatidzhe B. (?24) und ihren Sohn Ahmed (?6) brutal ermordet zu haben. Seit Sonntag suchte die Detmolder Polizei nach ihm. Am Donnerstag wurde er gefasst: in Hamburg-Neustadt.
Der Hinweis, dass sich der Gesuchte in Hamburg aufhalten könnte, geht am Donnerstagmorgen bei der Detmolder Polizei ein, und zwar, wie es heißt, „aus dem Umfeld des Mannes“, so der Detmolder Polizeisprecher Achim Ridder. Sofort wird Hamburg um Amtshilfe gebeten.
Schon kurz darauf werden Zivilbeamte mit Fotos des Verdächtigen ausgestattet. Daraufhin fahren sie los und suchen diverse Straßen ab. Es dauert nicht lange: An der Helgoländer Allee in der Neustadt (zwischen den Tanzenden Türmen und den Landungsbrücken) wird ein Mann gesichtet, der zu Fuß unterwegs ist und auf den die Beschreibung genau passt.
Sofort ruft der Beamte Verstärkung: Wenig später springen mehrere Polizisten aus ihren Zivilfahrzeugen und überwältigen den Gesuchten. Danach wird er zum Amtsgericht nach Detmold überführt. Hier soll er nun verhört werden.
Wann genau die Tat sich ereignet hat, ist unklar. Die junge, alleinerziehende Mutter war am Montag nicht zur Arbeit erschienen, ihr Sohn nicht zur Schule. Verwandtschaft in Deutschland gibt es – abgesehen vom Vater des sechsjährigen Jungen – nicht.
Wieso die Polizei sofort den Verdacht hegte, dass der arbeitslose Nachbar im Dachgeschoss etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnte, wird aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten. Die Mordkommision ließ jedenfalls die Wohnungstür von Thomas T. aufbrechen und wurde sofort fündig: Die Leichen der Frau und ihres Sohnes waren blutüberströmt, hatten Verletzungen im Brust- und Halsbereich.
Doch vom Gesuchten fehlte zunächst jede Spur. Bis einschließlich Mittwoch gingen nur wenige Hinweise zum Verbleib des unscheinbar wirkenden Mannes bei der Polizei ein – bis dann der Hinweis kam, dass er sich vielleicht in Hamburg versteckt halten könnte…
Thomas T. ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hat bereits eine andere grausame Tat begangen: 2004 stach er eine 24-jährige Frau mit 20 Messerstichen nieder, um sich anschließend auch noch an ihr zu vergehen. Sein damaliges Opfer, ebenfalls Bulgarin und Nachbarin, hatte seine Annäherungsversuche nicht erwidert. Ob das auch diesmal so war?
2003 wurde T. vom Landgericht Detmold wegen versuchten Mordes, Vergewaltigung und schwerer Körperverletzung zu acht Jahren Haft verurteilt. Nach sechs Jahren kam er vorzeitig frei.