Tödliche Limo Kollege des toten BASF-Mannes sollte ebenfalls vergiftet werden Die Limonade, die ein BASF-Mitarbeiter aus dem Kühlschrank eines Pausenraumes trank, war mit Zyanid vergiftet. Die Ermittler fanden außerdem eine zweite Flasche mit Gift. Sie gehörte einem Kollegen. Die Mordkommission steht vor einem Rätsel.
Minden - Die Obduktion hat den Verdacht auf eine Vergiftung des Mannes bestätigt, erklärte ein Polizeisprecher. Die Untersuchung ergab, dass der Mann eindeutig von einer vergifteten Limonade getrunken habe. Bei dem Giftstoff handelt sich den Ermittlungen zufolge um Zyanid. Die Ermittlungen erstrecken sich auf Arbeitskollegen, Freunde und Familienangehörige des Arbeiters. Bei Untersuchungen aller in dem BASF-Werk gefundenen weiteren Flaschen entdeckten die Ermittler eine zweite Flasche, in die ebenfalls Gift geschüttet wurde. Diese gehörte einem Arbeitskollegen.
Wie lange die Analyse der Flüssigkeit dauere, stehe ebenfalls noch nicht fest. Nach Angaben des Sprechers dauern die toxikologischen Untersuchungen an. Die in Bielefeld eingerichtete Mordkommission ermittelte bis spät in die gestrige Nacht und seit heute früh auf Hochtouren.
Der 44-jährige Familienvater war nach einem Schluck aus der vergifteten Limonadenflasche gestorben. Die Flasche hatte er bereits vor Tagen in dem Kühlschrank eines Pausenraumes der Firma deponiert und schon daraus getrunken. Der Vorfall ereignete sich beim Wechsel von der Spät- zur Nachtschicht.
Zwei Polizisten, die bei einer Untersuchung einer weiteren Flasche mit giftigen Dämpfen in Kontakt gekommen und verletzt worden waren, befinden sich den Angaben zufolge derzeit noch in einem Krankenhaus. Vermutlich würden sie aber im Laufe des Tages die Klinik verlassen, hieß es weiter.
Bei den weiteren Ermittlungen müsse nun geklärt werden, ob es sich bei der Tat möglicherweise um eine Art von Racheakt eines entlassenen Mitarbeiters handelt, hieß es. Der Chemiekonzern BASF hatte vor kurzem angekündigt, am Standort Minden rund 190 der derzeit knapp 500 Vollzeitstellen abzubauen. Hintergrund ist den Angaben zufolge die schlechte Ertragssituation am Standort.
Minden Vergiftete Limo wurde zur Todesfalle Der Genuss einer Limonade ist für einen Mitarbeiter des BASF-Werkes in Minden zur Todesfalle geworden. Das Getränk war mit Cyanid vergiftet worden. Inzwischen ist eine weitere Flasche mit Gift aufgetaucht.
Der Tod eines Chemiearbeiters in Minden (Nordrhein-Westfalen) nach dem Konsum einer vergifteten Limonade stellt die Polizei weiter vor Rätsel. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf die Belegschaft des Unternehmens sowie Freunde und Bekannte des 44 Jahre alten Opfers, sagte Polizeisprecher Werner Wojahn. Gerichtsmediziner hatten das Gift als Cyanid, ein Blausäuresalz, identifiziert.
Der 44-Jährige war in der Nacht zum Dienstag an seinem Arbeitsplatz nach einem Schluck aus einer Limonadenflasche zusammengebrochen und im Krankenhaus gestorben. Zwei Polizisten, die giftige Dämpfe eingeatmet hatten, seien mittlerweile wieder im Dienst. Auch in einer weiteren Flasche war Gift nachgewiesen worden.
Die beiden 37 und 48 Jahre alten Beamten hätten am Mittwoch das Krankenhaus verlassen können, sagte der Sprecher. Der 37-Jährige war bewusstlos zusammengebrochen, nachdem er an der zweiten Flasche gerochen hatte, der 48-Jährige hatte sich unwohl gefühlt. Lebensgefahr bestand nicht. "Wir gehen davon aus, dass die zweite Flasche einem Arbeitskollegen des Opfers gehörte", sagte Wojahn. Diese Flasche habe in einem Aufenthaltsraum gestanden, die Flasche des 44-Jährigen war in einem auch von anderen genutzten Kühlschrank. Insgesamt hatte die Polizei rund 200 Flaschen untersucht, aber keine weiteren Fälle von Vergiftung gefunden. Kantine vorerst geschlossen
Wojahn bestätigte, dass der 44-Jährige zu den Gekündigten des Unternehmens gehöre. Der Chemiekonzern BASF hatte angekündigt, am Standort Minden bis Juli 2007 knapp 130 Vollzeitstellen zu streichen. Nach Angaben von Unternehmenssprecherin Claudia Schneider verarbeitet die BASF PharmaChemikalien GmbH Cyanid beispielsweise für Pharmawirkstoffe. Allerdings dürften nur Befugte die speziell gesicherten Lagerräume betreten. Die Bestände an Lebensmitteln und Getränken in den Kühlschränken seien eingesammelt und vernichtet worden, die Kantine sei vorerst geschlossen.
