Nach Mord: Angetrunkene Ex-Schwiegertochter verhaftet Aktualisiert: 13.11.16 20:56
In diesem Haus in der Elisabethstraße in Schwabing wurde Margarete D. (86) ermordet. Die Ex-Schwiegertochter steht unter Tatverdacht.
München - Ihr Sohn fand Margarete D. in ihrer Wohnung - tot. Die Polizei rückte in Schwabing an und verhaftete schließlich ihre Ex-Schwiegertochter, die angetrunken wirkte.
Ihr ganzes Leben hat sie hier verbracht in der schönen Elisabethstraße im Herzen Schwabings, dass sich über die Jahrzehnte so sehr verändert hat. Doch in ihrer Parterre-Wohnung hinter den Rollläden, die auch tagsüber seit Jahren fast immer geschlossen blieben, lebte Margarete D. (86) in ihren Erinnerungen weiter. Kaum jemand von der Hausgemeinschaft bekam sie zuletzt noch zu Gesicht. Höchstens huschte sie mal rasch zum Einkaufen und verschwand danach grußlos wieder in ihrer einsamen Welt. Am Freitag wurde diese Wohnung Schauplatz eines Verbrechens.
Der Sohn (56) fand seine betagte Mutter abends tot in der Wohnung. Der Notarzt und der Leichenbeschauer waren sich einig: Das ist ein Fall für die Polizei. Noch am Abend nahm die Mordkommission die mutmaßliche Täterin (50) unter Mordverdacht fest. Es handelt sich um Margarete D.’s ehemalige Schwiegertochter (50). Das Motiv ist ein einziges Rätsel.
Die 50-jährige Österreicherin war früher mal mit Margarete D.‘s Sohn, einem Anlagenführer, verheiratet gewesen. Im dritten Stock des Hauses in der Elisabethstraße wohnt er in einer eigenen Wohnung und schaute täglich nach seiner Mutter. Die Ehe zerbrach. Doch zu ihrer ehemaligen Schwiegermutter hielt die arbeitslose Österreicherin immer freundschaftlichen Kontakt. Öfter besuchte sie die alte Dame – so war es auch am Freitag. Was dort dann geschehen ist, ist noch unklar.
Als der Sohn seine Mutter fand, lag Margarete D. tot in der Wohnung. Die ehemalige Schwiegertochter war ebenfalls noch im Haus, wirkte angetrunken. Mordkommission und Spurensicherung rückten an. Auch die Ex-Schwiegertochter wurde befragt. Dabei benahm sie sich so seltsam, dass sie gegen Mitternacht schließlich festgenommen wurde. Offensichtlich hat sich der erste Verdacht bestätigt: „Der Ermittlungsrichter hat am Sonntag Haftbefehl wegen Mordes erlassen,“ bestätigte Markus Kraus, Leiter der Münchner Mordkommission. Die Frau sitzt jetzt in U-Haft. Die Ermittlungen gehen weiter. Die Leiche wurde bereits am Samstag obduziert.
Die alte Dame soll in den letzten Jahren zunehmend verwirrt gewesen sein und zuweilen den Lebensmut verloren haben. Die Hausgemeinschaft machte sich Sorgen um sie: „Die Gretel lebte in ewiger Dunkelheit. Das hat uns leid getan. Aber sie hat es wohl so gewollt,“ sagte ein Bewohner bedrückt.
Das ist nicht immer so gewesen. In jungen Jahren war Margarete D. eine blonde, hübsche Frau. Sie heiratete zwei Mal, hatte viele glühende Verehrer. Einer kniete sogar mal nachts schmachtend vor ihrem Fenster und flehte: „Gretel, verzeih mir...!“ Eine von vielen Schwabinger Erinnerungen, die Margarete D. nun mit ins Grab nimmt.
Aktualisiert: 14.11.16 08:33 „ICH VERSTEHE DAS ALLES NICHT“
Mord in Schwabing: Jetzt spricht der Sohn
München - Am Freitag fand er seine Mutter tot in ihrer Wohnung in der Elisabethstraße. Nun hat sich der Sohn der ermordeten Margarete D. geäußert.
Nach dem Mord an Margarete D. (86) mitten in Schwabing in einer Erdgeschosswohnung in der Elisabethstraße hat sich nun ihr Sohn Michael D. (56) zu Wort gemeldet.
Michael D. hatte seine Mutter am Freitag tot in der Wohnung aufgefunden. Noch am Abend nahm die Mordkommission die mutmaßliche Täterin (50) unter Mordverdacht fest. Es handelt sich um Margaretes ehemalige Schwiegertochter, also die Ex-Frau von Michael D.
