Mord hinter der Fleischtheke: Letzte Spur zerschlagen Abendzeitung, 07.07.2010 - 19:08 Uhr
Kripo hat endlich DNA des Täters, kennt seine Identität aber nicht. Alle Hinweise sind nun abgearbeitet
FÜRTH
Vielleicht triumphiert er heimlich, weil ihm die Polizei einfach nicht auf die Schliche kommt.
Vielleicht ist er aber auch zum psychischen Wrack geworden, weil die Schuld sein Gewissen erdrückt. Wie der Mörder von Marion M. (†26) tickt, wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Jetzt, fast 30 Jahre nach dem Verbrechen, hat sich auch die letzte Spur der Kripo zerschlagen...
17. April 1981 am frühen Abend: Marion M., Geschäftsführerin des Rodi-Markts in der Fürther Innenstadt, fällt ihrem Mörder in die Hände. Ihre Leiche, die am nächsten Morgen hinter der Fleischtheke des Supermarktes gefunden wird, ist schwer verstümmelt. Messerstiche haben ihren Oberkörper zerfetzt. Ein Hieb mit einem Beil hat ihr den Kopf fast völlig abgetrennt.
Ein Freund geriet ins Visier der Ermittler Kurz vor dem Verbrechen wurde Marion M. in Begleitung eines Mannes gesehen. Der Unbekannte, von dem es ein Phantombild gibt, konnte allerdings nie ermittelt werden. Damals ging die Kripo davon aus, dass sich Mörder und Opfer kannten. Vor allem ein Freund von Marion rückte ins Visier der Ermittler. Doch am Ende kam er als Täter nicht in Frage. Die Kripo stellte das ganze Umfeld des Opfers auf den Kopf. Arbeitskollegen wurden durchleuchtet, aber auch viele Bewohner in ihrem Heimatort Markt Bibart (Kreis Neustadt/Aisch-Bad Winds- heim). Ohne Erfolg.
Schließlich setzten die Mordermittler ihre Hoffnung auf winzige, stark verwässerte Blutspuren, die in einem Siphon am Tatort gefunden wurden. Marions Mörder hatte sich nach der Tat die Hände gewaschen – und dadurch eine Spur zurückgelassen. Das Problem: Die Blutrückstände waren zu gering, um einen genetischen Fingerabdruck (DNA) herstellen zu können.
Ermittlungsansatz über den Haufen geworfen Neuen Schwung in die stockenden Ermittlungen brachten schließlich Spezialisten des Landeskriminalamtes. Sie fertigten eine sogenannte Operative Fall-Analyse (OFA) an. Dazu werden bestimmte Daten von Tatort und Opfer mit einem ausgeklügelten System neu aufbereitet. Vom Ergebnis waren die Fürther Ermittler überrascht.
Kripo-Chef Erwin Zettelmeier: „Die OFA wirft unseren Ermittlungsansatz, dass der Täter aus dem Umfeld des Opfers stammt, über den Haufen. Wahrscheinlicher ist, dass es sich bei dem Unbekannten um einen Einbrecher oder Dieb handelt, der sich den Rodi-Markt mehr oder weniger zufällig aussuchte und aufgrund spezieller Umstände dann zum Mörder wurde.“
Aufgrund der neuen Bewertung gewannen mehrere Zigarettenkippen, die vor dem Geschäft gefunden wurden, eine größere Bedeutung. Zettelmeier: „Wir gehen davon aus, dass die Zigaretten vom Mörder geraucht wurden, als er den Rodi-Markt beobachtet hat.“ Über die Speichelreste am Filter der Kippen konnte zwar eine einwandfreie DNA gewonnen werden. Aber kein entscheidender Hinweis auf den Täter! Zettelmeier: „Wir haben das DNA-Muster mit dem von rund 600 Personen verglichen. Leider vergeblich.“ Hoffen auf ein Wunder
Die Kripo in Fürth kann jetzt nur noch auf ein kleines Wunder warten. Alle Spuren, die einen Ansatz für konkrete Ermittlungen geliefert haben, sind aufgearbeitet. Einen Fehler darf Marions Mörder trotzdem nicht machen: Seine DNA steht fest.
FÜRTH - 27 Jahre lang dürfte sich der Mörder von Maria M. in Sicherheit wiegen. Doch jetzt hat die Polizei eine neue Spur, die endlich zur Aufklärung des brutalen Verbrechens führen könnte: Die Polizei entdeckte eine winzige DNA-Spur – sie stammt vom Täter.
