Mann in der Innenstadt erstochen – zwei Festnahmen Sabine Schicke
Schock um kurz vor 18.00 Uhr: Mitten in der Innenstadt eskalierte eine Auseinandersetzung, ein Mann erlag noch vor Ort seinen schweren Verletzungen. Die Polizei meldet zwei Festnahmen.
OLDENBURG
Es geschah am späten Mittwochnachmittag am helllichten Tag bei Sonnenschein in der Oldenburger Fußgängerzone, wo noch viele Menschen friedlich flanierten: Drei Männer geraten in Streit und wenig später liegt einer erstochen in seinem Blut auf dem Straßenpflaster. Um kurz vor 18 Uhr erledigen noch viele ihre Einkäufe und stehen angesichts der Bluttat unter Schock.
Eine Augenzeugin aus Oldenburg berichtet: Sie sei gerade dabeigewesen, im Drogeriemarkt Müller an der Achternstraße zu bezahlen, als sie die Schreie von draußen hörte. Auf der Straße sah sie eine Menschenmenge und den Mann auf dem Boden im Blut liegen. Alle seien wie erstarrt gewesen, dann wurde nach Handys gesucht und Notrufe abgesetzt. Auf der Polizeiwache am Oldenburger Friedhofsweg geht der erste Anruf schon gegen 17.55 Uhr ein, in der Citywache erst um 17.58 Uhr.
Wie die Augenzeugin eine Stunde später weiter atemlos erzählt, haben Menschen um den Verletzten gekniet und versucht, ihm etwas auf die Brust zu drücken und das Blut zu stillen. Andere, sie vermutet, dass es Verwandte gewesen seien, hätten sich in einer Sprache unterhalten, die sie nicht verstanden habe. Außerdem wurde berichtet, dass ein Mann mit Messer in Richtung Lappan geflüchtet sei. Relativ schnell sei dann auch die Polizei am Tatort erschienen. „Das hat vielleicht 5 Minuten gedauert.“ Die meisten Passanten standen noch immer geschockt in der Achternstraße. „Dass so etwas hier in Oldenburg passiert, haben wir uns nicht vorstellen können“, hätten alle immer wieder gesagt. Derweil wurde der mittlere Teil der Achternstraße komplett gesperrt. Der Rettungswagen bahnte sich seinen Weg durch die Passanten zum Tatort. Notarzt und Rettungssanitäter versuchten, den Mann vor Ort zu retten. Doch es gelang nicht, ihn zu reanimieren. Für das Opfer kam jede Hilfe zu spät.
In dieser Zeit hatte die Polizei bereits die Fahndung nach den Tätern ausgelöst. Mit mehreren Streifenwagen und Hubschraubern wurde nach den zwei flüchtigen Männern gesucht. Die Fahndung konzentrierte sich dann auf den Bereich Eversten. Auf Grund von Zeugenaussagen, konnte einer der dringend Tatverdächtigen an der Hauptstraße festgenommen werden.
Ein Zweiter flüchtete dann Richtung Eichenstraße, wurde aber auf der Höhe des Everster Friedhofs ebenfalls gefasst. Wie Polizeisprecher Stephan Klatte am Abend mitteilte, handelt es sich bei den beiden Männer um Asylbewerber aus Syrien.
Beide seien 22 Jahre alt. „Über die Hintergründe der Tat wissen wir derzeit noch nichts“, sagte er. Die Identität des Opfers ist noch nicht bekannt. Auch am Abend setzte die Polizei die Zeugenbefragung fort und die Spurensicherung untersuchte noch den Tatort.
POL-OL: ++ Nachtragsmeldung zur Pressemitteilung vom 31. Mai 17, 20.50 Uhr; Haftbefehl gegen einen 22-jährigen Tatverdächtigen erlassen ++ 01.06.2017 – 14:11 Oldenburg (ots) - Das Amtsgericht Oldenburg hat heute auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Mordes gegen den am gestrigen Abend festgenommenen 22-jährigen syrischen Staatsangehörigen erlassen. Der Tatverdächtige wurde in die Justizvollzugsanstalt gebracht.
Der Begleiter des Tatverdächtigen wurde gestern ebenfalls zunächst vorläufig festgenommen, jedoch ergaben die weiteren Ermittlungen, dass er an den Tathandlungen nicht beteiligt gewesen ist.
Die weiteren Ermittlungen sowie Zeugenbefragungen dauern an.
Ramadan-Mord in Oldenburg: „Religiöser Konflikt“ in Fußgängerzone eskaliert – Syrer musste sterben, weil er ein Eis gegessen hatte Von Steffen Munter2. June 2017 Aktualisiert: 2. Juni 2017 9:16
Für die Anhänger des Koran ist derzeit Ramadan, der Fastenmonat. Weil sich ein Syrer (33) in Oldenburg erlaubte, in der Fußgängerzone ein Eis zu essen, wurde er von einem Landsmann dafür mit dem Messer getötet. Viele Menschen wurden bei sonnigem Wetter Zeuge des blutigen Verbrechens um Religion und tödlichen Fanatismus. Etwa zur gleichen Zeit kam es in einer Innsbrucker Moschee zu einem blutigen Messerstreit kurz vor der abendlichen Essensausgabe.
