Spektakuläre Kriminalfälle aus dem Peiner Land Mord an Vierjährigen erschütterte ganz Peine
Auf den Tag genau vor 50 Jahren, am 3. August 1967, erschüttere der Leichenfund des vierjährigen Rudi Rindfleisch ganz Peine. Der Junge wurde damals vor einem 17-Jährigen aus Telgte auf grausame Art und Weise ermordet. Autor und ehemalige PAZ-Redakteur Bernd Jankowski hat in seinem Buch „Tatort Peine“ den besonderen Peiner Kriminalfall geschildert.
Peine. Das war damals geschehen: Am 2. August, einen Tag vor dem Leichenfund, verschwand Rudi Rindfleisch vor seinem Elternhaus. Die Mutter des Vierjährigen wollte nur noch kleine Arbeiten im Haus erledigen, bevor es zum Arzt mit Rudi gehen sollte. Der vierjährige Rudi wartete vor die Tür auf seine Mutter. „Als sie für den Arztbesuch bereit ist, ist Rudi verschwunden. Die Mutter sucht umgehend die Umgebung ab, später auch mit Hilfe ihres Mannes Gerd und etlicher Bekannter, doch von dem Vierjährigen finden sie keine Spur“, ist im Werk von Jankowski nachzulesen.
Am Abend begann die Peiner Polizei mit einer Großaktion in Telgte nach dem Kind zu suchen, die Suche blieb allerdings erfolglos. Gegen 5 Uhr morgens am Folgetag machten die damaligen Beamten eine grausame Entdeckung. „An einem Waldweg in der Nähe der Straße ’Horstweg’ wird das Licht der Scheinwerfer und Taschenlampen plötzlich reflektiert. Das helle Oberhemd des Kindes sorgt für die Entdeckung des Leichnams, der einen entsetzlichen Anblick bietet. Rudi Rindfleisch wurde gewürgt und mit mehr als 50 Messerstichen traktiert“, heißt es im Buch.
Umgehend wurde eine Sonderkommission gebildet und die Suche nach Täter sowie Zeugen begann. „Lautsprecherwagen der Polizei informieren die Telgter Bevölkerung mit der Bitte um Hinweise, außerdem werden ganz gezielt Personen befragt, die regelmäßig den Horstweg nutzen, auch Autofahrer, die vor der in der Nähe des Tatorts gelegenen Bahnschranke häufig warten müssen“, schreibt Jankowski.
Der Aufwand lohnte sich, denn mehrere Personen meldeten sich: „Zeugen haben Rudi Rindfleisch am Tattag in Begleitung eines Mannes gesehen, der ein knallrotes Hemd trug. Und unter den zahlreichen Hinweisen sind auch solche, die sich auf einen jungen Mann beziehen, der in näherer Umgebung schon mehrfach kleine Kinder angesprochen und zum Mitgehen aufgefordert haben soll.“ Schnell führten die Hinweise zur Familie des Täters. Das Unfassbare: Bei der Vernehmung brüstete sich der 17-Jährige mit dem Mord: „Die Ermittler stellen sogar eine Art von Stolz auf das Vollbrachte bei ihm fest. Ohne Reue, emotionslos, ganz sachlich beschreibt und erklärt er das Verbrechen und sein Motiv“, sind Jankowskis Ausführungen zu entnehmen.
Im November 1967 begann vor der Jugendstrafkammer des Landgerichts Hildesheim die Verhandlung über den Peiner Kindermord. Vor Gericht lieferte der 17-Jährige ein anschauliches, realistisches Bild seiner grausamen Tat, heißt es im Buch. Den Vierjährigen soll er so lange gewürgt haben, bis er keine Lebenszeichen mehr von sich gab. Anschließend stach der Jugendliche wahllos auf den leblosen Körper ein – ins Genick, Gesicht und Rücken.
Zehn Jahre Jugendstrafe lautete das damalige Gerichtsurteil zu einem der wohl grausamsten Peiner Kriminalfälle.