Mord an einer noch nicht identifizierten Frau vor 1986
Ermittler fahnden in den Benelux-Staaten und in Großbritannien Am 16. März 1986 fanden Spaziergänger in unmittelbarer Nähe eines Parkplatzes an der Bundesautobahn 6 (Mannheim-Heilbronn, Fahrtrichtung Heilbronn), Gemarkung 68789 St. Leon-Rot/Rhein-Neckar-Kreis/Baden-Württemberg, die bereits stark verweste Leiche einer Frau, die trotz intensiver Ermittlungen einer mehrere Wochen lang tätigen Sonderkommission bis heute nicht identifiziert werden konnte.
Nach den Untersuchungen des Instituts für Rechtsmedizin der Universität Heidelberg war von Beginn an davon auszugehen, dass die Frau einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen war; zum Zeitpunkt ihres Todes, möglicherweise zwischen Frühjahr und Herbst 1985, dürfte sie 27-33 Jahre alt gewesen sein.
Des Weiteren konnten in den Folgewochen nähere Details zu dieser Frau ermittelt werden: - Europäerin - Körpergröße ca. 155 bis 165 cm - bordeauxfarbene Cordhosen und ein hellrotes Langarm-T-Shirt; Kleidergröße nicht bekannt - weiße Tennis-Freizeitschuhe Größe 36 - Zahnprothesenträgerin (Oberkiefer) - Blutgruppe A - dünnes Lederbändchen am linken Fuß - Fingerring (geflochten aus drei gold-, silber-, und bronzefarbenen Drähten
In den Folgejahren bemühten sich Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei ergebnislos um die Identifizierung der Leiche. Unter anderem erbrachte eine im Jahre 2009 am Institut für Rechtsmedizin der Universität Freiburg nach neuesten wissenschaftlichen Methoden erstellte Weichteilrekonstruktion des Schädels ebenso keine weiterführenden Erkenntnisse, wie die Veröffentlichung der von der Toten getragenen Oberkiefer-Zahnprothese in einschlägigen Fachzeitschriften. Eine Materialanalyse der Oberkiefer-Zahnprothese hatte ergeben, dass ein Herstellungsort in Osteuropa ausgeschlossen werden kann. Die Prothese dürfte in einem westeuropäischen Land hergestellt worden sein.
Um wirklich alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Frau auch nach rund 27 Jahren doch noch identifizieren und das Verbrechen an ihr aufklären zu können, hat die Staatsanwaltschaft Heidelberg dann im Jahr 2011 beim Rechtsmedizinischen Institut der Universität München und dem Department für Geo- und Umweltwissenschaften der Universität München zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die anhand einer Isotopenanalyse von Knochen, Zähnen und Haaren der Toten Hinweise zu deren Herkunfts- bzw. letzten Aufenthaltsorten zu Lebzeiten geben sollten. Nach dem Ergebnis dieser Isotopenanalysen nehmen die Ermittler jetzt an, dass die Frau möglicherweise
- mehrfach ihren Wohn- bzw. Aufenthaltsort gewechselt haben dürfte - längere Zeit in den Benelux-Ländern (Luxemburg, Belgien, Niederlande) gelebt und - sich die letzten zehn Monate ihres Lebens möglicherweise in Großbritannien aufgehalten haben könnte.
Woher die Frau stammt, war auch durch die Isotopengutachten nicht eindeutig zu klären; es besteht u.a. eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sie in einem osteuropäischen Staat aufgewachsen sein könnte.
Von einem erneuten Fahndungsaufruf erhoffen sich die Staatsanwaltschaft Heidelberg und das Dezernat Kapitalverbrechen der Heidelberger Kriminalpolizei auch 27 Jahre nach Auffinden der Leiche doch noch Hinweise zur Identität der Toten zu erhalten. Sie wenden sich deshalb besonders an die Öffentlichkeit in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden sowie Großbritannien mit folgenden Fragen:
- Wer kennt die Tote?
- Wer kann Angaben über ihre Identität machen?
- Wer kennt eine Frau, die seit 1985 aus dem Benelux-Raum und/oder Großbritannien verschwunden und deren Schicksal bis heute nicht geklärt ist?
Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Heidelberg unter Tel.-Nr. 06221/99-2421 oder jede andere Polizeidienststelle auch in Europa entgegen.
Nach 28 Jahren will die Heidelberger Polizei den Mord an einer jungen Frau noch aufklären. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse der Isotopenforschung sollen helfen, das Opfer zu identifizieren.
Eine Sonderkommission der Polizeidirektion Heidelberg bemühte sich mehrere Wochen um die Identifizierung eines Verbrechensopfers. Am 16. März 1986 hatten Spaziergänger neben einem Parkplatz an der Autobahn6 Mannheim-Heilbronn bei St. Leon-Rot (Rhein-Neckar-Kreis) die stark verweste Leiche einer Frau entdeckt.
Zwar fanden die Experten am Rechtsmedizinischen Institut der Universität Heidelberg heraus, dass die Frau zwischen 27 und 33 Jahre alt gewesen sein dürfte, als sie vermutlich zwischen Frühjahr und Herbst 1985 starb. Auch konnte von einem Gewaltverbrechen ausgegangen werden. Aber um wen es sich bei der Toten handelte, das ist bis heute völlig unbekannt.
Die Kriminalisten trugen mehrere Teile eines Puzzles zusammen, das jedoch unvollständig geblieben ist. Demnach handelt es sich um eine Europäerin mit Blutgruppe A, zwischen 1,55 und 1,65 Meter groß, Schuhgröße 36. Zum Zeitpunkt der Tat trug sie bordeauxfarbene Cordhosen und ein hellrotes T-Shirt mit langen Ärmeln, weiße Tennisschuhe, ein dünnes Lederbändchen am linken Fuß sowie einen aus gold-, silber- und bronzefarbenen Drähten geflochtenen Fingerring.
Von einer Oberkiefer-Zahnprothese ließ sich durch Materialanalyse ermitteln, dass diese aus einem westeuropäischen Land stammen musste. Eine Produktion in Osteuropa gilt demnach als ausgeschlossen. Doch trotz Veröffentlichungen in Fachzeitschriften konnte sich kein Zahnarzt daran erinnern.
Die Erkenntnis, dass sich die Frau weniger mit Fisch ernährte, mehr mit Fleisch von Tieren, die mit Mais gefüttert worden waren, brachte die Ermittlungen nicht wirklich voran.
Auch eine Rekonstruktion des Schädels am Freiburger Institut für Rechtsmedizin führte nicht zu der erhofften Identifizierung. Jetzt liegen der Polizei aber zwei Isotopengutachten von Knochen, Zähnen und Haaren vor. Isotope sind die verschiedenen Atomarten eines chemischen Elements wie Kohlenstoff, Sauerstoff oder Stickstoff. Je nach Herkunft fällt die Konzentration unterschiedlich aus. Damit lässt sich nachweisen, wo die Frau herstammt und wo sie sich zuletzt aufgehalten hat. Demnach hat die Unbekannte offenbar mehrmals ihren Wohnort gewechselt, wobei sie längere Zeit in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden gelebt haben dürfte.
Außerdem kommt die Analyse zu dem Schluss, dass die Frau wohl die letzten zehn Monate ihres Lebens in Großbritannien verbracht hat. In den untersuchten Haaren fanden sich auch Spuren australischen Bleis, das seinerzeit in britischen Kraftstoffen verwendet wurde. Ihre Herkunft ließ sich nicht eindeutig klären. Mit "gewisser Wahrscheinlichkeit" soll sie in Osteuropa aufgewachsen sein.
Mit diesen Erkenntnissen haben Staatsanwaltschaft und Polizei in Heidelberg einen internationalen Fahndungsaufruf vor allem in den genannten Ländern gestartet. "Nach dem jetzigen wissenschaftlichen Stand ist dies unser letzter Strohhalm", sagte Polizeisprecher Norbert Schätzle der SÜDWEST PRESSE. Sollte die kriminaltechnische Forschung allerdings Fortschritte machen, könnte jederzeit auf die Leiche zurückgegriffen werden. Das Mordopfer ist noch nicht bestattet.