Mittwochabend, kurz vor 18 Uhr in der Oldenburger Innenstadt: Die Menschen in der Fußgängerzone werden Augenzeuge einer schrecklichen Bluttat.
Ein 33-jähriger Syrer kaufte sich bei sonnig warmem Wetter ein Eis. Doch es ist Ramadan und den Gläubigen des Islam ist es verboten, vor Sonnenuntergang irgendeine irdische Speise zu sich zu nehmen. Dieses Verbot wurde dem 33-Jährigen zum Verhängnis.
„Die Tat hatte sich um 17.55 Uhr auf offener Straße ereignet“, notierte die Polizei in ihrem Tatort-Bericht.
Mord aus religiösem Motiv Zwei weitere Syrer im Alter von 22 Jahren wurden auf den 33-Jährigen in der Fußgängerzone in der Achternstraße aufmerksam und fingen einen Streit mit ihm an, der bald schon derart eskalierte, dass einer der 22-Jährigen sein griffbereites Messer zog und auf den Älteren mit mehreren Stichen in die Brust niederstreckte. Das Opfer brach blutüberströmt vor einem Laden zusammen.
Der Mann starb noch am Tatort an seinen schweren Stichverletzungen.“ (Stephan Klatte, Polizeisprecher) Dann flüchteten die jungen Syrer durch die Straßen der Innenstadt.
Mehrere Augenzeugen machten während der ersten Befragungen detaillierte Angaben zu den flüchtigen Männern.“ (Polizei Oldenburg) Mehrere Streifenwagen der Polizei und ein Polizeihubschrauber durchkämmten das gesamte Stadtgebiet nach den Tätern. Bereits eine Stunde später wurde eine Streife in der Hauptstraße auf zwei Männer aufmerksam, auf die die Beschreibung passte.
Einer der beiden 22-Jährigen ließ sich widerstandslos festnehmen. Der zweite Tatverdächtige versuchte zunächst, zu flüchten, konnte aber wenige Minuten später durch weitere Einsatzkräfte im Nahbereich ebenfalls gestellt und vorläufig festgenommen werden.“ (Klatte, Pressesprecher) Am Donnerstag wurde gegen einen der beiden Syrer der Haftbefehl erlassen. Das Amtsgericht Oldenburg sah den dringenden Tatverdacht des Mordes gegeben. Der andere Syrer wurde bereits in der Nacht wieder auf freien Fuß gesetzt.
Der Begleiter des Tatverdächtigen wurde gestern ebenfalls zunächst vorläufig festgenommen, jedoch ergaben die weiteren Ermittlungen, dass er an den Tathandlungen nicht beteiligt gewesen ist.“ (Polizeisprecherin Lena Bohlken) Wie die Polizei berichtete, waren nach ersten Erkenntnissen „religiöse Konflikte Auslöser der Auseinandersetzung“.
Konfliktpotenzial Ramadan Etwa zur selben Zeit kam es auch in Innsbruck zu einem blutigen Messer-Angriff im Zusammenhang mit dem Ramadan. Kurz vor der abendlichen Essensausgabe gerieten zwei gläubige Muslime in einer Moschee aneinander. Dabei zog ein 28-jähriger Afghane sein Messer und stach zweimal auf einen jungen Somalier (21) ein.
Möglicherweise führte die nervliche Anspannung der beiden Gläubigen durch das vom Koran befohlene Fasten zu einer aggressiven Gereiztheit.
Der Ramadan fällt in diesem Jahr auf den Zeitraum vom 27. Mai bis zum 24. Juni 2017 und stellt ein verpflichtendes Fasten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang für jeden gläubigen Moslem dar.
Bereits vor einem Jahr machte der Ramadan Schlagzeilen in Deutschland, als ein Marokkaner ein ganzes Asylheim niederbrannte, weil er keinen Schokopudding zum abendlichen Fastenbrechen bekam. Der Sachschaden in Düsseldorf belief sich auf stolze zehn Millionen Euro.
HANDELT ES SICH UM DIE TATWAFFE? Nach Messerstecherei in Oldenburg: Polizei findet Messer
Oldenburg. Nach der Messerstecherei in der Oldenburger Innenstadt am Mittwochabend ermittelt die Polizei weiter. Wie ein Sprecher auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigt, ist ein Messer gefunden worden.
„Wir wissen noch nicht, ob es sich dabei um die Tatwaffe handelt“, sagt ein Sprecher der Polizei. Am Mittwochabend ist ein 33-jähriger Mann in der Achternstraße in der Oldenburger Innenstadt bei einer Messerstecherei ums Leben gekommen. Zeugen hatten gesehen, dass zwei Männer vom Tatort geflohen waren. Noch am Abend nahm die Polizei zwei 22-Jährige fest. Einer von beiden gilt als dringend tatverdächtig. Er wurde in die Justizvollzugsanstalt gebracht. Den zweiten Mann ließ die Polizei wieder laufen.