Der ist völlig ratlos, was das Motiv seiner Ex-Frau angeht: „Ich verstehe das alles nicht“, sagt Michael D. gegenüber der Bild. „Meine Ex hatte meine Mutter ewig nicht mehr gesehen.“
Die 50-jährige Österreicherin war mit dem Sohn der Ermordeten, einem Anlagenführer, verheiratet gewesen. Im dritten Stock des Hauses in der Elisabethstraße wohnt er in einer eigenen Wohnung und schaute täglich nach seiner Mutter. Die Ehe zerbrach.
Doch zu ihrer ehemaligen Schwiegermutter hielt die arbeitslose Österreicherin immer freundschaftlichen Kontakt und besuchte sie häufig, wie am Freitag. Was genau in der Wohnung der 86-Jährigen geschehen ist, wird derzeit noch untersucht.
Schwiegermutter-Mord: Ging es Marion B. (50) nur um Geld?
Hat Marion B. (50) ihre Ex-Schwiegermutter Margarete D. (†86) in deren Schwabinger Wohnung getötet? Die Österreicherin sitzt seit vergangenen Freitag in Untersuchungshaft.
Nach tz-Recherchen könnten akute Geldsorgen ein Tatmotiv sein. Marion B. ist als Anhängerin der Neonazi-Szene bekannt. Eine Spurensuche im düsteren Leben der mutmaßlichen Mörderin:
In Internetforen von linken Aktivisten wird Marion B. als regelmäßige Teilnehmerin an Pegida-Demonstrationen in München aufgeführt. Nach tz-Informationen fiel die 50-Jährige immer wieder mit rechten Parolen auf. In sozialen Medien bekennt sie sich zur Partei Alternative für Deutschland (AfD) und hetzt gegen Ausländer. „Verschwindet und kommt nie wieder!“, ätzt sie auf Facebook gegen Flüchtlinge. Und das, obwohl sie mit Michael D. (56), ihrem Ex-Mann und Sohn der ermordeten Rentnerin, einen Sohn hat, der zum Islam konvertiert sein soll.
Wie das Leben der ehemaligen Telekom-Mitarbeiterin auf die schiefe Bahn geraten konnte, ist ein Rätsel. In den vergangenen Jahren soll Marion B. immer weiter an den rechten Rand der Gesellschaft abgedriftet sein. Bis zu ihrer Verhaftung in der Nacht zum Samstag – kurz nachdem ihr Ex-Mann die Leiche seiner Mutter in deren Wohnung in der Elisabethstraße gefunden hatte – hauste sie mit zwei gleichaltrigen Männern in einer Wohnsiedlung in Milbertshofen. Drogen, Alkohol- und Gewaltexzesse im Bahnhofsviertel bestimmten zuletzt ihren Alltag. Noch vor wenigen Wochen soll sie nach tz-Informationen am Münchner Hauptbahnhof von einer Polizeistreife festgenommen worden sein, kurz nachdem sie einen Beamten mit einer Bierflasche attackiert hatte.
Marion B.’s kaputtes Seelenleben fiel auch dadurch auf, dass sie sich selbst Verletzungen zugefügt haben soll. Sie trug stets lange Kleidung, um Wundmale an Armen und Beinen zu kaschieren.
Offenbar plagten die 50-Jährige massive finanzielle Probleme. Nach tz-Informationen lebte sie seit Jahren von Arbeitslosengeld. Ein Großteil davon ging meist für Alkohol und Zigaretten drauf. Ein Bekannter zur tz: „In letzter Zeit war sie nur selten nüchtern anzutreffen. Sogar für Zugfahrten fehlte das Geld.“ Wollte sie sich das bei ihrer Ex-Schwiegermutter besorgen? Fest steht: Obwohl die Ehe mit Michael D. bereits vor Jahren in die Brüche gegangen war, hielt sie den Kontakt zu Margarete D. aufrecht.
Marion B. besuchte die betagte Dame regelmäßig – wie an jenem vergangenen Freitag. Was in der Parterre-Wohnung in Schwabing geschah, ist noch unklar. Als Sohn Michael seine tote Mutter fand, war Marion B. auch noch im Haus, wirkte stark angetrunken. Als sie von den Beamten der Mordkommission befragt wurde, verhielt sie sich plötzlich seltsam. So sehr, dass sie noch am selben Abend festgenommen wurde. Zwei Tage später erließ der Ermittlungsrichter Haftbefehl gegen die gebürtige Österreicherin. Die Leiche von Margarete D. wurde bereits am Samstag obduziert. Die genaue Todesursache steht allerdings noch nicht fest.
