Prozess in München Nach Trennung Frau brutal ermordet? Er soll vor gut einem Jahr die Mutter seiner vier Kinder umgebracht haben: Ein 37-jähriger Musiker aus Syrien muss sich ab heute am Landgericht München wegen Mordes verantworten.
Von: Birgit Grundner Stand: 02.05.201 Die letzten Bilder stammen aus einer Überwachungskamera an der U-Bahn-Haltestelle Messestadt-Ost. Zu sehen ist eine Frau mit engen Jeans, hohen Plateauschuhen und elegantem Kopftuch. Sie folgt ihrem Ex-Mann, der sie dann unter einem Vorwand in ein nahes Waldstück gelockt und brutal erstochen haben soll.
Zwölf Prozesstage angesetzt Das Tatmotiv liegt für die Staatsanwaltschaft auf der Hand: Die vierfache Mutter hatte sich nach der Flucht der Familie aus dem syrischen Aleppo von ihrem Mann getrennt und einen neuen Partner gefunden. Mit drei ihrer Kinder lebte sie zuletzt in einer Asylbewerberunterkunft in Brandenburg, ihr Ex-Mann mit dem siebenjährigen Sohn in München-Riem. Der Bub sei im Krankenhaus, soll er ihr gesagt haben, deshalb war die Frau auch nach München gekommen. Für den Prozess sind zwölf Tage angesetzt. Das Urteil soll es Mitte Juni geben.
Angeklagter will es nicht gewesen sein 30-Jährige im Riemer Park erstochen: Der Mordprozess John Schneider, 02.05.2017 - 17:50 Uhr
Der angeklagte Ehemann streitet ab, seine Frau aus Eifersucht getötet zu haben. Der Mordprozess am Landgericht München.
Er bleibt dabei: Osman N. beteuert weiter seine Unschuld. Er habe seine Frau Hasnaa A. nicht umgebracht, erklärte der 37-Jährige beim Prozessauftakt am Dienstag. Aber die Indizien sprechen gegen ihn, die Ermittler sind überzeugt, den Mörder der vierfachen Mutter auf die Anklagebank gebracht zu haben.
Osman N. ist nach Überzeugung der Ankläger der Mann, der im roten Trainingsanzug kurz vor dem gewaltsamen Tod der 30-jährigen Syrerin am 29. April 2016 mit ihr zusammen von einer Videokamera aufgenommen wurde, der Mann, der danach in einem Riemer Waldstück beim De-Gasperi-Bogen mit einer 20 Zentimeter langen Klinge mehrmals auf sein Opfer eingestochen hat. Das Motiv: Seine Frau, die wenige Monate zuvor mit drei ihrer vier Kinder nach Deutschland eingereist war, hatte ihn verlassen, und mit Ali G. einen neuen Lebensgefährten gefunden. Die beiden hatten sich laut Anklage einen Monat zuvor nach islamischem Recht sogar verheiratet. Lockte der Mann seine Frau für den Mord sogar nach München?
Unter dem Vorwand, dass ihr gemeinsamer siebenjähriger Sohn, der bei ihm in Riem lebte, krank sei und im Krankenhaus liegen würde, habe Osman N. seine Frau aus Brandenburg nach München gelockt, glauben die Ermittler. Am frühen Morgen des 29. April habe Osman N. seine Frau am Busbahnhof an der Hackerbrücke abgeholt.
Um 7:27 Uhr wurden die beiden dann von einer Kamera in der U-Bahn-Station Messestadt Ost aufgenommen. Er im roten Trainingsanzug, sie mit Plateauschuhen und weißer Handtasche. Eine halbe Stunde später war die Frau tot.
Osman H. soll sie in das Wäldchen gelockt und dort immer wieder auf sie eingestochen haben. Die Frau verlor ihre Schuhe, versuchte, barfuß zu fliehen. Doch ihr Mörder war schneller. Die letztendlich tödlichen Stiche seien gegen 8 Uhr gesetzt worden, heißt es in der Anklage. Mit Hilfe von Überwachungskameras ließ sich die Flucht des Mannes gut rekonstruieren.
Um 8.08 Uhr wurde er von einer Kamera im Bahnhof Messestadt Ost aufgezeichnet. Er hatte ihre Handtasche dabei. Die Tasche wurde später gefunden. Die Tatwaffe soll drin gewesen sein. Osman N. bleibt dennoch bei seiner Unschuldsbeteuerung. Er habe drei Männer im Verdacht, seine Frau getötet zu haben.
