In den Fängen der Internet-Mafia Die Leipzigerin Ursula H. geriet durch eine einfache Jobsuche auf einem seriösen Portal in die Fänge der Internet-Mafia. Sie wurde unwissentlich zur Geldwäscherin für eine Fakeshop-Bande und fiel aus allen Wolken, als sie anstatt der versprochenen Entlohnung ein Schreiben der Staatsanwaltschaft im Briefkasten fand und zu einer hohen Geldstrafe verurteilt wurde.
Monatelang lang blieb die Autorin den Tätern auf der Spur und gab sich selbst als Lockvogel aus. Sie fand heraus, wie dreist die Kriminellen mittlerweile vorgehen und wie schwer es ist, ihre wahre Identität herauszufinden. Am Ende führte die Spur zu einer Fakeshop-Bande, die in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland im großen Stil Onlinebetrug verübte. Ursula H. war nur eine von vielen Geprellten. Auch Alfred M. tappte in die Falle von Cybergangstern. Bei ihm führen die Spuren der Gangster bis ins Baltikum. Für die ARTE-Dokumentation bewerben wir uns bei den Cyber-Kriminellen und erhalten lukrative Jobangebote. Die Cybergangster errichten eine Jahr für Jahr größer werdende Schattenwelt, die sich längst wie ein Spinnennetz um den ganzen Globus gelegt hat. Fahnder und Experten betrachten diese Underground Economy mit großer Sorge, denn sie ist längst zu einer Bedrohung der realen Geschäftswelt geworden.
In der Underground Economy herrschen ähnliche Spielregeln wie im wahren Leben: Es gibt Geldgeber, Händler, Hersteller, Handlanger und wenn man so will technische Dienstleister. Ein lukratives Geschäft, international und völlig anonym. Auf die Schliche kommen ihnen die Fahnder immer nur dann, wenn die Kriminellen einen Fehler begehen.
Die Dokumentation begleitet exklusiv die deutschen Kriminalhauptkommissare Mirko Manske und Stefan Methien in die USA. Die Ermittler vom Bundeskriminalamt arbeiten sehr eng mit dem FBI zusammen. Special Agent Keith Mularski bestätigt: „Es hat sich eine völlig neue Art der organisierten Internetkriminalität entwickelt. Weltweit gibt es Gruppen, die untereinander vernetzt sind und die zusammen von verschiedenen Punkten der Erde aus ihre Beutezüge planen und durchführen.“
Die BKA-Fahnder, das FBI, französische und britische Ermittler haben nur gemeinsam eine Chance gegen die Underground Economy. „Heute wird Schadsoftware entwickelt, um Geld zu verdienen. Und wir haben es nicht mehr mit dem eigentlichen Programmierer zu tun, sondern mit Kunden, mit Auftraggebern dieses Programmierers, die dann die durch den Programmierer erzeugte Schadsoftware kriminell einsetzen“, sagt Mirko Manske vom BKA. Er und seine Kollegen bewegen sich in der Täterwelt. Sie locken die Gangster, indem sie sich selbst als Kriminelle ausgeben und versuchen so deren Vertrauen zu gewinnen.
Sie chatten mit ihnen und treten als Käufer von Schadsoftware oder gestohlenen Kreditkartendaten auf. Wie leicht man mittlerweile Hunderte „frischer“ Daten im Paket und mit entsprechendem Preisnachlass mit wenigen Mausklicks kaufen kann, zeigt uns Mirko Manske vor der laufenden Kamera. Der Cyber-Cop beweist uns auch, wie einfach es geworden ist, einen Trojaner auf einen Computer zu installieren und Daten auszuspionieren.
