Von Katrin Bischoff, Jens Blankennagel 23.11.01, 00:00 Uhr
EBERSWALDE. Ein verurteilter Sexualstraftäter aus Berlin hat während eines Freigangs ein 15-jähriges Mädchen in Finowfurt (Barnim) vergewaltigt. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) hat den Fall, der sich bereits am vergangenen Wochenende zugetragen hatte, am Donnerstag öffentlich gemacht. "Das ist ein Justizskandal", sagte Brandenburgs DPolG-Landeschef Frank Domanski. Der mutmaßliche Täter Rene S. sei ein verurteilter zweifacher Sexualstraftäter, der eigentlich bis April 2004 in der Haftanstalt Hakenfelde einsitzen müsste.
"Es ist jetzt die Frage, wer dafür geradesteht, dass der Mann bereits nach einem Jahr Haft wieder Freigang bekommen hat und erneut zuschlagen konnte."
Nach Angaben der Polizei hatten sich der 25-jährige Tatverdächtige und das Opfer beim Chatten im Internet kennen gelernt. Seitdem telefonierten sie mit Handys und schickten sich SMS-Nachrichten.
"Am vergangenen Sonnabend trafen sie sich das erste Mal", sagte Polizeisprecher Toralf Reinhardt. Rene S. soll die Schülerin gegen 16 Uhr mit seinem Seat von zu Hause abgeholt haben. "Er fuhr mit dem Mädchen in einen Wald zwischen Finowfurt und Eichhorst", sagte Reinhardt. Dort habe der Mann versucht, die Schülerin zu küssen. Doch das Mädchen habe sich gewehrt, so dass Rene S. gewalttätig geworden sei. "Er schlug seinem Opfer ins Gesicht und zerrte es ins Auto", sagte der Polizeisprecher. Dort habe Rene S. die Schülerin vergewaltigt. Dann fuhr er nach Eberswalde und setzte sie an einer belebten Straße ab.
Haftbefehl erlassen
Das Mädchen erstattete Anzeige. Über die Handynummer konnten wir den mutmaßlichen Täter ermitteln", sagte Reinhardt. Rene S. war an jenem Abend nicht wie beim Freigang vorgesehen in die Haftanstalt zurückgekehrt. Polizisten konnten ihn schließlich in seiner Berliner Wohnung festnehmen. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen Vergewaltigung erlassen. Er sitzt jetzt in Eberswalde in Untersuchungshaft. "Der Mann gibt zu, mit dem Mädchen geschlafen zu haben. Zum Vorwurf der Vergewaltigung schweigt er", sagte Reinhardt.
Der Tatort befindet sich nicht weit entfernt von dem Ort, an dem die zwölfjährige Ulrike Brandt im Februar verschleppt und kurz darauf vergewaltigt und getötet worden war. Auch in diesem Fall war der Justiz Versagen vorgeworfen worden, weil der Täter zum Zeitpunkt des Verbrechens auf Bewährung auf freiem Fuß war - obwohl der mehrfach vorbestrafte Autodieb als "Bewährungsversager" galt.
Einige Themen: Hagen: Bauunternehmer tot in Lagerhalle aufgefunden; Ermittlungen gegen Unfallfahrer in Berlin; Retro: 20 Jahre Festnahme des Mörders von Ulrike Brandt
34 min| 29.03.2021 29.03.2021 Verfügbarkeit:Video verfügbar bis 29.03.2022