27 Jahre lang durfte sich der Mann, der die Geschäftsführerin eines Fürther Supermarktes auf bestialische Weise ermordet hat, in Sicherheit wiegen. Mit den wenigen Spuren, die der Unbekannte damals am Tatort hinterließ, konnte die Kripo nichts anfangen. Doch das Blatt hat sich gewendet – und der Mörder muss jetzt zittern!
„Wir konnten mit modernster Technologie einen genetischen Fingerabdruck des Täters herausfiltern“, bestätigte Polizeisprecher Michael Gengler die unerwartete Wende in dem bislang ungelösten Kriminalfall. Das unverwechselbare Profil des Mörders, das aus einer Mikrospur gewonnen werden konnte, wird jetzt mit Personen aus dem Umfeld des Opfers verglichen. Gengler: „Mehrere Männer mussten bereits Speichelproben abgeben. Weitere werden folgen.“
Vater sah Handtasche der Tochter in einem Vorraum Maria M. (26), Geschäftsführerin des Rodi-Markts in der Fürther Innenstadt, war ihrem Mörder am frühen Abend des 17. April 1981 in die Hände gefallen. Nachdem die aus Markt Bibart (Kreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim) stammende Frau in dieser Nacht nicht heimgekommen war, machte sich ihr besorgter Vater bereits am frühen Morgen auf den Weg nach Fürth. Durch die Scheiben des Supermarktes sah er die Handtasche seiner Tochter in einem Vorraum liegen. Als sie auf seine lauten Rufe und das Pochen gegen die Türe nicht öffnete, verständigte er die Polizei.
Den Beamten bot sich im Inneren des SB-Marktes ein Bild des Grauens. Maria M. lag in einer riesigen Blutlache hinter der Fleischtheke. Ihr Körper war schwer verstümmelt. „Die Vorgehensweise des Täters war von äußerster Brutalität gekennzeichnet“, so ein mit dem Fall betrauter Kripo-Beamter zur AZ. Die Frau war nicht nur von zahllosen Messerstichen durchbohrt worden. Der Mörder hatte ihr mit einem Beil auch den Kopf nahezu komplett abgetrennt.
Abwehrspuren an den Armen des Opfers, heruntergerissene Gegenstände im Supermarkt sowie die Verteilung der Blutspuren deuteten darauf hin, dass zwischen dem Mörder und seinem Opfer ein erbitterter Kampf stattgefunden hat.
Die Leiche war zwar nur noch mit einem Slip und einem BH bekleidet. Die Kripo ging jedoch trotzdem nicht von einem sexuell motivierten Verbrechen aus. „Das wurde nach unseren Erkenntnissen nur vorgetäuscht“, erklärte ein Kripo-Mann damals im Zuge der Ermittlungen.
Mörder aus dem Bekanntenkreis?
Dagegen sprach von Anfang an Vieles dafür, dass der Mörder aus dem Bekanntenkreis der jungen Frau stammen könnte. Die Rekonstruktion der letzten Stunden ihres Lebens ergab, dass Maria M. den Laden bereits abgeschlossen hatte, sich auf dem Weg zum Bahnhof befand, dann aber auf halber Strecke umdrehte und zum Rodi-Markt zurücklief. Sie befand sich dabei in Begleitung eines Mannes, mit dem sie sich angeregt unterhielt. Von ihm, den die Polizei für den Mörder hält, gab es bisher nur ein Phantombild. Doch jetzt hat die Kripo endlich auch seinen genetischen Fingerabdruck.
#1 13.11.1981 FF3 (Kripo Fürth) Fürther Aschermittwochsmord in Filmfälle 08.07.2010 22:23 von bd-vogel
Fränkische Fastnacht bei XY: Mit einer für die Grimm-Ära typischen, gewollt-ungewollt komischen Szene, dem nachgestellten Faschingsfest im mittelfränkischen Städtchen Markt Bibart (mit "wilden Kostümen" ), beginnt die filmische Rekonstruktion eines Verbrechens, das sich am Aschermittwoch 1981 in Fürth zugetragen hat. Dort arbeitet die 26jährige Maria Müller aus Markt Bibart als "Filialleiterin, Verkäuferin und Kassiererin in einem" (O-Ton Wolfgang) eines kleinen Rodi-Supermarktes, der sich in der Nähe des Fürther Hauptbahnhofs befindet.