Orla Cox ist Managerin bei Symantec, einem der weltgrößten Anbieter von Sicherheitssoftware. Symantec hat vor kurzem in Dublin eine neue hochmoderne Zentrale erbaut. Orla Cox sagt: „Deutschland ist die Nummer 1 in Europa hinsichtlich der Anzahl von bösartiger Software, die entwickelt und in den Umlauf gebracht wird. Der jährliche Schaden beläuft sich auf 24 Milliarden Euro.“
Der Film beleuchtet das aufwendige Katz und Maus Spiel der Cyber-Fahnder: Von der ersten, scheinbar unauffälligen Mail zur Kontaktaufnahme, über die Portale von Fakeshop-Banden, über Schwarzmärkte und geheime Foren bis hin zu Festnahmen und Gerichtsprozessen. Er ermöglicht einen tiefen Einblick in die Netzwerke der Internet-Mafia und zeigt die Gesichter der neuen ehrenwerten Gesellschaft. (Text: videos.arte.tv)
Ein Schreiner wird zum ersten Mal Vater. Doch gerade jetzt verliert er seinen Job. Zum Glück findet er schnell eine neue Arbeit. Die Bezahlung ist allerdings deutlich geringer als im alten Job. Er muss sich etwas einfallen lassen. Da stößt er auf eine Anzeige im Internet. Darin wird ein gutes Zusatzeinkommen versprochen - ohne großen Aufwand. Damit geht der Ärger richtig los.
Der junge Mann bewirbt sich auf die Stelle als "Finanzagent". Er bekommt sie. Doch auf die Freude über den neuen Job folgt bald Ernüchterung. Denn kurz darauf meldet sich seine Bank. Auf seinem Konto sei ein hoher Geldbetrag eingezahlt worden. Sogar von Geldwäsche ist die Rede. Am Ende steht sogar die Polizei vor der Tür. Der junge Familienvater wird vor Gericht zitiert und zu einer Geldstrafe verurteilt. Statt zusätzlichem Verdienst gibt es jede Menge Ärger.
Die Masche: Verlockende Jobangebote
Beste Verdienstmöglichkeiten mit wenig Arbeit - mit solchen Angeboten locken Kriminelle ihre Opfer an. In Jobbörsen, übers Internet oder per E-Mail geben sie sich als Vertreter scheinbar seriöser "Finanzmanagementunternehmen" aus. Doch in Wahrheit geht es um Geldwäsche. Wer arglos in die Jobfalle tappt, macht sich unter Umständen sogar strafbar.
Die Betrüger sind kreativ und nennen die Tätigkeit "Finanzagent", "Lieferungsmanager", "Projekt-Koordinator". Sie versprechen eine hohe Provision und mehrere tausend Euro Verdienst binnen kürzester Zeit. Doch in Wirklichkeit suchen sie ahnungslose Menschen, die ihr Girokonto für Überweisungen zur Verfügung stellen. Geld geht auf das Konto des Finanzagenten ein - und soll per Barüberweisung ins Ausland transferiert werden.
Damit verknüpft
Das Geld, das auf das Konto des "Finanzagenten" überwiesen wird, stammt meist von Konten völlig Unbeteiligter. Diese haben - ohne es zu merken - Schadsoftware mit einem Trojaner auf ihrem Rechner. Er kommt auf den Computer, wenn man Mailanhänge von Betrügern öffnet oder auf einer betrügerischen Internetseite surft.
In aller Regel werden Zugangsdaten zum Onlinebanking abgefragt - ein Vorgang, der von der Schadsoftware gesteuert wird. Indem man die Daten bestätigt, löst man - ohne es zu merken - eine Überweisung auf das Konto des Finanzagenten aus.
Vorbeuge- und Präventionstipps Vorbeugetipps zu verlockenden Jobangeboten: Vorsicht bei unrealistischen Verdienstmöglichkeiten! Leihen Sie Ihr Konto niemals für fremde Überweisungen aus!
Präventionstipps zu Phishing: Investieren Sie in einen zuverlässigen und aktuellen Virenschutz auf Ihrem Rechner! Geben Sie die Mailadresse Ihrer Bank immer manuell in den Browser ein!
Verraten Sie nie ihre Bank-Zugangsdaten beziehungsweise bestätigen Sie diese nie. Derlei Abfragen sind bei echten Banken absolut unüblich!
Kontrollieren Sie regelmäßig Ihren Kontostand und widerrufen Sie Überweisungen sofort, die Sie nicht veranlasst haben!