Neue Ermittlungen führen zum Täter Raubmord an Rentner nach 30 Jahren geklärt AZ, 16.12.2016 12:52 Uhr, aktualisiert 16.12.2016 13:05 Uhr
Die Münchner Polizei hat einen 30 Jahre zurückliegenden Raubmord geklärt. Dank einer Wiederaufnahme des Falls und neuer Methoden bei der Spurenabfrage konnte jetzt der mutmaßliche Mörder gefunden werden.
München - Der Fall ist 30 Jahre alt, doch weil Mord nie verjährt, haben sich die Ermittler ihn im Zuge der Altfallermittlungen bei der Mordkommission nochmal vorgenommen. Dank neuer Abfragen der damals am Tatort gesicherten Spuren konnten die Ermittler nun den Täter verhaften.
Was war damals passiert?
Am 17. Januar 1986 fand ein damaliger Mitbewohner den 80-jährigen Rentner leblos in seinem Zimmer vor. Die Auffindesituation (Blutspuren im Zimmer sowie im Treppenhaus) ließen auf ein Gewaltverbrechen schließen. Aus diesem Grund übernahm die Mordkommission München zusammen mit der Spurensicherung vor Ort die Ermittlungen.
Todesursächlich waren Verletzungen im Kopfbereich infolge massiver stumpfer Gewaltanwendung. Die Polizei ermittelte damals im Umfeld des Opfers. Die Recherchen ergaben, dass das Opfer homosexuell war und öfters junge Männer zu sich nach Hause nahm.
Ebenfalls konnte damals ermittelt werden, dass der 80-Jährige am Abend vor seiner Ermordung Besuch von einem jungen Mann (vermutlich aus dem südosteuropäischen Raum) hatte. Diesen hatte er offenbar am Nachmittag des Vortags am Rosenheimer Platz kennengelernt.
Das Phantombild druckte damals auch die Abendzeitung. Foto: AZ-Archiv
Doch die Identität dieses dringend gesuchten Mannes konnte trotz einer damaligen Öffentlichkeitsfahndung mit Phantombild und einer Belohnung von 5.000 DM nicht geklärt werden, der Mann blieb flüchtig.
Die Fingerabdrücke bringen einen Treffer
Die Ermittler nahmen den Fall im Laufe dieses Jahres nun wieder auf. Dabei wurde beim Bayerischen Landeskriminalamt eine erneute Recherche der damals am Tatort gesicherten Fingerabdruckspuren im AFIS (Automatisiertes Fingeridentifizierungssystem) sowie entsprechender Datenbanken im benachbarten Ausland angestoßen. Und siehe da: das System meldete einen Treffer.
In Slowenien erfasste Fingerabdrücke eines zur Tatzeit 25-jährigen Serben wurde den Ermittlern angezeigt. Als die Kripo der Spur nachging, stellte sich heraus, dass sich der Verdächtige in den Jahren 1985 und 1986 in München aufhielt und hier Stricher-Dienste anbot.
In Österreich klicken die Handschellen
Nun hatten die Ermittler also einen Namen, außerdem waren sie sich sicher, dass sich der Gesuchte mittlerweile in Österreich aufhalten dürfte. Es erging ein europäischer Haftbefehl wegen Mordes. Im Oktober half ihnen dann der Zufall: Der Tatverdächtige wurde in Wien wegen eines ausländerrechtlichen Verstoßes festgenommen.
In der Folge reisten Beamte der Münchner Mordkommission nach Wien und vernahmen den Serben im Beisein österreichischer Kollegen. In dieser Vernehmung räumte der heute 56-Jährige die Gewaltanwendung ein. Er stimmte außerdem seiner Auslieferung zu.
Mittlerweile konnten aufgrund eines entnommenen Mundhöhlenabstriches eine Vielzahl von tatrelevanten DNS-Spuren, die am Tatort gesichert wurden, dem Serben zugeordnet werden. Die Ermittlungen dauern noch an, der 56-Jährige sitzt in Untersuchungs-Haft.
