Vom Liebhaber erstochen Wird sein Mörder nun nach 28 Jahren geschnappt? Von Von CARSTEN RUST 13.03.12, 18:58 Uhr
Köln/Bonn - Tagelang lag Theodor Clemens tot in seiner Wohnung in Raderthal. Dann meldete ihn sein Bruder als vermisst. Polizisten fanden Clemens’ Leiche auf dem Boden liegend mit mehreren Stichverletzungen im Oberkörper. Das war am 13. August 1984.
Der bisexuelle Krankenpfleger soll damals immer wieder junge Männer vom Hauptbahnhof mit in seine Wohnung genommen haben. War einer von ihnen sein Mörder?
Jetzt – 28 Jahre nach dem grausamen Mord – könnte die Polizei kurz davor sein, den Fall aufzuklären. 1984 gab es noch keine DNA-Analyse, keinen genetischen Fingerabdruck.
Aber 2012 stehen den Beamten modernste Mittel zur Verfügung. Bei einer erneuten Untersuchung der damals sichergestellten Beweise konnte jetzt Täter-DNA gefunden werden. Und diese bringt die Ermittler jetzt auf die erste heiße Spur.
Denn die gleiche DNA ließ 2004 ein Mann in Bonn am Tatort in der Dorotheenstraße zurück. Der Mörder von Theodor Clemens hatte sich dort beim Einbruch in ein Weinfachgeschäft verletzt und Blutspuren zurückgelassen.
Laut Polizei muss er dabei mindestens einen Komplizen gehabt haben. Und der wird jetzt fieberhaft gesucht. „Da der Einbruch bereits verjährt ist, muss der Komplize keine Angst vor einer Strafe haben. Er soll sich bei uns melden“, so ein Polizeisprecher. Vermutlich wusste der Mann gar nicht, dass er mit einem Mörder zusammen auf Klautour war.
Weitere Hinweise auf den Mörder erhoffen sich Polizei und Staatsanwaltschaft Köln durch die Sendung „Aktenzeichen xy-Ungelöst“ im ZDF. Hier wird der Fall in der aktuellen Folge am 14.März 2012 noch einmal aufgegriffen.
Aktenzeichen XY Theodor Clemens lebt seit seiner Scheidung allein in Köln. 1983 lernt er eine amerikanische Touristin kennen und lieben. Obwohl sie vorerst nach Amerika zurückkehrt, schmieden beide bald Hochzeitspläne. Voller Erwartung kehrt die Frau schließlich 1984 nach Köln zurück - und erlebt eine böse Überraschung.
Was seine Freundin nicht weiß: Theodor Clemens ist bisexuell und nimmt regelmäßig junge Männer mit nach Hause, die er bei sich übernachten lässt. Ende Juli/Anfang August 1984 wird er öfter mit einem jungen Mann gesehen, der auch in seine Wohnung kommt und mit seinem Auto fahren darf - vermutlich sein späterer Mörder.
Verräterische Blutspur
Personenbeschreibung (1984)
Als die amerikanische Freundin aus den USA nach Köln kommt, ist Theodor Clemens nicht zu erreichen. Zusammen mit Clemens' Bruder veranlasst sie schließlich die Öffnung seiner Wohnung. Drinnen wird Theodor Clemens' Leiche gefunden, getötet durch einen gezielten Stich ins Herz. Tatzeitpunkt war die Nacht zum 2. August. Die Wohnung war nach Wertgegenständen durchsucht worden.
Auf einem Asservat von 1984 kann im Jahr 2007 eine tatrelevante DNA gewonnen werden. Ein Abgleich ergibt, dass der Tatverdächtige im Jahr 2004 einen Einbruch in eine Weinhandlung in Bonn begangen haben soll.20-25 Jahre, schlank, (anders als auf dem Phantombild) blond, vielleicht rotblond. Suchte 1984 in Köln eine Bleibe und einen Job. Nach der Tat fuhr er vermutlich noch mit dem Auto der Getöteten und stellte es schließlich in Köln / Mainzer Straße ab.
Frage nach Zeugen
Beschreibung des Autos
Ford Fiesta, blau-metallic, Kölner Kennzeichen.Bei dem Einbruch in Bonn war mindestens eine weitere Person beteiligt. Vermutlich wusste diese nicht, dass der Komplize unter Mordverdacht steht. Der Einbruch ist mittlerweile verjährt, der Komplize wird dringend gebeten, die Polizei zu kontaktieren.