Auch am Morgen des Aschermittwochs, am 4. März 1981 (nach einer klassischen "XY-Frühstücksfamilienszene" mit einmaligen Dialogen, ich nenne nur "willst Du noch ein Wurstbrot mitnehmen?") macht sich die junge Frau wie gewohnt mit einem Eilzug der Bundesbahn auf den Weg zur Arbeit, nachdem sie am Abend zuvor bis Mitternacht gefeiert hat. Die Fahrt von Markt Bibart nach Fürth dauert eine knappe halbe Stunde, bietet also genug Zeit für ein XY-Sprichwort im Dialog mit einer Bekannten ("Aber Du weißt ja: Was uns nicht umwirft, macht uns hart" )
Gegenüber des Fürther Hauptbahnhofs lag damals eine kleine Grünanlage (von der heute nichts mehr zu sehen ist; nur den Brunnen gibt es noch, der Platz drumrum aber ist gepflastert und ohne jedes Grün). Auf der anderer Seite der Grünanlage befand sich die Endhaltestelle der Straßenbahn nach Nürnberg, die seit der Eröffnung der U-Bahnlinie, wenige Wochen nach dem Verbrechen, ebenfalls komplett verschwand. In Fürth hätte man also eh nicht mehr an Originalschauplätzen drehen können; so groß wie im Film zu sehen, der offenkundig im Münchner Englischen Garten entstand, war der kleine Park aber nicht.
Gegenüber der Haltestelle dann liegt die Supermarktfiliale (die es heute ebenfalls nicht mehr gibt), in der außer dem späteren Opfer nur noch ein Fachverkäufer arbeitet, der die Fleischtheke mit eigener Kasse führt. Die junge Frau aber ist "die Seele des Geschäfts", und natürlich ist sie, wie Wolfgang zu berichten weiß, "besonders bei den Stammkunden sehr beliebt".
Am Abend des 4. März schließt die Filialleiterin wie üblich um 18.00 Uhr das Geschäft und bemüht sich, den Zug nach Markt Bibart um 18:26 Uhr zu erreichen. Da sie sich bei der Abrechnung etwas verspätet, übernimmt es an diesem Abend der Kollege von der Fleischtheke, die Tageseinnahmen zur Bank zu bringen. Gemeinsam verlassen die beiden Angestellten um 18:10 Uhr den Supermarkt.
Auf dem Weg zum Bahnhof durch die Grünanlage aber muß die junge Frau dann umgekehrt sein, denn die Bekannte, mit der sie am Morgen gemeinsam nach Fürth gefahren war, sieht sie den Weg zum Laden zurückgehen, offenbar gefolgt von einem Mann. Wenige Augenblicke später sieht ein Autofahrer, der die junge Frau vom Einkaufen kennt, wie sie die Tür zum Supermarkt aufsperrt. Dicht hinter ihr wieder der geheimnisvolle Unbekannte... Szenen, die mit perfekten Wolfgang-Texten unterlegt sind.
Im Laden "muß es dann zu einer verhängnisvollen Begegnung" gekommen sein. Der Täter raubt das Wechselgeld der Fleischkasse, das "im Kühlraum aufbewahrt wird", und die Handtasche der jungen Frau, die er zuvor "auf brutalste Weise" getötet hat. (Der Film deutet dies nur gruselig an, mit einem kurzen Kameraschwenk auf ein Fleischbeil.) Der FF endet damit, daß der Täter den Laden verläßt. Das Verbrechen wurde erst am nächsten Morgen entdeckt.
Im Fahndungsgespräch der XY-Sendung geht es vor allem um die gestohlene Handtasche der Toten und die darin befindlichen Gegenstände. Die Hinweise nach Ausstrahlung der Sendung brachten die Kripo aber bei ihren Ermittlungen nicht voran.
1982 wurde der Fall dann im Rahmen der Serie mit XY-Fällen in der Zeitschrift HÖRZU aufbereitet (siehe den Downloadlink hier im Forum, der Fall wird behandelt in Download #75, HÖRZU 46/1982).
Doch bis heute ist der Aschermittwochsmord ungeklärt geblieben - über den zwischenzeitlichen Fortgang der Erkenntnisse informiert ein Artikel in der heutigen Ausgabe der "Nürnberger Abendzeitung", der allerdings einen gravierenden Fehler enthält: Da ist vom 17. April 1981 als Tattag die Rede, das ist definitiv falsch (Aschermittwoch 1981 war am 4. März). Daß das Opfer jetzt "Marion" (statt "Maria") heißt, könnte hingegen gewollt sein...