Der Übergang zum Radweg in der südlichen Innenstadt direkt an der Fabrik „Kissing&Möllmann“ war Schauplatz eines brutalen Angriffs.
ISERLOHN. Ein brutaler Angriff in der Silvesternacht auf dem Radweg schockiert die Anwohner in der südlichen Innenstadt – treibende Kraft soll eine junge Frau gewesen sein.
Einen Streit hat es wohl nicht gegeben, und eine Schlägerei war es auch nicht – vielmehr sei es ein vollkommen grundloser, willkürlicher und erschreckend brutaler Angriff gewesen, wie Augenzeugen berichten. „Es hätte jeden treffen können“, lautet die bittere Erkenntnis, die seit der Silvesternacht im Bereich der Oberen Mühle für Angst und Schrecken sorgt.
Gegen 3 Uhr war dort laut Polizeibericht ein 39-jähriger Mann während einer Party vor die Tür gegangen, um frische Luft zu schnappen.
Die Party lief in der ehemaligen Fabrik Kissing&Möllman, und der Party-Gast verließ die Fabrik zur ehemaligen Bahntrasse hin, um sich auf dem dortigen Radweg die Beine zu vertreten.
Und damit war er genau zur falschen Zeit am falschen Ort. Denn er traf auf dem Radweg auf ein Pärchen, das ihn vollkommen unvermittelt angegriffen haben soll – und das mit einer Brutalität, die dem Mann keine Chance zur Gegenwehr ließ.
Wie Kampfsportler unter Drogeneinfluss
„Das war definitiv versuchter Mord“, sagt der Freund des Opfers, ein ebenfalls 39-jähriger Iserlohner, der wenig später auf den Radweg kam, als sein Freund bereits am Boden lag. Im Gespräch mit unserer Zeitung schildert er eine Gewalt, die er selbst, wie er sagt, noch nie seinem Leben erlebt habe.
Bizarrerweise ging diese Gewalt nicht von jungen Männern aus, sondern von einem Paar, bei dem vor allem die junge Frau die treibende Kraft gewesen sein soll.
Es sei schlichtweg schockierend gewesen. „Lauf weg, lauf weg, die sind verrückt“, hatte sein auf dem Boden liegender Freund gerufen, als der Zeuge hinzukam. „Wir sind beide Sportler und hoch trainiert“, sagt er. Es sei aber alles so rasend schnell gegangen. Die beiden Täter hätten sich wie Kampfsportler verhalten, hätten als eingespieltes Team agiert und seien vermutlich mit irgendwelchen Drogen vollgepumpt gewesen.
Obwohl er selbst alles getan habe, um seinen Freund, der immer wieder weglaufen wollte, zu befreien, hätten es die beiden dreimal geschafft, ihr Opfer zu Boden zu bringen.
Die junge Frau habe ihm an die zehn Mal mit voller Kraft auf den Kopf getreten. Sie sei wie von Sinnen gewesen.
Ob sein Freund bleibende Schäden davontragen wird, sei derzeit nicht zu sagen.
Er wurde in der Silvesternacht zunächst in ein Iserlohner Krankenhaus gebracht und von dort aufgrund der Schwere der Verletzungen direkt in eine Hagener Spezialklinik verlegt. Ein Auge, so sein Freund, sei in Gefahr. Mit Sicherheit werde sein Gesicht für immer entstellt sein. „Das ist alles kaputt. Das werden riesige Narben.“
Zwei ähnliche Taten an Heiligabend
Was die Anwohner im Bereich der Fabrik Kissing&Möllmann besonders beunruhigt, ist, dass es sich hier vermutlich nicht um eine Einzeltat gehandelt hat und die prügelnde Frau womöglich einfach Spaß daran hat – und auch zukünftig haben wird –, unschuldige Leute anzugreifen. Laut Polizeibericht hat es tatsächlich an Heiligabend zwei weitere Vorfälle an der Oberen Mühle gegeben, bei denen ebenfalls eine junge Frau die Täterin war.
Damals wurde gegen 2 Uhr eine 34-jährige Frau angegriffen. Wenig später gab es im Bereich der Altstadt einen weiteren Übergriff, ebenfalls auf eine Frau Anfang 30. Wie in dem jüngsten Fall in der Silvesternacht wird die Täterin auf etwa 20 bis 25 Jahre und rund 1,60 bis 1,65 Meter geschätzt. In beiden Fällen wird sie als schwarzhaarig beschrieben. Damit stehen drei Taten ganz ähnlicher Art innerhalb einer Woche zu Buche. Einen Zusammenhang zwischen den beiden Angriffen von Weihnachten und dem brutalen Übergriff in der Silvesternacht kann Polizei-Pressesprecher Marcel Dilling derzeit nicht herstellen. Die Ermittlungen der Polizei halten noch an.
Für die Menschen in der südlichen Innenstadt bleibt die Situation damit ausgesprochen bedrohlich – alleine im Dunkeln über den Radweg geht derzeit niemand gerne. Zumal der Zeuge aus der Silvesternacht, der seinem Freund zur Hilfe gekommen ist, auch gesehen hat, dass einige andere Passanten einfach weggelaufen sind, weder geholfen noch die Polizei gerufen haben. „Man muss helfen und dazwischen gehen“, sagt er. „Ich weiß nicht, wie weit die beiden gegangen wären und was passiert wäre, wenn ich nicht geholfen hätte.“