Die Mordkommission gehe weiter von einem Verbrechen aus, Anhaltspunkte für einen Selbstmord gebe es nicht, sagte Wojahn. Das Gift war laut der toxikologischen Untersuchungen der Rechtsmedizin in Münster in den zwei untersuchten Proben und in der Leiche des Opfers gefunden worden.
Mord am Arbeitsplatz: Tod eines Chemiefacharbeiters in Minden bleibt Rätsel Kein brauchbarer Hinweis seit sechs Jahren
13.11.2012 | Stand 13.11.2012, 12:27 Uhr
Minden (nw). Wenn Kollegen Mörder werden: Nicht erst die Schüsse von Hilden lassen den Arbeitsplatz als gefährliches Pflaster erscheinen. Seit sechs Jahren weiß nur der Täter, warum sein Opfer - ein Chemiefacharbeiter bei der BASF in Minden - in der Nachtschicht sterben musste.
Nach dem Ende der Ermittlungen im Mai 2007 kam kein Hinweis mehr bei der Polizei an. "Wir haben die Hoffnung immer noch nicht aufgegeben, dass der Mörder doch noch gefunden wird", erklärte am Montag die Schwester des unter mysteriösen Umständen Verstorbenen. Vor allem die Eltern hätten dann endlich Gewissheit, denn sie litten am meisten unter dem, was vorgefallen sei.
Während der Nachtschicht vom 18. auf den 19. Dezember 2006 hatte der damals 44 Jahre alte BASF-Chemiefacharbeiter im Aufenthaltsraum des Mehr-Produkte-Betriebes in Minden seine Limonadenflasche aus dem Kühlschrank genommen und davon getrunken. Er brach zusammen und starb kurz danach im Klinikum.
Noch in der Nacht fand die Polizei heraus, dass das Opfer einige Tage zuvor Limonadenflaschen in den allen Kollegen zugänglichen Kühlschrank gestellt hatte.
Als zwei Ermittler eine zweite Flasche im Gebäude der Hauptwache öffneten, schlug ihnen Giftdampf entgegen. Ein 37-jähriger Kriminalhauptkommissar verlor das Bewusstsein - seinem 48-jährigen Kollegen wurde schlecht. Blausäure war in der Limo.
Pausenlos versuchte in den folgenden Tagen und Wochen eine Mordkommission aus Bielefeld zu ermitteln, wer das Gift in die Flaschen getan hat. Ihr Titel: "MK Kühlschrank". War es Selbstmord? War das Gift für einen Anderen bestimmt? Wer hatte ein Motiv, den 44-Jährigen am Arbeitsplatz zu töten? Diese und viele andere Fragen waren zu klären. Das Opfer galt als fröhlicher, hilfsbereiter Mensch. Es fand sich kein Grund für eine Selbsttötung. Und auch die Vernehmungen im Kollegen- und Bekanntenkreis brachten keine Fortschritte.
Angst vor dem Täter in der Belegschaft
Währenddessen wuchs die Angst in der Belegschaft des BASF-Werkes in Minden. Dass der unbekannte Mörder aus den eigenen Reihen kam, galt als sehr wahrscheinlich. Allein 200 Getränkeflaschen wurden auf dem Betriebsgelände untersucht. Die Kantine blieb geschlossen und sämtliche Lebensmittel wurden vorsorglich vernichtet. Mitarbeiter begegneten ihnen weniger bekannten Kollegen mit großem Misstrauen. Schließlich setzte nach MT-Informationen die Geschäftsleitung einen Psychologen zur Betreuung der Belegschaft ein. Offenbar mit Erfolg. "Beim betrieblichen Alltag spielt der Vorfall keine Rolle mehr", meint Rainer Strauch, vor sechs Jahren Betriebsratsvorsitzender bei der BASF in Minden und heute in stellvertretender Position.
Konsequenzen zog das Unternehmen auch bei den Sicherheitsvorkehrungen. Mutmaßlich stammte nämlich das Gift in den Limonadeflaschen aus einem Lager für Natriumcyanid. Die BASF ließ anschließend den Bereich durch Schlösser und eine Videoüberwachungsanlage sichern. Zudem wurden zusätzliche Zugangskontrollen eingeführt, wie Jörg Schmidt, Einheitsleiter Sicherheit, Gesundheit und Umwelt gestern bestätigte.
Als fünf Monate nach dem Gifttod konkrete Hinweise auf den Täter immer noch nicht greifbar waren, beendete die MK Kühlschrank 2007 ihre Arbeit. Seitdem ruhen die Akten bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld.
"Bislang hat es auch keine weiteren Ermittlungsansätze mehr gegeben", erklärte gestern Christoph Mackel, Sprecher der Behörde.
Laut einer bundesweiten Statistik werden mehr als 90 Prozent aller Mordfälle aufgeklärt. Mackel schätzt, dass diese Quote auch auf den Bereich der Staatsanwaltschaft Bielefeld zutreffe; eine entsprechende Erhebung gebe es nicht.
Vernichtet werden die Untersuchungsakten übrigens nicht. Da Mord nicht verjährt, können die Ermittlungen jederzeit wieder aufgenommen werden. Mackel: "Wir behalten die Akten ewig."