Ersten Erkenntnissen zufolge hätten „religiöse Konflikte“ zu der Auseinandersetzung geführt.
TÖDLICHE MESSERATTACKE IN OLDENBURG Angreifer war bei der Polizei kein Unbekannter
Ein Foto gibt dem Opfer des tödlichen Angriffs von vergangener Woche ein Gesicht. Er lebte in Eversten und hinterlässt eine hochschwangere Frau und zwei Kinder. Ein Motiv für die schrecklich Tat gibt es weiterhin nicht – dafür aber neue Informationen zum Messerstecher.
OLDENBURG Auch während des Pfingstwochenendes war die Bluttat in der Oldenburger Fußgängerzone weiter Thema. Am Tatort an der Achternstraße erinnern nicht mehr nur Blumen und Kerzen, sondern auch ein Foto des Opfers an diesen Menschen. So verliert er die Anonymität.
Seine hochschwangere Frau und zwei Kinder trauern um ihn. Freunde erinnern sich an den 33-jährigen syrischen Kurden als Mensch, der mit Hoffnungen auf Freiheit in diese Stadt kam, wo er schon länger mit seiner Familie in Eversten lebte.
In den sozialen Netzwerken kursieren derweil viele Gerüchte über den mutmaßlichen Täter, der am vergangenen Mittwoch eine Stunde nach der Tat vorläufig festgenommen und gegen den am Tag danach Haftbefehl erlassen worden war.
Seither sitzt der 22-jährige Mann wegen Mordverdachts in der Untersuchungshaft.
Viele fragen sich, ob die Bluttat hätte verhindert werden können, wenn die Justizbehörden früher gegen den polizeibekannten syrischen Asylbewerber eingeschritten wären. In Mails an die Redaktion und in den sozialen Netzwerken wird diese Frage häufig gestellt.
Ein gutes Dutzend Straftaten auf dem Konto des Angreifers
Wegen Drogendelikten, gefährlicher Körperverletzung, Sachbeschädigung und Ladendiebstahl war der 22-jährige Asylbewerber aus Blankenburg mehrmals aufgefallen. Ein gutes Dutzend Straftaten, so wissen Insider, gehen wohl auf das Konto des 22-Jährigen. Doch einen Haftbefehl bekam er erst, nachdem in der Oldenburger Fußgängerzone ein Mann getötet und er als Hauptverdächtiger festgenommen worden war. Das Opfer hatte zuvor keinen Kontakt zur Polizei.
Religiöse Auseinandersetzungen werden pauschal als Motiv angegeben. Nähere Angaben werden von den Behörden nicht gemacht. Spekulationen gibt es daher im Netz zu Hauf: Einmal soll ein Eis der Auslöser für die Tat gewesen sein, das der Getötete während der Fastenzeit Ramadan gegessen hat. Dann wieder soll es eine Zigarette gewesen sein, die er in der Öffentlichkeit rauchte. Die Frage, warum der mutmaßliche Täter in der Innenstadt überhaupt ein Messer bei sich trug, wurde bislang nicht beantwortet.
In der deutsch-syrischen Gesellschaft, die vor einem Jahr in Oldenburg gegründet worden war, glaubt man nicht an eine religiös motivierte Tat. Wie die stellvertretende Vorsitzende Helga Wilhelmer auf Anfrage sagt, geht man von einem kriminellen Einzeltäter aus.
Tödliche Attacke in Oldenburg: 22-Jähriger muss lebenslang in Haft Von dpa
Oldenburg. Nach der tödlichen Messerattacke auf einen 33 Jahre alten Mann mitten in der Oldenburger Innenstadt hat das Landgericht den 22-jährigen Täter am Donnerstag zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt.
Die Kammer sah es als erwiesen an, dass der junge Syrer den Landsmann Ende Mai im Streit erstochen hat, wie der Gerichtssprecher sagte. Demnach hat die Kammer einen besonders schweren Fall des Totschlags festgestellt.
Die Staatsanwaltschaft hatte dem Angeklagten ursprünglich Mord vorgeworfen, im Plädoyer aber eine Verurteilung zu 13 Jahren Haft wegen Totschlags gefordert. Die Verteidigung plädierte ebenfalls auf Totschlag und forderte eine Strafe im Ermessen des Gerichts. Die Nebenklage plädierte auf eine Verurteilung wegen Mordes.
Nach der Urteilsbegründung führte ein religiöser Konflikt zu der Tat. Demnach hatte der Begleiter des Opfers trotz Ramadans geraucht, wie der Gerichtssprecher schilderte. Der 22-Jährige kritisierte das, woraufhin der 33-Jährige seinem Begleiter helfend zur Seite stand und den 22-Jährigen attackierte. Der 22-Jährige wurde daraufhin so wütend, dass er dem 33-Jährigen zunächst durchs Gesicht schnitt und ihn dann erstach.
Da die Tat mitten in der Innenstadt geschah, gab es zahlreiche Zeugen. Unten ihnen waren mehrere Schüler, die nun traumatisiert sind. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.