Michael D. lebte zwar Tür an Tür mit seiner getöteten Mutter, will von den Besuchen seiner Ex-Frau aber nichts gewusst haben. „Ich verstehe das nicht“, sagte er. Was wirklich geschehen ist, weiß nur Marion B.
17. Januar 2018, 18:54 Uhr Gericht Lücken in der Erinnerung Feedback Im Prozess über den Mord an einer 86-Jährigen steht das Urteil bevor
Von Susi Wimmer "Sie hat mich noch lieb gedrückt und umarmt", schrieb Marion D. in einem Chat an ihren Freund. Und sie tippte auch in ihr Handy, was dann passierte, nämlich dass sie "Gott gespielt" und ihrer pflegebedürftigen Ex-Schwiegermutter ein Kissen auf das Gesicht gedrückt habe. Die Staatsanwaltschaft wertet die Tat als heimtückisch und will die 51-Jährige wegen Mordes lebenslang hinter Gittern sehen. Die Verteidigung hingegen plädierte am Mittwochnachmittag vor dem Landgericht München I auf Totschlag und siebeneinhalb Jahre Haft, unter anderem deshalb, weil Marion B. aus reinem Mitleid gehandelt habe.
Nach den Plädoyers von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und zwei Verteidigern erklärt der Vorsitzende Richter Michael Höhne Marion B. ausführlich, dass ihr das letzte Wort gebühre, dass sie sich nach all den Vorrednern, nach den fünf Verhandlungstagen, zur Sache äußern könne. Doch Marion D. schüttelt beharrlich den Kopf. Sie schweigt weiter darüber, was am 11. November 2016 in der Wohnung ihrer Ex-Schwiegermutter in der Elisabethstraße genau passiert ist. Laut Zeugen lebte die 86 Jahre alte Frau in einer vermüllten Wohnung, ging nicht mehr aus dem Haus, lehnte jegliche Hilfe ab, nur der im Haus wohnende Sohn brachte ihr Einkäufe. Bei ihm war Marion D. an jenem Tag zu Gast, trank Alkohol und kokste und redete mit ihrem Ex über die Situation der Mutter. Dann gingen sie gemeinsam in ihre Wohnung. Die Seniorin lag erneut nach einem Sturz hilflos am Boden. Marion D. kümmerte sich, der Sohn verschwand.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Marion D. der Frau Hilfsangebote unterbreitete, diese aber alles ablehnte und Marion D. "verärgert, frustriert und betroffen" der ahnungslosen Frau ein Kissen auf das Gesicht drückte. Das Opfer habe sich gewehrt, sei auf den Boden gerutscht, Marion D. sei auf ihr gekniet und habe ihr das Kissen mindestens fünf Minuten aufs Gesicht gedrückt. Verteidiger Gerald Assner hielt dagegen, dass der Tathergang, selbst das mutmaßliche Knien auf dem Opfer, Spekulation sei. Er sah eine verminderte Schuldfähigkeit durch Alkohol und Kokain und forderte neben der Haftstrafe eine zweijährige Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Anwalt Raimund Förschner, der den Sohn der Toten vertritt, wertete die Tat wie die Staatsanwaltschaft als heimtückisch. Marion D. habe sich direkt vor und nach der Tat Zeugen gegenüber klar geäußert. Dass sie ausgerechnet zur Tatzeit Erinnerungslücken habe, das glaubt er ihr nicht.
Im Prozess über den Mord an einer 86-Jährigen steht das Urteil bevor
26. Januar 2018, 17:56 Uhr
Prozess
Schwiegermutter mit Kissen erstickt: Frau muss zehn Jahre in Haft
Marion D. ist wegen Totschlags verurteilt worden, weil sie ihre 86-jährige Schwiegermutter getötet hat. Angeklagt war sie wegen Mordes.
In der Verhandlung hatte sie angegeben, sich nicht an die Tat erinnern zu können. Sie war in der Tatnacht betrunken.
Von Stephan Handel
Die Anklage lautete auf Mord - nach rund zwei Wochen Verhandlung kam aber eine Verurteilung wegen Totschlags heraus: Für zehn Jahre muss Marion D. ins Gefängnis, weil sie ihre 86-jährige Schwiegermutter umgebracht hat. Das Gericht konnte nicht zweifelsfrei feststellen, ob der Täterin Heimtücke vorzuwerfen sei, unabdingbar als Mordmerkmal.
Marion D. war zwar geschieden von Michael, hatte aber immer noch Kontakt zu ihrem Ex und war mit seiner Mutter sogar befreundet. Am Tattag, dem 11. November 2016, besuchte sie Michael vormittags in seiner Wohnung in der Elisabethstraße zu einem flüssigen Frühstück aus Bier, Wein und Wodka.