29. Dezember 2016 | 20.00 Uhr Polizei nimmt 26-Jährigen fest Tödlicher Streit in Düsseldorfer Leiharbeiter-WG Polizei nimmt 26-Jährigen fest: Tödlicher Streit in Düsseldorfer Leiharbeiter-WG
Düsseldorf. Die Polizei hat einen 26-jährigen Tschechen festgenommen, der in Düsseldorf-Friedrichstadt einen 44 Jahre alten Mitbewohner umgebracht haben soll. Beide waren erst kürzlich aus Prag in die Stadt gekommen. Von Stefani Geilhausen
Sie waren eine zufällig zusammengewürfelte Wohngemeinschaft: Drei unbescholtene Männer aus Prag, die Mitte des Monats nach Düsseldorf gekommen waren, um am Flughafen ihr Geld bei der Gepäckabfertigung zu verdienen. Jetzt sitzt einer von ihnen im Gefängnis und wartet auf seinen Prozess. Und einer wird im Sarg nach Hause zurückkehren.
Am Mittwoch hatten Rettungsassistenten der Feuerwehr nur noch den Tod eines 44-jährigen Tschechen feststellen können. Ein Landsmann (28) hatte den Notruf gewählt, nachdem er seinen älteren Mitbewohner reglos im Bett gefunden hatte. Die Sanitäter riefen, wie immer in auf den ersten Blick unklaren Todesfällen, die Polizei - und die hatte schnell den Verdacht, dass der 44-Jährige keines natürlichen Todes gestorben war. Deshalb wurde eine Mordkommission eingerichtet.
Es krachte häufig in der WG
Der Mann war wie der 28-Jährige und ein weiterer, 26 Jahre alter Tscheche, mit einem Leiharbeitsvertrag nach Düsseldorf gekommen. Ab Januar sollten alle drei am Flughafen arbeiten. Zuvor standen Einweisungen und Sicherheitsschulungen an. Für die drei Prager, die einander nie zuvor gesehen hatten, war von ihrer Leiharbeitsfirma eine Wohnung angemietet worden. In dem gerade erst sanierten Haus an der Adersstraße bildeten die drei eine Wohngemeinschaft, in der es nach Informationen unserer Redaktion häufig gekracht haben soll.
Der Grund: Die beiden jüngeren Tschechen verbrachten die viele Freizeit, die ihnen nach den Einweisungen an ihrem künftigen Arbeitsplatz und vor allem über die Feiertage blieb, mit reichlich Alkohol. Das soll den Älteren gestört haben, der seine Mitbewohner deshalb immer wieder zur Ordnung gerufen haben soll. Auch am Dienstagabend sei es wieder so gewesen. Der 26-Jährige erklärte den Ermittlern der "Mordkommission Aders", er habe den 44-Jährigen bei einer solchen Streiterei weggeschubst. Warum dieser dann am nächsten Morgen tot in seinem Bett gelegen habe, könne er sich nicht erklären.
Verdacht gegen 26-Jährigen
Die Rechtsmediziner, die den Leichnam am Donnerstag obduzierten, hatten gleich mehrere Erklärungen dafür - die passten aber mit den Schilderungen des 26-Jährigen nicht zusammen. Vielmehr stellten die Experten eindeutige Verletzungen fest, die nicht durch bloßes Schubsen und auch nicht durch einen unglücklichen Sturz erklärbar waren. Die Mordkommission nahm daraufhin beide Mitbewohner des Toten fest, ließ den 28-Jährigen aber wieder frei. Die Polizei hatte keine Indizien dafür gefunden, dass er an der eigentlichen Tat beteiligt gewesen sein könnte.
Der Verdacht gegen den 26-Jährigen erhärtete sich jedoch im Lauf der Vernehmungen: Die Ermittler gehen davon aus, dass er betrunken war, als der 44-Jährige sich am Dienstagabend über das Verhalten seiner Wohngenossen beschwerte. Es kam zum Streit, der in eine handfeste Schlägerei mündete. Danach war jeder wieder in sein Zimmer gegangen, die jüngeren Männer hatten weiter getrunken. Als sich der Ältere am Mittwoch nicht rührte, hatte der 28-Jährige den Rettungsdienst alarmiert. Möglich, dass ihnen erst da klar wurde, dass der Ältere bei der Prügelei schwere Verletzungen erlitten hatte.
Die Staatsanwaltschaft geht von einem nicht beabsichtigten Tötungsdelikt aus und hat gegen den 26-Jährigen Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge beantragt, der gestern Abend vom Untersuchungsrichter erlassen wurde.