Die Einbrecher aus Bonn hatten Insiderkenntnisse. Möglicherweise haben sie zeitweise in einem Nachbarhaus gewohnt, das von 1992-1995 leer stand und teilweise von Obdachlosen als Übernachtungsmöglichkeit genutzt wurde. Der Einbruch geschah in der Bonner Altstadt, in der Dorotheenstraße. Vielleicht kann jemand aus dem damaligen Umfeld etwas zu dem gesuchten Einbrecher und Mörder sagen.
Belohnung: Für Hinweise, die zur Aufklärung des Mordes führen ist eine Belohnung von 3000 Euro ausgesetzt. Zuständig: Kripo Köln, Telefon 0221-22 90
„Aktenzeichen XY“ Neue Spur in Mordfall von 1984 13.03.12, 00:00 Uhr
Köln/Bonn - Neue Erkenntnisse zu einem Kölner Mordfall im Jahr 1984 haben die Mordkommission veranlasst, den Fall am Mittwoch in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY...ungelöst“ vorzustellen.
Es geht um den Mordfall Theodor Clemens vom 2. August 1984. Bei einer Untersuchung der 1984 gesicherten Spuren nach neusten wissenschaftlichen Methoden haben Spezialisten des Landeskriminalamtes NRW auswertbare DNA des vermeintlichen Täters gefunden.
Auch wenn der Spurenverursacher noch nicht in der bundesweiten DNA-Analysedatei erfasst ist, steht laut Gutachten des Landeskriminalamtes eindeutig fest, dass derselbe Mann am 16. Januar 2004 an einem Einbruch in das Weinfachgeschäft "Grün der Zeit" auf der Dorotheenstraße 70 in der Bonner Nordstadt beteiligt war. Bei Tatausführung hatte sich der Einbrecher verletzt und so seine DNA am Tatort zurückgelassen.
Ermittlungen der Polizei haben ergeben, dass an dem Einbruch offensichtlich mindestens zwei Täter beteiligt waren, die wahrscheinlich auch eine grobe Ortskenntnis hatten. Da das Verfahren wegen Einbruchsdiebstahls bereits wegen Eintritts der Verfolgungsverjährung eingestellt worden ist, besteht für einen Mittäter keine Gefahr mehr für diese Tat strafrechtlich verfolgt zu werden. Die Mordkommission setzt daher große Hoffnung darauf, dass sich der Mittäter des Gesuchten bei der Polizei meldet. Ihm dürfte nicht bewusst gewesen sein, dass sein Komplize der Mörder von Theodor Clemens war.
Die Staatsanwaltschaft Köln hat für Hinweise, die zur Klärung des Tötungsdeliktes führen, eine Belohnung in Höhe von Euro 3000 ausgesetzt.
Hinweise während und nach der Sendung "Aktenzeichen XY...ungelöst" nimmt die Polizei Köln unter der Rufnummer 0221-229-0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Zur Historie des Mordfalls
Mord verjährt nicht. So genannte "cold cases" werden deshalb bei der Polizei Köln immer wieder überprüft, um festzustellen, ob neue Untersuchungsmethoden gegebenenfalls auf die Spur des Täters führen könnten. So auch im Fall des bislang ungeklärten Mordes an dem damals 44 Jahre alten Theodor Clemens.
Clemens war 13. August 1984 erstochen in seiner Wohnung in dem Mehrfamilienwohnhaus "Heidekaul 9" in Köln-Raderthal aufgefunden worden, wo er alleine gelebt hatte. Ermittler hatten seinerzeit herausgefunden, dass der bisexuell veranlagte Clemens sich immer wieder junge Männer in die Wohnung geholt hatte, die er unter anderem am Kölner Hauptbahnhof kennengelernt hatte.
Erster Kriminalhauptkommissar Heinz Stargardt weiß aus den alten Ermittlungsakten: "Clemens wurde am 02.08.1984 zuletzt lebend gesehen. Einige Tage vorher hatte er einem Bekannten in einem Telefongespräch erzählt, dass er einen jungen Mann bei sich aufgenommen habe, für den er eine Arbeitsstelle suche. Fest steht, dass Theodor Clemens bereits am 02.08.1984 ermordet wurde.
Zwischen Ermordung und der Entdeckung der Tat hat eine ahnungslose Hausbewohnerin in der Opferwohnung einen schlanken jungen Mann beobachtet, bei dem es sich um den Täter gehandelt haben dürfte. Dieser war nach Angaben der Zeugin zwischen 20 und 25 Jahre alt, und hatte blonde bis rotblonde Haare. Nach der Tat hat dieser Mann den blauen Ford-Fiesta seines Opfers benutzt und später auf der Mainzer Straße abgestellt. Trotz umfangreicher Ermittlungen blieb der Mord damals ungeklärt". (ots/ksta)