Tramperin getötet: DNA-Abgleich bringt die Kripo auf die Spur des Täters. Braunschweig. Doris Mundt war 22 Jahre alt, als sie ihren Mörder traf. Es ist der 14. Februar 1981. Gegen 20 Uhr macht die junge Frau aus dem niedersächsischen Vienenburg sich auf den Weg in die Goslarer Diskothek "Ricardo". Wie schon häufiger trampt sie.
Als ein orangeroter Audi 80 hält, steigt sie ein. Doch statt in die nahe Kreisstadt zu fahren, biegt der Fahrer plötzlich in einen Feldweg ein. Er will Sex. Doris Mundt wehrt sich, versucht wegzulaufen. Der Mann verfolgt sie, würgt sie und schlägt zu. Sie stirbt an schweren Kopfverletzungen. Am nächsten Tag wird ihre Leiche gefunden. Der Täter bleibt unentdeckt.
Bis jetzt. Nach 24 Jahren ist es der Polizei gelungen, den Mord an Doris Mundt doch noch aufzuklären. Eine DNA-Analyse brachte die Ermittler auf die Spur eines heute 54 Jahre alten Mannes. Das Material war bereits am Tatort an einer Zigarette gesichert worden, konnte aber mit den damaligen Untersuchungsmethoden nicht ausgewertet werden.
Als die Polizei die Spur im Zusammenhang mit einem anderen Fall beim Landeskriminalamt Hannover neu überprüfte, wurde auch ein Abgleich mit der Gen-Datenbank veranlaßt. Ein Treffer: Die Merkmale wiesen auf den 54jährigen aus Vienenburg. Er sitzt wegen anderer Delikte bereits seit 1985 im Gefängnis.
Auch zum Zeitpunkt des Mordes an Doris Mundt verbüßte der Mann eine Strafe wegen Raubes - doch er hatte Freigang . . .
"Es ist eine enorme Genugtuung, den Täter endlich zu haben!" sagt der Braunschweiger Oberstaatsanwalt Hans-Jürgen Grasemann (58). Schon 1985 habe er den Mann mehrfach vernommen. Damals ging es um eine Serie brutaler Raubüberfälle und den Mord an der Braunschweiger Modeverkäuferin Andrea Fechner (22).
Sie war am 7. Januar 1981, sechs Wochen vor dem Tod Doris Mundts, in einer Boutique überfallen, vergewaltigt und so brutal zusammengeschlagen worden, daß sie starb. Heute ist klar: Auch sie wurde ein Opfer des Vienenburgers, der zu diesem Zeitpunkt - wie beim Mord an Doris Mundt - Freigang hatte. "Ich war schon damals überzeugt, daß er Fechners Mörder war. Aber wir hatten nicht genug Beweise", sagt Grasemann. So wurde der 54jährige 1985 "nur" wegen räuberischer Erpressung zu 15 Jahren plus Sicherheitsverwahrung verurteilt.
Jetzt, nach dem DNA-Treffer, hat der zweimal geschiedene Mann beide Taten gestanden. "Wir sind alle sehr froh, daß er endlich gefunden wurde", sagt Doris' Mutter Ingeborg Mundt (77). Über die Details will sie nicht mehr sprechen. Nur soviel: Ihre vier Kinder hätten ihr immer viel Kraft gegeben.
Auch der Ehemann der damals frisch verheirateten Andrea Fechner versucht, sich vom Schmerz der Vergangenheit nicht wieder überwältigen zu lassen. Seine zweite Ehefrau, mit der er ein Kind hat, fürchtet aber: "Jetzt kommt alles wieder hoch!"
Dem mutmaßlichen Doppelmörder wird demnächst erneut der Prozeß gemacht. Diesmal soll er nie wieder freikommen.