Mord in Riem: Er lockte sie an, um sie zu töten Aktualisiert: 27.07.17 22:48
Urteil im Riemer Mordfall: Osman N. (38) muss lebenslang in Haft, weil er seine Frau Hasnaa erstochen hat.
München - Er lachte noch fröhlich, als er den Saal betrat. Doch nach dem Urteil wurde die Miene von Osman N. finster. Das Landgericht hat ihn des Mordes an seiner Ehefrau Hasnaa schuldig gesprochen. Nun muss der Syrer lebenslänglich in Gefängnis.
Aus Aleppo war das Paar vor Jahren geflohen, um dem Krieg zu entkommen – und zu überleben. Auf dem Weg ließ Osman N. seine Frau aber allein und nahm den jüngsten Sohn mit nach München. Nur deshalb kam auch Hasnaa A. nach Deutschland – weil sie ihren Sohn wiedersehen wollte. Mit den drei übrigen Kindern kam sie in einer Asylunterkunft in Eisenhüttenstadt (Brandenburg) unter. Dort verliebte sie sich neu. Weil sie Fotos von einer islamischen Hochzeit bei Facebook gepostet hatte, bekam auch Osman N. von der neuen Partnerschaft mit. Aus Eifersucht wollte er sie töten.
„Er war wütend, dass sie einen neuen Mann hatte, und wollte sie niemand anderem gönnen. In krasser Eigensucht setzte er sein Lebensrecht über ihres“, begründete Richter Michael Höhne sein Urteil. „Um sie zu töten, suchte er intensiven Kontakt. „Ihre Mutterliebe war stärker als die Angst vor seiner Rache. Doch das kostete sie das Leben.“
Denn anfangs widerstand Hasnaa A. den Nachrichten von Osman N. Erst, als er eine schwere Krankheit des Buben vortäuschte, stieg sie in einen Fernbus nach München. Am 29. April 2016 kam es schließlich zu dem verhängnisvollen Treffen. Osman N. holte sie am Omnibusbahnhof ab und fuhr mit ihr zur Messestadt Ost. Kurz nach der Ankunft drängte er sie dann in ein Waldstück am Gaspari-Bogen und stach 21 Mal auf sie ein. Im sicher geglaubten München fand die syrische Frau den Tod. Spaziergänger fanden tags darauf ihre blutüberströmte Leiche. Osman N. hatte seine Frau Hunderte Meter vor sich hergetrieben. Etwa zehn Minuten lang dauerte der fürchterliche Todeskampf, der laut Gericht für Hasnaa A. aussichtslos war. „Sie war ihm schutzlos ausgeliefert“, sagte Richter Höhne. Barfuß versuchte Hasnaa A. noch zu fliehen, als sie ihre Pumps verloren hatte. Doch Osman N. ließ nicht von ihr ab, stach immer wieder auf die wehrlose Frau ein. Um kurz vor acht Uhr morgens setzte er dann die tödlichen Stiche in Hals und Lunge.
Im Prozess ließ sich Osman N. von den Schilderungen des Richters nicht beeindrucken. Schon Wochen vor dem Mord hatte er einem Freund im März 2016 von seinen Tatplänen berichtet. In einem Brief schrieb Osman N: „Erst jetzt bin ich neu geboren und fühle mich innerlich beruhigt.“ Laut Urteil fühlte sich der Syrer in seiner Ehre herabgesetzt, weil Hasnaa A. ihn nicht zurückhaben wollte. Mehrfach hatte er zuvor wohl um eine Rückkehr in die Ehe gebeten. Zu tief saß aber ihr Schmerz über das Verlassenwerden während der Kriegsflucht. Hasnaa A. lehnte entschieden ab. „Sie wollte frei sein für eine andere Beziehung“, sagte Richter Michael Höhne. Doch das kränkte den Mörder, der aus Eifersucht getötet hat.
Den Tatort hatte Osman N. schon vor dem Mord ausgesucht und entsprechende Videoaufnahmen an seinen Freund versendet. „Noch in der Nacht ihrer Ankunft besorgte er sich ein Messer in der Riemer Asylbewerberunterkunft“, erklärte Richter Höhne. 20 Zentimeter lang war die Klinge, mit der Osman N. zustach.