Daran sieht man wieder mal, das sich eigentlich kein Mörder sicher sein kann, das man ihn nicht findet - egal wie viele Jahre vergangen sind seit der Tat.
Admin und Foren Moderatorin Hinweise zu den hier aufgeführten Fällen bitte an die zuständige Polizeidienststelle
John Schneider, 04.10.2017 - 12:18 Uhr, aktualisiert am 04.10.2017
Vor 31 Jahren sorgte der Mord an einem homosexuellen Rentner in München für Aufsehen. Im letzten Jahr konnte die Polizei einen Verdächtigen festnehmen, jetzt wird ihm vor dem Landgericht der Prozess gemacht.
München - Seit 31 Jahren ist der Mord an dem damals 80-jährigen Franz S. – er wurde in seiner Wohnung erschlagen – ungesühnt geblieben. Jetzt sitzt der mutmaßliche Mörder dank Justitias langem Atem doch noch auf der Anklagebank des Landgerichts. Ein großer Erfolg für Münchens Ermittler, die seit vier Jahren verstärkt versuchen, alte Verbrechen mit neuen Mitteln aufzuklären.
Im Sommer 2016 hatte die Mordkommission den Fall aus der Auerfeldstraße wieder aufgerollt. Die 1986 gesicherten Spuren wurden noch einmal in die Datenbank des BKA eingespeist, aber auch mit ausländischen Datenbanken verglichen. Unter anderem hatte sich der Täter verletzt und eine Blutspur im Treppenhaus hinterlassen. Und tatsächlich: Es gab eine Übereinstimmung. Die Spuren konnten einem 56-jährigen Serben zugeordnet werden.
Gefasst wurde er schließlich in Wien, wo er wegen eines ausländerrechtlichen Verstoßes festgenommen wurde. Aufgrund eines europäischen Haftbefehls wegen Mordes kam der 56-Jährige im November 2016 dann nach Stadelheim. Dort sitzt er seitdem in Untersuchungshaft.
Dass er Gewalt ausgeübt hat, hat Bozidar S. schon beim Verhör der Polizei erklärt. Auch bei den Sachverständigen hat er zugegeben, dass er zugeschlagen hatte. Zu Beginn des Prozesses erklärt er nur kurz: "Ich bleibe bei dem, was ich gesagt habe." Weitere Angaben möchte er vorerst nicht machen.
Dafür reden andere. Die Anklage hört sich dabei ein wenig wie der Fall Rudolph Moshammer an. Demnach war der damals 25-Jährige nur kurz in der Stadt gewesen, als er am 16. Januar 1986 mit dem späteren Opfer am Hauptbahnhof in Kontakt kam. Franz S. wollte Sex und dafür auch bezahlen.
"Wie ein Tier" in der Wohnung eingeschlossen
Die beiden gingen in die Wohnung des Opfers in der Auerfeldstraße. Doch als sich Franz S. entkleidete, habe sich Bozidar S. entschlossen, sein Opfer auszurauben. Er griff zu einem schweren Porzellan-Aschenbecher auf dem Nachttisch sowie zu einer Parfumflasche und schlug zu.
Bei den Gutachtern hatte er zum Motiv erklärt, dass ihm nicht klar war, was Franz S. von ihm damals wollte. Er sei kein Stricher. Das sei ihm "ekelhaft" gewesen. Und als er die Wohnung nicht verlassen konnte, weil sein Opfer die Tür abgeschlossen war, habe er sich "wie ein Tier" gefühlt.
Dass er dann zugeschlagen habe, sei deswegen auch die Mitschuld von Franz S. gewesen. Das Opfer habe aber noch gelebt, als er die Wohnung verließ. Die Tat habe ihn sehr belastet, er habe Albträume gehabt. Zwei Jahre danach habe er sich sogar bei der Polizei in seiner Heimat erkundigt, ob nach ihm gefahndet werde. Doch das war nicht der Fall.
Stattdessen ging Bozidar S. aber im Jahre 1996 für seine Beteiligung an einem anderen Raubmord in Belgrad ins Gefängnis. Dank Münchens Ermittlern wird Bozidar S. wohl bald eine weitere lange Haftstrafe antreten.
Vor mehr als 30 Jahren soll ein damals 25-jähriger Stricher einen 80-jährigen Münchner erschlagen haben. Im Mordprozess vor dem Landgericht fordert die Staatsanwältin lebenslange Haft. Der Verteidiger spricht von Körperverletzung mit Todesfolge.
München - Im Münchner Prozess gegen einen 56 Jahre alten Serben, der vor fast 32 Jahren einen 80 Jahre alten Rentner erschlagen haben soll, hat die Staatsanwältin am Mittwoch lebenslange Haft wegen Mordes gefordert. Zusätzlich verlangte sie die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Das würde bedeuten, dass er nach 15 Jahren nicht auf freien Fuß kommen kann. Der Verteidiger plädierte auf Körperverletzung mit Todesfolge. Das Verfahren sei einzustellen, da die Tat verjährt sei.
Die Staatsanwältin geht davon aus, dass die beiden Männer sich am 16. Januar 1986 an einem Bahnhof kennenlernten. Der damals 25-jährige Angeklagte sei Stricher gewesen, der homosexuelle 80-Jährige habe ihn mit zu sich nach Hause genommen. Als der 80-Jährige dort sexuelle Dienste forderte, habe der 25-Jährige dem aber nicht mehr nachkommen wollen. Er habe das Opfer vielmehr um Geld und Wertgegenstände bringen wollen. "Er wollte ihn um jeden Preis töten, um seinem Gewinnstreben nachzukommen." Mit einem Aschenbecher und einem Parfümflakon habe er gut zwei Dutzend Mal auf den Kopf des Opfers eingeschlagen und ihn auch gewürgt. Anschließend habe er die Wohnung durchwühlt, einen Geldbeutel und einen Schlüssel gestohlen.
Laut Verteidiger gibt es weder Anhaltspunkte dafür, dass der Angeklagte wegen eines geplanten Raubes mit zum 80-Jährigen ging, noch Anhaltspunkte für sexuelle Absprachen. Der Angeklagte habe vielmehr geschildert, dass der 80-Jährige plötzlich Sex von ihm verlangt habe. Dieser habe sich entkleidet und ihn am Arm festgehalten. Daraufhin habe ihn der damals 25-Jährige weggestoßen und gewürgt, schließlich auch mit dem Aschenbecher zugeschlagen. Er habe keinen Raub geplant, nicht mal die Ringe vom Finger gezogen, sondern nur einen Schlüssel mitgenommen.
Urteil im Münchner Stricher-Mord: Weil er einen Rentner vor knapp 32 Jahren getötet hat, muss ein heute 56-Jähriger nun lebenslänglich in Haft.
München - Das Landgericht München I hat am Freitagvormittag sein Urteil gegen einen 56-Jährigen verkündet, der vor fast 32 Jahren einen 80 Jahre alten Rentner in München erschlagen hat. Der Angeklagte bekam eine lebenslange Gefängnisstrafe.
Laut Gericht war der damals 25-Jährige als Stricher mit zu dem Senior gegangen. Allerdings habe er nur vorgegeben, sexuelle Dienstleistungen zu bieten. Stattdessen habe er Bargeld und Wertgegenstände stehlen wollen. Als der Rentner schließlich im Schlafzimmer die sexuellen Dienste gefordert habe, habe ihn der Serbe mit einem Aschenbecher und einem Parfümflakon tödlich verletzt – und anschließend in aller Ruhe die Wohnung durchsucht, aus der er einen Geldbeutel und einen Schlüssel mitnahm.
Der angeklagte Serbe bestreitet diese Version. Er sei auch nie Stricher gewesen. Er habe sich gewehrt, den Rentner attackiert, weil dieser plötzlich Sex von ihm verlangt habe. Der Verteidiger plädierte auf Körperverletzung mit Todesfolge. Das Verfahren sei einzustellen, weil die Tat, wenn sie nicht als Mord eingestuft werde, verjährt sei, so der Verteidiger.
Das Gericht erkannte in diesem Fall zwei Mordmerkmale: Habgier und Ermöglichung einer anderen Straftat. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.